Der umstrittene irische Kampfsportler Conor McGregor hat in Washington scharfe Kritik an Irlands Migrationspolitik geübt. Will der Haudegen, der wegen eines sexuellen Übergriffs verurteilt wurde, in Dublin nun in die Politik?
Das Unheil für den irischen Ministerpräsidenten Micheal Martin hatte sich bereits vor einer Woche angekündigt. Im Vorfeld der Festivitäten zum irischen Feiertag Saint Patrick’s Day (17. März) reiste Martin zum amerikanischen Präsidenten nach Washington. Er überstand das Treffen im Oval Office ohne Eklat, da er kaum aufmuckte, als Donald Trump die EU kritisierte und Irland vorwarf, den USA mit dem Steuerwettbewerb zu schaden.
Der Mitte-Links-Politiker schwieg auch, als Trump seine Bewunderung für den irischen Kampfsportler Conor McGregor äusserte, der kürzlich in Dublin wegen eines sexuellen Übergriffs zivilrechtlich verurteilt worden war. «Ich mag euren Kämpfer, er hat die besten Tattoos», sagte Trump. «Conor ist grossartig, nicht wahr?»
«Betrügerei der illegalen Migration»
Die Überraschung in Irland war dennoch gross, als Trump wenige Tage später McGregor als offiziellen Gast am Saint Patrick’s Day im Weissen Haus begrüsste. McGregor posierte mit seiner Frau und den Kindern im Oval Office und stellte sich in Boxer-Pose vor die Porträts von Trump und Vizepräsident J. D. Vance.
Im Pressesaal ergriff der 36-Jährige spontan das Mikrofon, um gegen die irische Regierung vom Leder zu ziehen. Diese verschwende Geld im Ausland und lasse zu, dass die «Betrügerei der illegalen Migration unser Land verwüstet». Irische Dörfer würden überrannt, und es sei höchste Zeit, dass die 40 Millionen Irisch-Amerikaner dies zur Kenntnis nähmen, bevor es keine Heimat mehr gebe, die sie besuchen könnten.
Irlands Ministerpräsident Martin sah sich gezwungen, die Aussagen McGregors als falsch zurückzuweisen. Deutliche Worte fand auch Martins Vorgänger Leo Varadkar von der Mitte-rechts-Partei Fine Gael: «Gute irische Väter lehren ihre Söhne, Männer wie Conor zu hassen, und ihre Töchter, Männer wie ihn zu meiden. Das weiss Irisch-Amerika.»
Karriere wie im Hollywood-Film
Es ist noch nicht allzu lange her, da hätte man sich in Irland über eine Ehrung McGregors im Weissen Haus gefreut. Nach 2015 eroberte der Kampfsportler in den USA die Ultimate Fighting Championship (UFC) im Sturm – und avancierte in der Heimat zum Helden. Die UFC ist eine kommerziell sehr erfolgreiche Wettkampfserie, die wegen ihrer Brutalität fasziniert, aber auch auf Kritik stösst. McGregor stieg wie in einem Hollywood-Film vom Sozialhilfebezüger aus dem Dubliner Armenviertel zum Multimillionär in Las Vegas auf.
Auch nach seinem Rücktritt vom aktiven Kampfsport geriet er immer wieder wegen Schlägereien oder Vorwürfen sexueller Übergriffe in die Schlagzeilen. Im vergangenen Herbst wurde er in einem Dubliner Zivilverfahren zu einer Schadenersatzzahlung von 250 000 Euro an eine Frau verurteilt. Sie hatte McGregor vorgeworfen, er habe sie 2018 in einem Dubliner Hotel vergewaltigt. Die Geschworenen sahen den sexuellen Übergriff als erwiesen an.
Zu einem Strafurteil kam es aber nie, und McGregor, der nur einvernehmlichen Sex zugab, hat den Gerichtsentscheid angefochten. Während er sich in den USA unter konservativen Männern noch immer vieler Fans erfreut, hat der Fall seinen Ruf in Irland beschädigt. Die Frau, die gegen den Star klagte, erhielt viel Anerkennung für ihren Mut. Supermärkte nahmen von McGregor produzierte Whiskys aus dem Sortiment. Das National Wax Museum entfernte seine Wachsfigur aus den Ausstellungsräumen.
«Nationale Peinlichkeit»
Der Empfang McGregors im Weissen Haus stiess vielen Frauen besonders sauer auf. Das Zentrum für die Betreuung von Vergewaltigungsopfern sandte eine Protestnote an die amerikanische Botschaft. Im Online-Magazin «her» war von einer «nationalen Peinlichkeit» die Rede. In der «Irish Times» schrieb eine Kolumnistin, Männer wie McGregor wollten angeblich irische Frauen vor Migranten schützen, hätten aber oft selber eine absolut schändliche Geschichte der sexistischen Gewalt.
Auf Zustimmung stiess McGregor indes am rechten Rand. Der starke Anstieg von irregulären Migranten hatte in den vergangenen zwei Jahren im ganzen Land zu einer Welle von Protesten gegen die Unterbringung von Asylsuchenden geführt und die mediale Debatte geprägt. Etliche Wortführer dieser rechtsnationalen Bewegung kandidierten im November bei der nationalen Wahl, verpassten den Einzug ins Parlament aber. Vielmehr bestätigte das Volk die zentristischen Regierungsparteien klar.
Will McGregor als «irischer Trump» der rechten Bewegung neues Leben einhauchen? Sein Auftritt in Washington hat die Spekulationen befeuert. Bereits 2024 machte McGregor deutlich, dass er Ambitionen auf das Amt des Staatspräsidenten hegt, wobei er sich zur «einzig logischen Wahl» erklärte. Doch die Chancen des Haudegens wären bei der im Herbst anstehenden Wahl überschaubar. In einer Umfrage sprachen sich unlängst 8 Prozent der Iren für eine Wahl McGregors aus. 89 Prozent lehnten dankend ab.