Schon im Vorfeld der Beisetzung war die Rede von «Beerdigungsdiplomatie». Nun zeigen Bilder, wie Trump und Selenski in Rom diskutieren. Der ukrainische Präsident gibt sich nach der Unterredung optimistisch und Trump zweifelt an Putins Bereitschaft für den Frieden.
Vielleicht wird von der Beisetzung von Papst Franziskus ein Bild besonders in Erinnerung bleiben. Eines, das mit dem verstorbenen Pontifex gar nichts und mit seiner Beerdigung auch nur wenig zu tun hat, aber viel mit der diplomatischen Bühne, die dieser Grossanlass in Rom bot. Der amerikanische Präsident Donald Trump und der ukrainische Staatschef Wolodimir Selenski haben sich im Vorfeld der Trauerfeier zu einem persönlichen Gespräch im Petersdom getroffen.
Selenski und sein Team haben dabei einmal mehr unter Beweis gestellt, dass sie sich auf politische Kommunikation verstehen. Die vom ukrainischen Präsidentenbüro verbreiteten Bilder zeigen, wie die beiden Präsidenten sich auf Stühlen nah gegenüber sitzen und sich ohne Dolmetscher oder Berater unterhalten.
Im Februar war es während Selenskis Besuch im Weissen Haus zu einem live vor Fernsehkameras ausgetragenen Eklat gekommen. Und im Umfeld der Gespräche über den amerikanischen Friedensplan, die diese Woche in London stattfanden, formulierte Trump erneute heftige Vorwürfe an die Adresse des ukrainischen Präsidenten.
Das Gespräch im Petersdom war für die beiden Staatsmänner die erste Gelegenheit, das dadurch stark eingetrübte Verhältnis wieder etwas gerade zu rücken.
Starmer und Macron im Hintergrund
Ein Sprecher des Weissen Hauses sprach nach der Unterredung, die etwa eine Viertelstunde gedauert haben soll, von einem sehr produktiven Treffen. Selenski schrieb auf der Plattform Telegram: «Es war ein sehr symbolträchtiges Treffen, das das Potenzial hat, ein historisches zu werden, wenn wir gemeinsame Ergebnisse erzielen».
Ein weiteres Bild, das Selenskis Büro veröffentlichte, zeigt neben dem ukrainischen und dem amerikanischen Präsidenten auch noch den britischen Premierminister Keir Starmer und den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, die in einer Runde stehen.
Wie Macrons Büro später mitteilte, sei das Gespräch positiv verlaufen. Der französische Präsident teilte zudem nach einem bilateralen Treffen mit Selenski über die Plattform X mit, die Ukraine sei zu einem bedingungslosen Waffenstillstand bereit.
Der jüngste Eklat zwischen Washington und Kiew war am amerikanischen Friedensplan entbrannt. Dieser verlangt von der Ukraine weitreichende Zugeständnisse, während er Russland stark entgegenkommt. Besonders die von Washington in Aussicht gestellte rechtliche und somit definitive Anerkennung der seit 2014 von Russland besetzten Krim als russisches Territorium ist für Kiew inakzeptabel.
Nachdem er diesen Punkt am Vorabend der Verhandlungen in London wiederholt hatte, reagierten die USA äusserst verärgert. Aussenminister Marco Rubio sagte seine Reise zu den Gesprächen ab, Präsident Trump warf Selenski später vor, die amerikanischen Friedensbemühungen stark beschädigt zu haben.
Gegenvorschlag zum amerikanischen Friedensplan
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Freitag, dass die Ukraine zusammen mit europäischen Verbündeten den USA einen Gegenvorschlag unterbreitet habe. Dieser unterscheidet sich vor allem in den beiden für Kiew wichtigsten Fragen nach territorialen Konzessionen und künftigen Sicherheitsgarantien vom amerikanischen Plan.
So wird ein bedingungsloser Waffenstillstand als Vorbedingung für Verhandlungen über territoriale Fragen genannt. Als Basis für diese solle der gegenwärtige Frontverlauf dienen. Obwohl eine Nato-Mitgliedschaft nicht explizit gefordert wird, solle die Ukraine auch unter Mitwirkung der USA robuste Sicherheitsgarantien erhalten, die sich an die Beistandspflicht des Nordatlantik-Pakts orientieren. Ausserdem wird der Austausch aller Kriegsgefangenen sowie die Rückkehr aller von Russland verschleppten ukrainischer Kinder gefordert.
Selenski dürfte mit Trump über diese Punkte gesprochen haben. Wie sehr er dabei auf Gehör stiess, ist vorerst Spekulation. Allerdings signalisierte Trump, dass er bereit ist, auch auf Russland weiterhin Druck auszuüben. Bisher schienen die amerikanischen Friedensbemühungen für Moskau vornehmlich Zuckerbrot bereit zu halten, während die Peitsche in erster Linie gegenüber Kiew zum Einsatz kam.
Ungewöhnlich scharfe Worte von Trump an Putin
Nach dem Treffen mit Selenski erwähnte Trump in einem Beitrag auf seiner Plattform Truth Social die Möglichkeit von verschärften Zwangsmassnahmen gegen Russland. Er nannte Sekundärsanktionen, also Massnahmen gegen Drittländer, Unternehmen oder Einzelpersonen, die weiterhin mit Russland Geschäfte machen. Auch die Möglichkeit, Russland noch weiter vom internationalen Bankensystem abzuschneiden, wurde erwähnt.
Zur Begründung schrieb Trump, dass Putin vielleicht den Krieg gar nicht beenden wolle, sondern ihn nur hinhalte und deshalb anders behandelt werden müsse. Für die russischen Raketenangriffe der letzten Tage auf zivile Gebiete in der Ukraine habe es keinen Anlass gegeben. Seine Drohung, sich ganz aus dem Konflikt zurückzuziehen, wenn die beiden Kriegsparteien nicht zu einer Einigung bereit seien, wiederholte Trump nicht.
All dies dürfte die Ukraine und ihre europäischen Unterstützer nach den Spannungen der letzten Tage und Wochen ein wenig beruhigen – und Hoffnung verleihen, dass sich in den amerikanischen Friedensbemühungen das Pendel, das zuletzt stark zugunsten Russlands ausgeschlagen hat, wieder etwas einmitten wird.