Die amerikanische Sängerin Katy Perry hebt mit fünf anderen prominenten Frauen ab. Perrys Versprechen: ein Song. Es ist der erste rein weiblich besetzte Flug seit 1963.
Im Lied «E. T.» (Extraterrestrial, Ausserirdischer) träumt Katy Perry von einer Liebschaft im All. Im Musikvideo schwebt sie mit Katzenaugen, blassem Gesicht und weitem Kleid hoch über der Erde. «Du bist ein Alien / deine Berührung ist so fremd / es ist übernatürlich, extraterrestrisch», singt sie. Zuvor rappt Kanye West: «Sie nennen mich einen Astronauten». Dabei schwebt er in einer Raumkapsel.
Das war 2011. Nun war Katy Perry dank Jeff Bezos’ Rakete zum ersten Mal wirklich im All. Zusammen mit fünf anderen prominenten Frauen. Die New Shepard brachte Perry und Bezos’ Frau Lauren Sánchez zusammen mit der amerikanischen Moderatorin Gayle King, den Wissenschafterinnen Aisha Bowe und Amanda Nguyen sowie der Unternehmerin Kerianne Flynn auf eine Höhe von 105 Kilometern über der Erde.
Die Rakete startete am Montagnachmittag um 15 Uhr 30 (Schweizer Zeit). Bezos’ Unternehmen für Raumfahrttourismus Blue Origin übertrug die ganze Übung live im Internet. Grosse Aufregung für die sechs Frauen. Und formidable Werbung für Bezos’ Raumfahrtunternehmen.
Landung in der texanischen Wüste
Die Angehörigen und Freunde der sechs Frauen schauten bange in den Himmel, im Live-Video hörte man die Besatzung in der Kapsel kreischen. Sie erlebte dann auch ein paar Minuten Schwerelosigkeit.
In der Zwischenzeit landete das abgeworfene Antriebsteil am vorgesehenen Platz. Und nach 10 Minuten und 22 Sekunden ging auch die Kapsel dank Fallschirmen sanft, irgendwo in der texanischen Wüste, mitten im Gestrüpp nieder.
Wenig später traf ein riesiger Autokonvoi ein. Bezos eilte zur Kapsel, öffnete sie und begrüsste die vor Freude lachenden, schreienden und weinenden Frauen. Er nahm eine nach der anderen in den Arm und äusserte seine Freude mit seinem bekannten überlauten Lachen.
Er hat gut lachen. Denn der medial gross ausgetragene Flug ist für ihn eine super Marketingaktion. Wenn Bezos selbst seine Frau ins All befördern kann und sogar Katy Perry seinem Unternehmen vertraut: Was soll potenzielle, aber noch zögernde Weltraumtouristen davon abhalten, bei Blue Origin einen Ausflug ins Weltall zu buchen?
Ein Gänseblümchen
Zurück auf der Erde, erzählte Lauren Sánchez, Bezos’ Frau, unter Tränen von der Ruhe und dem Gefühl, auf unsere Welt herabzublicken: «Oh mein Gott, wir sind alle zusammen auf dieser Erde.»
Perry war auch berührt. Sie hatte ein Gänseblümchen auf den Flug mitgenommen. Als sie aus der Kapsel trat, hielt sie es heroisch in die Luft, wie die Freiheitsstatue ihre Fackel. Danach kniete sie sich auf den Wüstenboden und küsste den Sand.
«Ich fühle mich der Liebe super verbunden», sagte sie zur Moderatorin von Blue Origin. Diese Erfahrung habe ihr gezeigt, wie viel Liebe in ihr sei und wie stark sie geliebt werde.
Ihre Tochter heisse Daisy, also Gänseblümchen. Diese Blumen seien einfach und doch wunderschön, sagte Perry. Im All habe sie «What a Wonderful World» von Louis Armstrong gesungen. Und jetzt wolle sie zu dieser Erfahrung einen eigenen Song schreiben.
Katy Perry erklärte, diese Erfahrung sei die zweitbeste in ihrem Leben gewesen nach jener, ein Kind zu bekommen. Und sie betonte: «Es geht auch darum, Frauen Platz zu machen.» Es war tatsächlich der erste rein weiblich besetzte Weltraumflug seit Valentina Tereschkowas Flug 1963.
Zehn Flüge seit 2021
Die Rakete startete in der texanischen Wüste bei Van Horn und flog weitgehend automatisch. Die sechs Frauen hatten vor dem Abflug dem Magazin «Elle» erzählt, was sie mitnehmen würden: darunter die Flagge der Apollo-12-Mission, der zweiten bemannten Mondlandung im Jahr 1969. Ein Stofftier, Muscheln aus Malaysia und ein Conch Chowder, das Nationalgericht der Bahamas.
Bezos’ Firma Blue Origin fliegt seit 2021 Touristen und Prominente mit der Rakete New Shepard an den Rand des Orbits. Zehn Flüge mit insgesamt 52 Menschen wurden bereits absolviert. Immer wieder kritisierten Prominente und Wissenschafter die Spassflüge wegen ihrer hohen Belastung fürs Klima.
Offiziell macht Blue Origin keine Angaben zum Preis der Flüge. Schätzungen liegen bei mehreren hunderttausend Dollar. Wiederholt hat die Firma zu PR-Zwecken auch Prominente als Ehrengäste mitgenommen – etwa den mit seiner Rolle als Captain Kirk in «Star Trek» weltberühmt gewordenen Schauspieler William Shatner. Man kann auch diesmal wohl davon ausgehen, dass nicht alle Teilnehmerinnen bezahlt haben, zumindest nicht den vollen Preis.
Mit Agenturmaterial.