Harte Arbeit ist ein überschätzter Weg zur Beförderung. Wer schwindelt, beweist wichtigere Fähigkeiten.
Kennen Sie das? Ihr Chef nervt, belästigt Sie mit aus der Luft gegriffenen Ideen, verkennt Ihre Leistungen und ist nie zufrieden? Es gibt einen Ausweg: Sie ersetzen ihn und werden Chef anstelle des Chefs. Keine Sorge, besondere Fähigkeiten sind für den Job nicht notwendig. Sonst wäre Ihr Chef nicht Ihr Chef.
Es stellen sich zwei Fragen: Wie erreichen Sie es, dass der Posten des Chefs frei wird? (Theoretisch gibt es auch Chefinnen, aber wir fokussieren hier auf die Schweiz.) Und wie schaffen Sie es, dass ausgerechnet Sie auf den frei gewordenen Posten berufen werden?
Verwischen Sie Spuren
Der perfekte Chef stirbt an einer natürlichen Ursache an einem Donnerstagnachmittag und hinterlässt seinen Mitarbeitern ein verlängertes Wochenende. Leider gibt es keinen perfekten Chef. Nachhilfe mittels Gift oder Hieb-, Stich- und Schusswaffen hat sich historisch bewährt, ist aufgrund der Fortschritte in der Forensik aber nicht zu empfehlen. Sie könnten versuchen, den Mord wie Selbstmord aussehen zu lassen, aber das bedeutet Arbeit. Sie wollen nicht mehr Arbeit – das ist das Ziel einer Beförderung.
Stattdessen muss Ihr Chef gehen wollen oder gegangen werden, in jedem Fall ohne Ihr offensichtliches Zutun. Sonst könnten Sie als Rivale entlarvt werden, und das mindert Ihre Aufstiegschancen. Es ist eine Kernkompetenz eines Chefs, Dinge verschleiern zu können. Vor allem seine eigene Arbeit. Es disqualifiziert Sie, wenn Sie sich diese Blösse geben.
Wenn Sie Informationen über ein Fehlverhalten des Chefs haben, lassen Sie es dessen Vorgesetzten anonym wissen. Nutzen Sie die Fragebögen zur Mitarbeiterzufriedenheit. Wenn Sie nichts Belastendes haben, lügen Sie nicht, aber verbreiten Sie nur jenen Teil einer Wahrheit, die den Chef in ein schlechtes Licht rückt. Wenn er wegen Raserei im Strassenverkehr vorgeladen wurde, aber nur weil die Polizei ihn verwechselt hat, verschweigen Sie den zweiten Teil. Niemand kann verlangen, dass Sie sich immer an alle Details erinnern.
Bieten Sie schwammige Erfolge
Suchen Sie den Kontakt zur Sekretärin des Chefs Ihres Chefs und tratschen Sie dort über ihn. Wenn der Tratsch oben ankommt, wird er stark übertrieben sein; zugleich wird der Urheber verschleiert. Blasen Sie zum Scheitern verurteilte Projekte so auf, dass Ihr Chef sich in den Vordergrund drängt, um die Lorbeeren einzustreichen. Schauen Sie aus sicherer Entfernung zu, wie das Kartenhaus zusammenfällt und ihn unter sich begräbt.
Treiben Sie selbst Projekte mit sicherem, aber nicht quantifizierbarem Erfolg voran, zum Beispiel Marketing-Arbeitsgruppen oder Qualitätssicherungs-Initiativen. Damit erringen Sie die Aufmerksamkeit des oberen Managements. Die wichtigste Fähigkeit eines Managers ist es, den Verdienst für etwas in Anspruch zu nehmen, was von selbst passiert. Signalisieren Sie, dass Sie diese Kunst beherrschen.
Ausserdem müssen Sie eine Vision für das Unternehmen oder die Abteilung bieten. Solche Visionen können Sie mithilfe legal erworbener Halluzinogene erzeugen. Propagieren Sie zum Beispiel, dass die Firma auch ohne Verkäufe Gewinn machen kann, wenn nur die Kosten weit genug gesenkt werden. Das Controlling wird Sie anbeten.
Investieren Sie in Ihr Bestes: Ihr Äusseres
Entscheidend ist, dass Sie überzeugend auftreten. Wenn Sie eine Frau sind: Keine Ahnung, wie das geht. Die Wissenschaft forscht daran, aber es gibt zu wenige Chefinnen-Beispiele. Wahrscheinlich hilft das Tragen von Reitstiefeln. Wenn Sie ein Mann sind, sollten Sie die elementaren Regeln der Körperpflege beachten, laut sprechen, gross sein und volles Haar haben. Investieren Sie bei Bedarf in eine Haartransplantation oder eine Beinverlängerung. Kleiden Sie sich gut. Letztlich werden Ihre Kleider oder Ihre Haare befördert. Sie müssen nur im entscheidenden Moment dranhängen.
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