Das familiengeführte Luxusunternehmen Puig aus Katalonien plant den grössten Börsengang in Spanien seit zehn Jahren.
Dieses Jahr feiert das Mode- und Parfum-Imperium Puig aus Katalonien bereits sein 110-jähriges Bestehen. Es handelt sich um eine Dynastie, die vergleichbar mit der L’Oréal-Gruppe in Frankreich ist. Doch im Gegensatz zum deutlich grösseren Konkurrenten aus Frankreich gibt man sich bei Puig diskret. Anders als bei L’Oréal gibt es keine Skandale und Staatsaffären, sondern nur den eisernen Willen, sich in der Beauty-Branche weiter nach oben zu arbeiten.
Drei Generationen haben daran mitgewirkt, aus der Puig-Gruppe das grösste Luxusunternehmen Spaniens zu machen. Jetzt will das Traditionshaus aus Barcelona das günstige Umfeld auf den Aktienmärkten nutzen, um selbst an die Börse zu gehen.
Marc Puig, Firmenchef und Enkel des 1979 verstorbenen Gründers Antonio Puig, bestätigte bereits im letzten Jahr in einem Interview mit der «Financial Times», dass das Unternehmen neue Investoren an Bord holen wolle. Puig folgt damit dem Beispiel der deutschen Parfümerie-Kette Douglas und dem Schweizer Kosmetikhersteller Galderma. Der Wert des spanischen Unternehmens wird auf acht bis zehn Milliarden Euro veranschlagt, damit wäre das Going-public von Puig der grösste Börsengang der letzten zehn Jahre in Spanien.
Der erste Lippenstift made in Spain
Angefangen hatte alles mit dem Firmengründer Antonio Puig, der 1912 nach einem Studium in London mit der Geschäftsidee nach Barcelona zurückkam, englische Produkte, darunter auch Parfums, ins damals noch recht rückständige Spanien zu importieren. Der Erste Weltkrieg machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Ein mit seinen Gütern beladener Frachter wurde von einem deutschen U-Boot versenkt.
Antonio Puig musste von vorne anfangen und beschloss, fortan edle Produkte direkt in Katalonien fertigen zu lassen. So entstand 1922 der erste Lippenstift, der in Spanien hergestellt wurde. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg in den 1930er Jahren hatte er Erfolg mit einem Parfum aus Lavendel, Salbei und Thymian.
Internationaler Erfolg dank Paco Rabanne
Nachdem sich Antonio Puig aus dem aktiven Geschäftsleben verabschiedet hatte, wurde das Unternehmen von seinen vier Söhnen weitergeführt. Der enorme Erfolg des Duftwassers «Agua Brava» ermöglichte ihnen den Einstieg in den französischen Markt. Dort sorgte der baskische Designer Paco Rabanne mit seiner futuristischen Kleidung seinerzeit für Furore. 1968 übernahm Puig dessen Firma und stieg damit auch in die Haute Couture ein.
Die französisch klingende Marke Paco Rabanne legte den Grundstein für den internationalen Erfolg des katalanischen Familienunternehmens. Zeitweise produzierte Puig 30 000 Liter Parfum dieser Marke pro Woche. «Der Sprung ins Ausland war seinerzeit revolutionär, denn Spanien war damals noch eine Diktatur, und ‹made in Spain› war im Ausland nicht gerade eine Gütesiegel», sagte einst Marian Puig, einer der vierzehn Enkel des Firmengründers, der spanischen Tageszeitung «El País».
Fast bis in die neunziger Jahre leiteten die vier Brüder die Firma, dann kam die dritte Generation ans Ruder. Ein neuer Aufsichtsrat wurde ins Leben gerufen, dem erstmals auch Mitglieder angehörten, die nicht zur Familie Puig zählten. Doch das neue Gremium verhinderte nicht, dass die Firma Puig Anfang der 2000er Jahre in die Krise geriet. Damals hatte man bereits Carolina Herrera oder Nina Ricci unter Vertrag, doch das Zusammenspiel der vielen Marken funktionierte nicht immer reibungslos.
«Die Teams sprachen nicht miteinander», erinnert sich Manuel Puig, einer der Enkel des Gründers. Der Umsatz ging zurück, und einige neue Produkte hatten wenig Erfolg. 2004 gab es eine Sanierung, und 20 Prozent der Belegschaft wurden entlassen. Damals wurde Marc Puig CEO. Unter seiner Regie wurden Geschäftszweige wie Kosmetik oder Badeschaum abgestossen. Dafür erwarb Puig die französische Marke Jean Paul Gaultier und schaffte so die Rückkehr in die Gewinnzone.
In den letzten fünf Jahren hat sich der Umsatz mit 4,3 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Der Nettogewinn lag 2023 bei 465 Millionen Euro. Analysten erklären den Umsatzschub auch damit, das Puig während der Pandemie auf Schnäppchenjagd ging und einige Unternehmen zu einem günstigen Preis kaufen konnte. Wichtigstes Standbein ist seit sechzig Jahren die Marke Paco Rabanne. Die Internationalisierung wurde inzwischen abgeschlossen. Mittlerweile gilt die USA als wichtigster Markt.
Die Spanierinnen und Spanier sind stolz auf das Unternehmen. Zur Einweihung des zweiten Büroturms in L’Hospitalet de Llobregat bei Barcelona im Februar kam sogar der spanische König. Der Börsengang selbst soll noch vor dem Sommer erfolgen, doch die Kontrolle über das Unternehmen will die Familie nicht abgeben, die Mehrheit der Aktien wird weiterhin in ihren Händen bleiben.