Zug ist Gastkanton am diesjährigen Sechseläuten. Er zeigt sich als Kanton der Briefkästen, Bitcoins und Bonzen.
Am Montag hat der diesjährige Gastkanton Zug sein Konzept für das Sechseläuten präsentiert. Felix Boller begrüsst die Anwesenden in der «Stubä» des Zunfthauses zur Waag. Er ist Präsident des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs. Boller bedankt sich bei Zug fürs Gastgeschenk. Er sagt dazu: «Nein, es sind keine Bitcoins. Es ist ein frischgebackener Bundesrat.»
Schon in vier Wochen ist es so weit: Am Montag, 28. April, wird der Böögg auf dem Zürcher Sechseläutenplatz verbrannt. Der Kanton Zug ist zum zweiten Mal Gastkanton am Sechseläuten, die Premiere fand im Jahr 2007 statt. Bis jetzt waren alle Kantone bis auf Jura und Neuenburg mindestens einmal am Zürcher Fest dabei.
Der Gastkanton zeigt sich an diesem Sechseläuten mit Selbstironie. Das Motto von Zug lautet: «Kirschen, Krypto und Klischees». Der Kanton will Vorurteile entkräften und zeigen, dass Zug nicht bloss ein Steuerparadies ist, sondern vor Tradition strotzt.
Das Motto hat nicht bei allen Anklang gefunden. Im Dezember reichten zwei Zuger SVP-Kantonsparlamentarier eine Anfrage bei der Zuger Regierung ein, mit der sie sich beschwerten: Es herrsche ein schweizweites Zug-Bashing.
Landammann Andreas Hostettler stellt am Montag nun Zugs Vision im Zunfthaus zur Waag vor. Er wird von seiner Kollegin Regierungsrätin Silvia Thalmann-Gut begleitet. Sie trägt riesige Ohrringe in Form von Kirschen – ein Hinweis auf die bald blühenden Kirschbäume in Zug. Wenn sie spricht, bewegen sich die baumelnden Kirschen im Takt.
Die Titelseite ihrer Präsentation zieren ein Dutzend Briefkästen, dazwischen vereinzelte Wohnhäuser – die Briefkästen sind eine Anspielung auf die in Zug angeblich angesiedelten Briefkastenfirmen. In der Mitte der englische Schriftzug: #inlovewithzug.
Mehr als nur Briefkästen und Bonzen
Wie Landammann Hostettler sagt, stehen die Kirschen für die Tradition und die Heimat. Krypto soll die Moderne und die Zukunft symbolisieren. «Mit Zugern ist gut Kirschen essen», soll zum Beispiel auf der Quaibrücke zu lesen sein. Zudem wird ein «Zürcher Chriesisturm» stattfinden am Mittwoch vor dem Sechseläuten. Dabei rennen Zünfter, Kinder und Prominente mit Leitern auf einer Strecke von 350 Metern durch die Altstadt und versuchen in den verwinkelten Gassen, so schnell wie möglich an den Münsterhof zu gelangen.
Beim Thema Klischees holt Hostettler mit Selbstironie etwas weiter aus. Die häufigsten Vorurteile lauteten: «In Zug fahren alle einen Porsche», «In Zug bezahlt man das Gipfeli mit Bitcoins» oder «In Zug gibt’s mehr Briefkästen als Wohnungen».
Um diese Vorurteile zu entkräften, wird es auf dem Lindenhof, einem wichtigen Schauplatz des Sechseläutens, eine Ausstellung über den Kanton geben. Dort können Interessierte einiges über die Zuger Geschichte lernen und sich vielleicht von der einen oder anderen allzu rasch getroffenen Annahme trennen.
In einem provisorischen Laden kann man allerlei Zug-Merchandise-Artikel kaufen, so etwa Bomberjacken mit Böögg und Kirschen. Aber aufgepasst, mit Bitcoins kann nicht bezahlt werden. Auf der Quaibrücke werden nämlich Banderolen aufgehängt, die in grossen Lettern verkünden: «Bitcoins sind ungültig auf dem Lindenhof» – mehr Selbstironie geht kaum.
Und obwohl an gewissen Vorurteilen etwas dran sein möge – «erstaunlich viele Zugerinnen und Zuger fahren Porsche», scherzt Hostettler –, versichert er: Zug kann mehr. Zug kann Fasnacht, Kirschensammeln und neu: Bundesrat.
Wenn sich der Ehrengast in einen Bundesrat verwandelt
Am diesjährigen Sechseläuten sind 115 Ehrengäste eingeladen. Sie alle stammen aus der Politik, der Kultur, der Wirtschaft oder dem Showbusiness und verteilen sich auf die 26 Zünfte.
Ein Ehrengast gibt bei diesem Sechseläuten besonders viel zu reden: der neugewählte Mitte-Bundesrat Martin Pfister. Pfister wurde im März zum ersten Zuger Bundesrat seit 50 Jahren und zum dritten in der Geschichte des Kantons gewählt. Auch er wird am Sechseläuten mitlaufen – und zwar bei der Zunft Wiedikon.
Die Quartierzunft lud Pfister schon im November ein, damals noch als Zuger Regierungsrat. Michael Imhof ist Zunftmeister der Zunft Wiedikon. Für Imhof ist es ein Glückstreffer, dass sich sein Ehrengast in einen Bundesrat verwandelt hat.
Seit Pfisters Wahl im März habe Imhof viele Rückmeldungen erhalten. Schon einige Stunden danach hätten ihm Leute zum Coup gratuliert. Natürlich sei es eine Ehre, den neusten Bundesrat als Ehrengast begrüssen zu können. Und weil Pfister nicht mehr «nur» Regierungsrat ist, musste das Sicherheitskonzept angepasst werden.
Darin ist die Zunft Wiedikon geübt. Vergangenes Jahr durfte sie den SVP-Bundesrat Albert Rösti am Sechseläuten begrüssen. Rösti ist heuer Ehrengast bei der Zunft zur Saffran. Neben Rösti und Pfister sind die beiden Bundesräte Ignazio Cassis und Guy Parmelin am Sechseläuten dabei.
Zudem sind zahlreiche Stände- und Nationalräte sowie Kantons- und Regierungsrätinnen unter den Ehrengästen. Bei der Zunft zu den Drei Königen wird der abtretende Chef der Armee, Thomas Süssli, mitlaufen.
Und auch Corine Mauch wird noch ein letztes Mal im Amt als Zürcher Stadtpräsidentin bei der Gesellschaft zur Fraumünster als Ehrengast mitlaufen.
Zürich und Zug sind verbunden
Aus dem Kanton Zug werden neben den Regierungsrätinnen und -räten mehr als 300 Zugerinnen und Zuger am Umzug teilnehmen, die alle aus den elf Zuger Einwohnergemeinden stammen.
Obwohl der Kanton Zug der kleinste Vollkanton ist, ist er von grosser wirtschaftlicher Bedeutung und konkurriert mit Zürich. Immerhin: Der Kantönligeist wird für einen kurzen Moment vergessen, als der Zuger Landammann Andreas Hostettler die Ähnlichkeiten der beiden Kantone hervorhebt: Beide haben ein blau-weisses Kantonswappen, beide beginnen mit «Z», beide Kantonshauptorte heissen gleich wie der Kanton selbst.
Zürich und Zug seien verbunden, sagt Hostettler. Zug gehört zur Greater Zurich Area – und auch sonst: Wenn es Zürich gutgeht, geht es auch Zug gut. Als Gastkanton am Zürcher Sechseläuten dabei zu sein, wirke sich positiv auf die Beziehung der beiden Kantone aus. Denn am Sechseläuten wird auch viel über Business gesprochen – bei einem, zwei oder drei Gläsern Wein.