Bitcoin und Kryptowährungen werden immer beliebter. Oft aber ist unklar, wie man sich am besten engagiert, ohne unnötig Risiken einzugehen. Heute stehen neue Möglichkeiten zur Verfügung.
Kryptoanlagen gehören heute zum Mainstream. Waren Bitcoin und Co. noch vor wenigen Jahren vor allem ein Zeitvertreib für IT-Fans und technikaffine Kritiker des Establishments, so sind digitale Assets heute vor allem bei jüngeren Anlegern genauso beliebt wie verbreitet. Krypto ist daran, sich als eigenständige, ernstzunehmende Anlageklasse zu etablieren.
Das Investieren findet heute auch nicht mehr nur direkt auf unregulierten Online-Plattformen statt, die jede Transaktion zur Zitterpartie machen. In der Schweiz bieten immer mehr auch herkömmliche Finanzdienstleister und sogar Kantonalbanken einfachen Zugang zu Kryptoanlagen an, einfach über ihre E-Banking-Plattformen. Damit entfällt für die Anleger ein Teil der Risiken.
Doch was ist die beste und sicherste Art, sich zu engagieren? Die NZZ gibt einen Überblick über die verschiedenen, auch neuen Möglichkeiten, die Anlegern heute zur Verfügung stehen, um in diese Vermögenswerte zu investieren. Der Blick gilt dabei vor allem der Sicherheit und der Einfachheit des Investitionsprozesses und den Kosten.
Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Ich habe keine Erfahrung mit Bitcoin. Wie fange ich an?
Die Zeiten, als Bitcoins nur Nerds vorbehalten waren, sind vorbei. Immer mehr Leute suchen einfachen Zugang zu dieser Anlageklasse. Wer keine Erfahrung mit Kryptowährungen hat, muss sich vor dem Investieren bewusst sein, dass es sich um eine sehr risikoreiche und volatile Anlageform handelt. Das heisst, der Wert des Bitcoins und anderer Coins kann innert kurzer Zeit stark schwanken. Auch mit einem Totalverlust muss gerechnet werden. Deshalb sollte nur ein kleiner Teil des verfügbaren Vermögens, gemäss Finanzprofis maximal 1 bis 5 Prozent, dafür eingesetzt werden.
Um zu investieren, ist es auch nicht mehr nötig, Bitcoins selbst in einem eigenen Wallet aufzubewahren. Die Einstiegshürden sind tief. Mittlerweile können Kryptoanlagen nicht nur über spezialisierte Online-Plattformen, sondern auch über börsengehandelte Fonds oder über das E-Banking einer Bank erworben werden. Besonders die Zulassung spezieller Fonds, sogenannter Bitcoin-ETF, hat den Investitionsprozess nochmals einfacher und sicherer gemacht.
Börsengehandelte Fonds (Exchange-Traded Funds) auf Bitcoin werden von professionellen Vermögensverwaltern angeboten. Diese investieren und wickeln den Kauf ab. Anleger müssen sich nicht darum kümmern, sondern erwerben bloss Anteile an diesen ETF. Man kann somit in den Bitcoin investieren, ohne ihn direkt zu besitzen.
Damit machen Anleger die Kursbewegungen der Kryptoleitwährung mit, müssen sich aber nicht mit Erwerb oder Aufbewahrung befassen. Auch die Verwaltungsgebühren sind bei ETF verhältnismässig tief. ETF können bequem über eine E-Banking-Plattform oder einen Online-Broker gekauft und verkauft werden, wobei hier zusätzliche Gebühren anfallen, die je nach Anbieter stark variieren können.
Kann ich über meine Hausbank Kryptowährungen kaufen?
In den meisten Fällen: nein. Grosse Schweizer Banken wie Raiffeisen, UBS oder die ZKB haben bisher Berührungsängste mit Kryptowährungen, vor allem wenn es darum geht, sie ihren Privatkunden anzubieten. Doch es findet ein Umdenken statt. Auch in der Schweiz bieten immer mehr etablierte Finanzinstitute die Möglichkeit an, Kryptowährungen zu kaufen.
Jüngst hat Postfinance ein Angebot lanciert, bei dem man über die reguläre E-Finance-Plattform in 15 gängige Kryptowährungen investieren kann. Aber auch die Luzerner und die Zuger Kantonalbank, Swissquote, Valiant und Yuh haben entsprechende Angebote. Dabei fallen jedoch relativ hohe Transaktionsgebühren zwischen 0,9 und 1,8 Prozent an. Hinzu kommen Gebühren für die Führung eines Depots, falls noch kein solches vorhanden ist.
Was ist besser: über eine Bank oder via ETF investieren?
Die ETF- und die Banklösungen sind für unerfahrene Kryptoanleger die bequemste und sicherste Art, in Bitcoin zu investieren, da man kein eigenes Wallet halten und auch nicht spezialisierte Kryptoplattformen wie beispielsweise Binance, Bitpanda, Etoro oder Kraken nutzen muss. «Als Wertanlage ist es für die meisten in der Schweiz am sinnvollsten, auf eine Bank- oder ETF-Lösung zu setzen», sagt Rino Borini, Gründer des Krypto-Begegnungsorts House of Satoshi in Zürich und Dozent an der HWZ. Aber auch eine Mischform aus eigenem Wallet und Bank sei denkbar.
Welche Kryptowährungen sind für Anfänger geeignet?
Anleger, die sich in der Kryptowelt noch nicht gut auskennen, sollten sich zunächst auf die Kryptoleitwährung Bitcoin und allenfalls auf die zweitgrösste Währung, Ether, beschränken. Auch bei diesen kommt es zu grossen Wertschwankungen, doch sie sind in der Regel geringer als bei weniger bekannten Coins. Bitcoin und Ether sind auch volumenmässig die grössten Kryptowährungen, wobei auch viele institutionelle Investoren in diesen investiert sind.
Will man darüber hinausgehen, gilt es sich wie bei herkömmlichen Investitionen über die Eigenschaften der angezielten Kryptowährungen zu informieren, bevor man Geld in sie steckt. Die thematische Auswahl ist gross und reicht von Zahlungsmitteln und Wertaufbewahrungs-Coins wie Bitcoin über Stable Coins, die eine Fiat-Währung abbilden, und Smart-Contract-Netzwerke wie Solana bis zu rein spekulativen Meme-Coins wie dem Dogecoin.
Ist es noch zeitgemäss, Kryptowährungen direkt zu besitzen?
Für Borini kommt es vor allem auf das Motiv an, warum man Bitcoin überhaupt besitzen wolle. «Mit einem ETF oder über eine Bank bleibt man Teil des Finanzsystems», sagt er. Wenn man Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin, als Absicherung für den Fall von Finanzkrisen oder staatlicher Instabilität halten wolle, brauche es ein eigenes Wallet. Zumal ETF auch aus Kostensicht nicht immer das beste Produkte seien: Es fielen diverse Gebühren im In- und Ausland an, zudem sei man dem Anbieter ausgeliefert, hält der Kryptoexperte fest.
Der Umgang mit einem eigenen Wallet will jedoch geübt sein. So gibt es grundsätzlich zwei Arten von Wallets: sogenannte Cold Wallets, bei denen die privaten Zugangsschlüssel der Kryptowährungen offline, also vom Internet getrennt, etwa auf einem USB-Stick, gehalten werden. Das macht die Aufbewahrung sicherer vor Diebstahl, den Coin aber umständlich in der Handhabung.
Daneben gibt es sogenannte Hot-Wallet-Lösungen, bei denen die privaten Zugangsschlüssel, die den Zugang zu den Kryptowährungen kontrollieren, online gespeichert werden. Diese Art der Aufbewahrung gilt als weniger sicher, dafür ist der Zugriff auf die Kryptobestände einfacher. «Ein Wallet selbst zu verwalten, birgt Gefahren, weil es gehackt werden kann», sagt Borini. Deshalb sollte man in einem Hot Wallet etwa auf dem Handy keine grossen Beträge aufbewahren.
Kann man auch über «Staking» in Krypto investieren?
Gemäss Borini ist das Staking keine eigene Anlageart, sondern lediglich eine Zusatzeigenschaft gewisser Coins wie Ethereum, Cardano oder Tezos. Staking wird vereinfacht als eine Art Kryptodividende umschrieben, es ist auch vergleichbar mit Zinsen auf einem Sparkonto. Kryptowährungen werden dabei in speziellen Wallets gehalten, um die Sicherheit des Blockchain-Netzwerkes zu gewährleisten. Im Gegenzug erhält man Belohnungen in Form von zusätzlichen Kryptobeständen, sogenannte Staking-Rewards.
Um an diese Rewards zu kommen, muss man jedoch zuerst die Basisanlage erwerben. Ein Nachteil beim Staking ist, dass der Zugang zu den Coins blockiert wird, zwischen einem Tag und einem Jahr: «Es ist etwas für Fortgeschrittene», schlussfolgert Borini.
Auch spezialisiertere Produkte wie Derivate auf Kryptoanlagen seien nur etwas für Profis. Private Anleger seien mit Hebelprodukten, die die potenziellen Gewinne (und Verluste) vervielfachen, fast nie erfolgreich. «Davon würde ich die Finger lassen», sagt Borini. Denn auch wenn der Zugang zu Bitcoin in jüngerer Zeit stark vereinfacht wurde und sich kundenfreundlicher ausnimmt, ist es für Anleger in der Kryptowelt weiterhin sehr leicht, sich schnell die Finger zu verbrennen.