Der Italiener gewinnt im Final gegen Alexander Zverev zum zweiten Mal das Australian Open und festigt damit seine Position an der Weltranglistenspitze.
Abba, diese ewig junge, nie verbrauchte schwedische Pop-Gruppe aus Schweden hat den Soundtrack zum Australian Open Final bereits 1980 geschrieben.
Es war das, was man gemeinhin als «Traumfinal» apostrophiert. Das Duell wischen den Nummern 1 und 2, eine Partie zwischen Italien und Deutschland, und es war auch ein Duell zweier Spieler, die auf Augenhöhe stehen. Das Resultat täuschte am Ende etwas über den Spielverlauf hinweg: Jannik Sinner siegte im Final des Australian Open gegen Alexander Zverev 6:3, 7:6 (7:4), 6:3 und gewann den dritten Major-Titel seiner Karriere. Er festigt damit seine Position an der Weltranglistenspitze.
Mit 23 Jahren ist der Südtiroler bereits eine Macht im Männertennis. Seine Dominanz begann vor einem Jahr mit seinem ersten Sieg in Melbourne. Bei seiner Grand-Slam-Premiere vor einem Jahr war er gegen den Russen Daniil Medwedew mit 0:2-Sätzen in Rückstand geraten, hatte danach aber die Wende geschafft. Mit seinem Sieg startete er in Italien eine wahre Sinner-Manie. Der aus dem deutschsprachigen Südtirol stammende Spieler, der einst auf Ski ebenso talentiert unterwegs war wie mit dem Tennisschläger, einte ein Land, durch das ähnlich wie in der Schweiz gewöhnlich ein Sprachgraben verläuft.
Zverev verliert auch seinen dritten Major-Final
Auch am Sonntag fieberte das Belpaese mit Sinner mit. Vor allem in seiner Heimat Sexten verfolgten seine Landsleute den Weg zum dritten Major-Titel nach dem Australian Open und dem US Open im vergangenen Jahr. Sinner gewann drei der letzten fünf Major-Turniere. Nur der Spanier Carlos Alcaraz vermochte Sinners Dominanz im vergangenen Jahr in Roland-Garros und Wimbledon zu durchbrechen. Auf Hartplatz aber ist dem Italiener derzeit kaum beizukommen. 2024 gewann Sinner nicht weniger als acht Titel auf dieser Unterlage.
Das musste in Melbourne auch der formstarke Alexander Zverev erleben. Mit 27 Jahren steht der Deutsche mit russischen Wurzeln in der Mitte seiner Karriere. Im Halbfinal gegen Novak Djokovic gewann er mit seinem Statement zugunsten des Serben, der nach seiner Aufgabe von einem Teil des Publikums ausgepfiffen worden war, viele Sympathien.
Doch noch immer wartet Zverev auf seinen ersten Major-Sieg. Seinen grössten Erfolg feierte er bisher mit Olympiagold 2021 in Tokio. Aber nun verlor er auch seinen dritten Grand-Slam-Final nach dem US Open 2020 (Finalniederlage gegen Dominic Thiem) und Roland-Garros 2024 (Carlos Alcaraz).
Die Entscheidung am Australian Open fiel im Tie-Break des zweiten Satzes. Beim Stande von 6:5 für den Deutschen verlor dieser einen epischen Ballwechsel nach einem Netzroller. Das war auch Pech. Doch wenn Sinner einmal mit 2:0-Sätzen vorne liegt, dann ist er kaum mehr zu schlagen. Seine Bilanz in solchen Partien steht 52:2. Nur Djokovic und der Russe Karen Katschanow vermochten einen Match gegen Sinner nach dieser Hypothek noch zu wenden.
Sinner muss keinen einzigen Breakball abwehren
Sinner schien im zweiten Satz vorübergehend angeschlagen. Mehr als einmal griff er sich an die Rückseite seines linken Oberschenkels. Doch falls er tatsächlich Beschwerden gehabt haben sollte, ernsthaft behindert haben sie ihn nicht. Im ganzen Match musste er keinen einzigen Breakball abwehren. So hatten vor ihm vor allem Roger Federer und Rafael Nadal ihre Titel gewonnen. Nach 2:45 Stunden beendete er die Partie mit dem ersten Matchball.
Sinner wäre der Mann des Moments, wenn da nur die Dopingvorwürfe nicht wären. Im Sommer drang an die Öffentlichkeit, dass Sinner im Frühjahr am Turnier von Indian Wells und später auch bei einer Trainingskontrolle zweimal positiv auf das Steroid Clostebol getestet worden war. Gesperrt wurde er jedoch nicht.
Offensichtlich konnte sein Umfeld den Antidopingbehörden schlüssige Beweise vorlegen, dass die verbotene Substanz über die Hände des Physiotherapeuten in den Blutkreislauf des Tennisspielers gelangt sei. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen. Im März wird es vor dem internationalen Sportgericht in Lausanne zu einer Anhörung kommen. Vorerst aber siegt Sinner unbeirrt weiter.