Kundinnen und Kunden wollen keine Weight-Watchers-Diäten mehr. Heute gibt es einfachere Varianten, um abzunehmen. Und die kennt auch Oprah Winfrey.
«Ich bin bereit. Sind Sie es auch?» Mit diesem Slogan warb Oprah Winfrey jahrelang für Weight Watchers. Ein Unternehmen, das seiner Kundschaft verspricht, sie könne überschüssiges Gewicht loswerden.
Das Konzept besteht darin, dass Weight Watchers ein Punktesystem für Lebensmittel erstellt und Kunden nach diesem System ihre persönliche Diät zusammenstellen und sich in Gruppentreffen über ihre Erfahrungen austauschen. Weight Watchers versprach eine Kur für eine amerikanische Volkskrankheit: Adipositas.
Seit 2015 ist Winfrey Grossaktionärin und Aufsichtsrätin von Weight Watchers. Sie kam, um das damals kriselnde Unternehmen wieder nach oben zu führen. Denn die Marke verlor an Popularität. Experten sagten, das Konzept sei verstaubt und könne nicht mit modernen Apps mithalten.
Winfrey wurde das Gesicht von Weight Watchers. Laut eigenen Angaben verlor sie mit der Diät des Unternehmens 40 Pfund. Zahlreiche Amerikanerinnen und Amerikaner wollten es ihr gleichtun und meldeten sich bei Weight Watchers an.
Doch nun hat Winfrey angekündigt, im Mai 2024 nicht zur Wiederwahl für ihre Ämter im Unternehmen anzutreten. Nach Winfreys Ankündigung sackten die Aktien von Weight Watchers um 25 Prozent ab.
Lag das allein an Winfrey?
Winfrey – eine amerikanische Institution
Winfrey hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel Respekt und Einfluss erarbeitet. Jahrzehntelang legte sie in ihrer Talkshow den Finger in die Wunden der amerikanischen Gesellschaft. Sie prägte den Diskurs, erhielt Einfluss, häufte ein Milliardenvermögen an. Sie wurde eine nationale Institution.
Am eindrücklichsten zeigte sich das 2018. Konsterniert von der Politik Donald Trumps, fragten führende Medien damals, ob nicht Oprah das Land zu Ruhe und Stabilität führen könnte. Als erste Präsidentin in der Geschichte.
Spätestens da war Winfrey die beliebteste Problemlöserin der Vereinigten Staaten geworden.
In den vergangenen Jahren widmete sie sich einem neuen Thema. Immer wieder sprach sie öffentlich über ihr Übergewicht und löste in der Öffentlichkeit erneut eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik aus.
Das Geschäft mit dem Abnehmen hat sich gewandelt
Vergangenen Dezember sagte Winfrey in einem Interview, dass sie ein Medikament nehme, um abzunehmen. In einem Interview sprach sie von einem «Geschenk», von «Erleichterung», «Erlösung». Winfrey sagte, sie habe eine Veranlagung zum Übergewicht. Willenskraft allein reiche nicht aus, um dieses in den Griff zu bekommen.
Anbieter von Medikamenten zum Abnehmen verzeichnen in den letzten Monaten massive Kursgewinne. So zum Beispiel der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk.
Das Unternehmen ist ein führender Anbieter von Spritzen zum Abnehmen. Novo Nordisk wurde kürzlich mit umgerechnet fast 480 Milliarden Franken bewertet und ist damit das wertvollste europäische Unternehmen.
Allerdings ist die Nachfrage nach den Produkten von Novo Nordisk derart hoch, dass das Unternehmen seine Produktionskapazitäten massiv erhöhen muss. Dasselbe gilt für Konkurrenten wie Eli Lilly.
Und es gibt ein weiteres Problem.
Die Spritzen enthalten denselben Wirkstoff wie Medikamente gegen Diabetes. Dadurch kommt es immer wieder zu Engpässen. Für Personen, die abnehmen möchten. Aber auch für Diabetespatienten. Doch der Trend dürfte vorerst weitergehen. Umso mehr, da Winfrey beste Werbung für diese Medikamente gemacht hat.
Den Wunsch nach Gewichtsverlust enttabuisieren
Weight Watchers muss sich dem Wandel auf dem Markt anpassen und hat bereits entsprechende Massnahmen eingeleitet. Im vergangenen Jahr kaufte das Unternehmen für über 100 Millionen Dollar Sequence, eine Plattform für Telemedizin. Sequence vermittelt der Kundschaft Anbieter, die rezeptpflichtige Medikamente für die Gewichtsreduktion verkaufen.
Dank dieser Übernahme verzeichnete Weight Watchers kurzfristig wieder Kursgewinne. Doch im laufenden Quartal zeigt der Trend wieder nach unten.
Oprah Winfrey kündigte diese Woche an, sie werde die Geschäftsführung von Weight Watchers weiter beraten. Ihre Mission geht weiter. Winfrey schrieb in einer Erklärung, sie wolle sich gemeinsam mit Weight Watchers für die Anerkennung von Fettleibigkeit als chronisches Leiden einsetzen.
Dazu will Winfrey auf das Format zurückgreifen, das sie gross gemacht hat: auf Diskussionen vor der Kamera und einem riesigen Publikum.