Die weltweiten versicherten Schäden aus Naturkatastrophen erhöhen sich im Schnitt um 5 bis 7 Prozent pro Jahr, wie eine Studie zeigt. Als Gründe gelten Verstädterung, Inflation und der Klimawandel.
Naturkatastrophen haben weltweit im vergangenen Jahr versicherte Schäden in Höhe von 137 Milliarden Dollar verursacht. Die teuersten Ereignisse waren dabei die Hurrikane «Helene» und «Milton» in den USA im September und Oktober, wie eine Studie des Swiss Re Institute zeigt. Sie sorgten zusammen für versicherte Schäden in Höhe von 44 Milliarden Dollar.
Weltweit verursachten auch Waldbrände und Überflutungen hohe Kosten. Die Katastrophe von Valencia war dabei das teuerste Flutereignis. Sie sorgte für einen versicherten Schaden von 4,7 Milliarden Dollar.
Das Jahr 2005 war mit dem Hurrikan «Katrina» besonders schlimm
Trotzdem gilt 2024 nicht als besonders schlimmes Jahr, was die Schäden durch Naturkatastrophen angeht. Ein solches war beispielsweise das Jahr 2005, als der Hurrikan «Katrina» New Orleans heimsuchte. In den vergangenen drei Jahrzehnten gab es fünf solche Jahre mit besonders hohen versicherten Schäden. Das letzte war 2017, als die Hurrikane «Harvey», «Irma» und «Maria» in den USA und auf Puerto Rico wüteten.
Käme es erneut zu einem solchen Jahr mit extremen Naturkatastrophen, könnten die versicherten Schäden auf 300 Milliarden Dollar oder mehr steigen, heisst es in der Studie. Zu den wahrscheinlichsten Ereignissen, die dazu führen könnten, zählt Balz Grollimund, Chef des Bereichs Katastrophengefahren beim Rückversicherer Swiss Re, Hurrikane in den USA sowie Erdbeben in Kalifornien oder Japan. Europa stehe in dieser Hinsicht nicht oben auf der Liste. Die Orkane «Lothar» und «Martin» im Jahr 1999 hätten aber ebenfalls erhebliche Schäden verursacht.
Selbst ein Jahr wie 2005 habe die Versicherungsbranche aber finanziell abfedern können, sagt Grollimund weiter. Allerdings sei davon auszugehen, dass der Sektor in einem solchen Ausnahmejahr Verluste machen werde.
Feuer in Kalifornien sorgen für schlechten Start ins Jahr 2025
Im Jahr 2025 gab es mit den Lauffeuern in Kalifornien einen schlechten Start. Alleine diese Naturkatastrophe dürfte bereits versicherte Schäden in Höhe von 40 Milliarden Franken verursacht haben. Das Swiss Re Institute rechnet für dieses Jahr mit versicherten Schäden von global 145 Milliarden Dollar.
Dies würde dem durchschnittlichen Anstieg von versicherten Schäden aus Naturkatastrophen von 5 bis 7 Prozent pro Jahr entsprechen. Für die immer höheren Kosten nennen Experten mehrere Gründe:
Gestiegener Wohlstand und Inflation. Laut Grollimund ist vor allem der steigende Wohlstand für die höheren versicherten Schäden verantwortlich. «Menschen besitzen mehr. Darum kostet es auch mehr, heute beschädigte Gebäude wieder aufzubauen, als dies vor zwanzig oder dreissig Jahren der Fall war», sagt er.
«Dabei ist auch die Inflation ein wichtiger Treiber für die Zunahme der versicherten Schäden», sagt Michael Stahel, Partner bei der Investmentgesellschaft LGT Capital Partners. Mit der Zollpolitik der US-Regierung unter Donald Trump dürfte diese sogar noch zunehmen und die Materialkosten für den Wiederaufbau von Schäden weiter steigern. Durch die restriktive Einwanderungspolitik dürften sich zusätzlich die Kosten für Arbeitskräfte verteuern.
Verstädterung und Bevölkerungswachstum. Auch die Verstädterung gilt als ein wichtiger Faktor. Grollimund nennt das Beispiel der Region Tampa Bay in Florida, die im Jahr 2022 vom Hurrikan «Ian» getroffen wurde. Hier sei die Bevölkerung in den vergangenen fünfzig Jahren um 620 Prozent gewachsen. Da die Region so viel stärker bevölkert ist, fallen auch die versicherten Schäden grösser aus. Dieser Trend sei in vielen Regionen auf der Welt zu beobachten, sagt Grollimund. Immerhin hätten sich vielerorts die bautechnischen Standards verbessert, was Schäden durch Naturkatastrophen entgegenwirke.
Stahel erwähnt in diesem Zusammenhang den Hurrikan «Donna» aus dem Jahr 1960, der südwestlich von Miami quer über Florida verlief. «Würde heute ein Hurrikan entlang derselben Strecke verlaufen, hätte dies verheerende Folgen», sagt er. Die Region sei heute viel stärker besiedelt als damals.
Bauten in exponierten Gebieten. In den vergangenen Jahrzehnten wurde auch verstärkt in höher exponierten Gebieten gebaut. «Städte stehen zumeist entweder in der Nähe von Flüssen oder Küsten und sind prinzipiell höher exponiert», sagt Grollimund. In den USA komme hinzu, dass die Bautätigkeit in Gebieten zugenommen habe, in denen die Gefahr von Waldbränden bestehe. In Kalifornien beispielsweise sei im Zeitraum von 1990 bis 2020 die Zahl der Gebäude in von Waldbränden gefährdeten Gebieten um rund 40 Prozent gestiegen.
Klimawandel erhöht Gefahr von Waldbränden. Die Swiss Re geht beispielsweise für Hagel- und Tornadoschäden in den USA davon aus, dass rund 85 bis 90 Prozent des Anstiegs der versicherten Schäden durch die oben genannten Faktoren zu erklären sind, der Rest jedoch nicht. Hier liege die Schlussfolgerung nahe, dass der Klimawandel eine Rolle spiele, sagt Grollimund. Bei den Gefährdungen durch Waldbrände habe dieser zweifellos einen Einfluss. So steige in bestimmten Regionen die Zahl der Tage mit Wetterbedingungen, in denen die Gefahr von Waldbränden erhöht sei – eben an heissen, trockenen Tagen mit starkem Wind.