Für die Schweizer Nationalmannschaft beginnt in Kopenhagen eine neue Kampagne. In der Nations League geht es um Geld, Punkte und eine günstige Ausgangslage für die WM-Qualifikation.
Es war der erste Auftritt von Gregor Kobel als Nummer-eins-Goalie der Schweizer Nationalmannschaft, als er am Mittwochabend auf dem Podium im Parken-Stadion in Kopenhagen neben dem Nationaltrainer Murat Yakin Platz nahm. Ein bisschen Anspannung gehörte wohl zu dieser Premiere, es sei «schon noch mal etwas anderes als im Klub», sagte Kobel später zu seiner neuen Rolle als Nachfolger von Yann Sommer. Aber nervös? Das werde er erst morgen wissen, sagte er. «Nervosität ist Teil unseres Jobs.»
Gegen Dänemark beginnt für Kobel am Donnerstagabend um 20 Uhr 45 ein neues Kapitel in der Karriere. Es sei ein Bubentraum gewesen, einmal der Goalie Nummer eins im Nationalteam zu sein, sagte er. Deshalb habe er sich auch sehr gefreut, als er nach dem Bekanntwerden von Sommers Rücktritt den Anruf von Yakin bekommen habe. Er sagte: «Ich werde alles dafür tun, meinen Teil zum Erfolg und zu einer guten Atmosphäre im Team beizutragen.»
Denis Zakaria dürfte sich als Innenverteidiger versuchen
Der Wechsel zwischen den Torpfosten ist nach zehn Jahren mit Sommer die grösste Änderung im Schweizer Team. Doch auch der Rücktritt des Innenverteidigers Fabian Schär stellt Yakin vor die Aufgabe, neue Lösungen zu finden – im Abwehrzentrum. «Ich habe heute Morgen entschieden, es gibt eine eher offensive und eine eher stabile Variante», sagte der Coach. Konkreter wollte er nicht werden.
Dennoch ist zumindest die Startaufstellung gegen Dänemark nicht besonders schwer zu erraten. Yakin deutete wie bereits bei der Bekanntgabe des Kaders nochmals an, dass er den Mittelfeldspieler Denis Zakaria auch für eine gute Option in der Dreierkette hält – das wäre wohl «die offensivere Variante».
In Monaco, wo Zakaria zum Captain aufgestiegen ist, hat der 27-Jährige gelegentlich bereits in der Verteidigung ausgeholfen. Nico Elvedi hätte damit das Nachsehen, falls Zakaria neben Manuel Akanji und Ricardo Rodriguez spielt. Elvedi könnte dann Teil der defensiveren Variante am Sonntag gegen Spanien sein. Auch der erstmals nominierte Gregory Wüthrich käme dafür infrage.
Auf der linken Seite dürfte Yakin auf Michel Aebischer und Ruben Vargas setzen, die rechte Flanke könnte vom wieder genesenen Silvan Widmer und von Fabian Rieder bearbeitet werden. Im Zentrum sind Granit Xhaka und Remo Freuler gesetzt, im Sturmzentrum ist es Breel Embolo.
Dänemark ist kein einfacher Gegner. Die Dänen erreichten an der EM den Achtelfinal, schieden dann aber gegen Deutschland aus (0:2). Nach dem Turnier gab der dänische Captain Simon Kjaer nach 132 Länderspielen den Rücktritt bekannt. Verletzt abgemeldet haben sich Andreas Christensen, Thomas Delaney und Rasmus Hojlund.
Mehr ins Gewicht fallen dürfte, dass Dänemarks Nationalcoach Morten Wieghorst wegen Stresssymptomen krankgeschrieben ist. Für Wieghorst wird Lars Knudsen an der Seitenlinie stehen. Knudsen ist Co-Trainer im FC Augsburg und hat von seinem Arbeitgeber die Freigabe für den Interim-Einsatz bekommen. Knudsen kennt die meisten seiner Spieler als ehemaliger Nachwuchstrainer im dänischen Verband.
Der Einfluss auf die WM-Qualifikation
Neben Dänemark misst sich die Schweiz in der Liga A mit Spanien und Serbien. Nach dem Match gegen den Europameister Spanien im ausverkauften Stade de Genève am Sonntag ist Serbien im Oktober in Leskovac der dritte Gruppengegner. Nach dem letzten Gruppenspiel in Teneriffa gegen Spanien wird im November abgerechnet: Die beiden Gruppenersten qualifizieren sich neu für ein Play-off im März. Die vier Sieger der Play-offs nehmen am Finalturnier im Juni 2025 teil. Auf dem Papier sind die Schweizer das zweitstärkste Team in ihrer Gruppe. Als Vierte würden sie direkt absteigen, als Gruppendritte müssten sie ein Play-off gegen den Abstieg austragen.
Die Ergebnisse der Nations League beeinflussen zudem die Auslosung der WM-Qualifikation für das Turnier in Nordamerika im Sommer 2026. Neben dem Fifa-Ranking sollen unter anderem unabhängig von der Klassierung in der Nationen-Rangliste die Ersten und die Zweiten aus den vier Nations-League-Gruppen in der Liga A im ersten Topf für die Auslosung gesetzt sein. Die vier verbleibenden Plätze im ersten Topf werden nach dem Ende der Nations League bestimmt. Für die Schweizer wäre es ein Vorteil, in der Auslosung im ersten Topf zu sein, weil sie so in der WM-Qualifikation den Top-Nationen aus dem Weg gehen könnten.
Ebenfalls noch nicht offiziell bestätigt ist, dass die vier Finalteilnehmer der Nations League automatisch auch für ein Play-off für die WM-Teilnahme qualifiziert sind, sollte ein Team in der WM-Qualifikation nicht den ersten oder zweiten Gruppenplatz erreichen.
Die Auslosung der WM-Qualifikation findet Ende November oder Anfang Dezember statt. Wegen der Aufstockung auf 48 WM-Teilnehmer werden neu 16 statt wie bisher 13 Mannschaften aus Europa an der WM teilnehmen können. Auch finanziell ist die Nations League lukrativ. Die Schweizer kassieren 2,25 Millionen Euro Startgage in der Liga A. Wer das Finalturnier erreicht, streicht nochmals 2,5 Millionen ein. Die Siegprämie beträgt zusätzlich 6 Millionen Euro.
Bis abgerechnet wird, dauert es allerdings noch eine Weile. Als Erstes gilt für das Schweizer Nationalteam, die Aufgabe in Kopenhagen zu lösen.