Die Aktien des iPhone-Konzerns haben zuletzt deutlich angezogen. Die Spannung ist gross: Nach langem Schweigen präsentiert Apple nächste Woche die künftige Strategie im Bereich künstliche Intelligenz. Was erwartet Investoren?
Der Auftakt in die Sommermonate verläuft etwas harzig. Die amerikanischen Aktienmärkte tendierten am Dienstag in einem gedämpften Handel leicht fester. Der Leitindex S&P 500 notierte zu Handelsschluss 0,2% höher. Der Nasdaq 100 mit den grössten Technologiewerten legte 0,3% zu.
Thema des Tages waren Nachrichten aus dem makroökonomischen Umfeld. In Mexiko und Indien, die grosse Profiteure des Trends zur Diversifikation globaler Lieferketten sind, überrascht der Ausgang der Wahlen, was an den Börsen für Irritation sorgt. Derweil mehren sich in den USA die Anzeichen für eine Abschwächung der Konjunktur.
Nachdem zu Wochenbeginn bereits der Einkaufsmanagerindex zur US-Industrie enttäuschte, sind am Dienstag durchwachsene Zahlen zum Arbeitsmarkt gefolgt. Gemäss der Job Openings and Labor Turnover Summary, meist kurz «JOLTS Report» genannt, ist die Zahl der offenen Stellen im April weiter um 300’000 auf 8,06 Mio. gesunken; das ist der niedrigste Wert seit Februar 2021.
Der JOLTS Report wird von der US-Notenbank in der Regel genau beobachtet. Das Schere zwischen offenen Stellen und als arbeitslos gemeldeten Personen schliesst sich weiter. Aktuell beläuft sich die Differenz auf noch rund 1,6 Mio. Im Frühjahr 2022 war sie auf bis zu 6,2 Mio. gestiegen.
Der Fokus richtet sich nun zunächst auf den Einkaufsmanagerindex zum Dienstleistungssektor heute Mittwoch und dann auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag. Ökonomen rechnen mit 190’000 neuen Stellen im Mai, nach 175’000 im April. Die Arbeitslosenquote wird unverändert auf 3,9% gesehen.
Die durchwachsene Nachrichtenlage macht vor allem Aktien aus den zyklischen Sektoren Energie und Grundstoffe zu schaffen. Der Preis für ein Fass Öl der Referenzsorte Brent ist am Dienstag auf weniger als 78 $ gesunken, nachdem er Anfang April auf fast 91 $ notierte. Die Ankündigung der OPEC, einen Teil der Produktionskürzungen rückgängig zu machen, dürfte der Notierung kaum helfen. Auch der Kupferpreis hat nach einer kräftigen Rally mehr als 10% korrigiert.
Dazu passen die defensiven Bewegungen am Bondmarkt. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen hat sich seit Ende April von 4,7 auf weniger als 4,4% ermässigt.
Auffällig ist, dass Tech-Aktien von den rückläufigen Zinsen bislang nicht wirklich profitieren. Zugleich flacht sich die Euphorie um die künstliche Intelligenz ab. Der Aktienkurs von «KI-King» Nvidia ist seit der Publikation der Quartalszahlen vor zwei Wochen zwar fast 23% vorgeprescht. Andere KI-Wetten wie Broadcom, Arista Networks, Super Micro Computer, AMD oder Marvell Technology scheinen hingegen nicht mehr zu funktionieren. Der Nasdaq 100 notiert sogar leicht im Minus.
Relativ gut hat sich in den vergangenen Wochen demgegenüber Apple geschlagen. Die Aktien des iPhone-Konzerns sind seit dem Tief vom 19. April rund 18% avanciert und haben auch am Dienstag im Plus geschlossen.
Die Avancen dürften zu einem wesentlichen Teil mit positiven Erwartungen im Hinblick auf die Worldwide Developers Conference (WWDC) für Software-Entwickler zu tun haben, die am Montag am Apple-Hauptsitz in Cupertino beginnt. Der Konzern gilt im Vergleich zu anderen Branchenriesen wie Microsoft, Alphabet oder Meta Platforms in Sachen KI bisher als Nachzügler. Mit umso mehr Spannung wartet die Börse darauf, was CEO Tim Cook zu Apples künftiger KI-Strategie sagen wird.
In der heutigen Ausgabe geht «The Pulse» deshalb der Frage nach, was Investorinnen und Investoren nächste Woche von Apple erwarten können – und welche Implikationen sich daraus für die weitere Kursentwicklung der Aktie ergeben.
Apples «KI-Moment»
Vielleicht ist es nur ein temporärer Trend. Aber das Narrativ um die künstliche Intelligenz scheint sich zu ändern. Wie sich in den vergangenen Wochen gezeigt hat, bleiben die hochleistungsfähigen KI-Prozessoren von Nvidia zwar weiterhin heiss gefragt, zumindest vorerst. Doch ob auch Tech-Konzerne generell von diesem Boom profitieren, wird zusehends weniger klar.
Enttäuschende Abschlüsse von Software-Unternehmen wie Salesforce, Workday oder MongoDB nähren Zweifel daran, dass der Hype um grosse Sprachmodelle in der gesamten Branche zu Wachstum führt. Derweil wirft der Ausblick von Dell Technologies die Frage auf, ob Hardware-Hersteller mit KI-Equipment unter dem Strich überhaupt etwas verdienen, oder ob fast alles Geld für Investitionen in Rechenzentren einfach an Nvidia abfliesst.
Die Antwort darauf, welche Geschäftsmodelle mit generativer künstlicher Intelligenz sich finanziell lohnen, steht nach wie vor aus. Wie viel Umsatz Microsoft beispielsweise mit dem KI-Assistenten Copilot erwirtschaftet, bleibt schwierig abzuschätzen. Derweil hat sich Google mit KI-Übersichten bei Suchabfragen einen weiteren Patzer geleistet: Nutzern wurde empfohlen, Steine zu essen oder die Pizza mit Leim anzureichern, damit der Käse nicht wegrutscht.
Für Frustration und Spott sorgen ebenso erste KI-Endgeräte für Konsumenten. An der Technologiemesse CES in Las Vegas standen Anfang Jahr verschiedene Anwendungen im medialen Rampenlicht. Wie sich herausstellt, sind sie im Alltag unbrauchbar. Das KI-Gadget Rabbit R1 etwa ist ein grosser Flop. Das Gleiche gilt für den KI-Pin des Startups Humane, das sich nach dem Debakel zum Verkauf ausgeschrieben hat.
Entsprechend grosse Bedeutung kommt Apples Entwickler-Konferenz zu. Das Smartphone ist für die Nutzung künstlicher Intelligenz im Alltag prädestiniert. Mit einer weltweiten Basis von rund einer Milliarde zumeist zahlungskräftiger Kunden verfügt kein anderer Konzern über eine bessere Ausgangslage, um der Technologie bei den Verbrauchern zum erhofften Durchbruch zu verhelfen.
Doch während andere Tech-Titanen seit anderthalb Jahren praktisch nur noch über künstliche Intelligenz reden, ist das Management von Apple bislang erstaunlich wortkarg geblieben. An Wallstreet wird deshalb kritisiert, dass der Konzern keine klare KI-Strategie habe. Das soll sich nächste Woche ändern, wenn CEO Tim Cook am Montag um 22 Uhr mitteleuropäischer Zeit seine Präsentation beginnt.
Apple sei für das Potenzial generativer künstlicher Intelligenz enorm zuversichtlich, sagte er Anfang Mai beim Quartalsabschluss. «Wir investieren in erheblichem Umfang, und wir freuen uns darauf, unseren Kunden bald einige sehr interessante Dinge vorzustellen», meinte er. «Wir glauben, dass wir über Vorteile verfügen, die uns in dieser neuen Ära von der Konkurrenz abheben werden, einschliesslich der einzigartigen Kombination aus integrierter Hardware, Software und Diensten.»
Anhaltspunkte zur Strategie
Spekulationen über Apples bevorstehende KI-Offensive nehmen seither laufend zu und dürften sich in den kommenden Tagen weiter intensivieren. Wie die Nachrichten aus Cupertino angesichts der hohen Erwartungen an der Börse aufgenommen werden, ist schwierig abzuschätzen. Einige grundsätzliche Überlegungen lassen sich im Vorfeld aber dennoch machen.
Das KI-Debüt des Konzerns dürfte voraussichtlich im Herbst erfolgen, wenn das iPhone 16 auf den Markt kommt. Normalerweise spart sich Apple die «Big News» zu einer neuen Smartphone-Generation für die Produktpräsentation auf, die jeweils auf die ersten Wochen im September fällt. Eine erste Vorschau auf konkrete KI-Anwendungen ist an der Entwicklerkonferenz nächste Woche jedoch das Minimum.
Was generative künstliche Intelligenz – beispielsweise Modelle wie ChatGPT von OpenAI oder Gemini von Google – spezifisch betrifft, hat Apple im Gegensatz zu anderen Tech-Riesen noch kein Produkt auf dem Markt. Das heisst aber nicht, dass der Konzern völlig im Abseits steht.
Im Gegenteil: Mit der sprachgesteuerten Assistentin Siri hat er bereits bei der Lancierung des iPhone 4S im Oktober 2011 eine KI-Anwendung eingeführt. Auch bei anderen Features wie der Geräte-Entsperrung durch Gesichtserkennung oder dem Optimieren von Fotos mit der Smartphone-Kamera setzt er maschinelles Lernen schon seit Jahren ein. Ebenso sind Apples hauseigene Smartphone-Prozessoren seit 2018 für neuronale Netze ausgerichtet.
Apples Research-Team für maschinelles Lernen hat inzwischen mehr als vierzig Studien veröffentlicht. Ausserdem arbeitet das Unternehmen an einem grossen Sprachmodell mit dem Codenamen Ajax und ist hinsichtlich eines Chatbots ebenso mit Google, OpenAI und dem chinesischen Internetkonzern Baidu für eine Partnerschaft im Gespräch. Mit der Übernahme des Startups DarwinAI, das auf das Komprimieren und Beschleunigen von KI-Systemen spezialisiert ist, hat sich Apple zudem im März externes Know-how gesichert.
Die neue Strategie im Bereich generative künstliche Intelligenz wird dem Vernehmen nach Project Greymatter genannt. Gemäss dem Bloomberg-Reporter Mark Gurman, der über unternehmensinterne Vorgänge üblicherweise gut informiert ist, handelt es sich um eine Reihe von KI-Anwendungen, die in zentrale Apps wie den Internetbrowser Safari, Fotos und Notizen integriert werden sollen. Der Vorstoss zielt auch auf Funktionen des Betriebssystems wie verbesserte Benachrichtigungen.
Weitere Anhaltspunkte geben die ersten zwei Smartphones mit KI-Lösungen, die bereits auf dem Markt sind: das Galaxy S24 von Samsung Electronics und das Pixel 8 von Google. Beide nutzen Googles Android-Betriebssystem und sind mit verschiedenen KI-Anwendungen ausgestattet. Dazu zählen neue Möglichkeiten zum Bearbeiten von Bildern, das Ausblenden von Hintergrundgeräuschen während eines Telefongesprächs oder die automatische Beantwortung von unwillkommen Anrufen.
«Das iPhone 16 wird mindestens ähnliche KI-Funktionen bieten wie das Google Pixel 8 und das Samsung Galaxy S24», glaubt Toni Sacconaghi, Hardware-Analyst in Diensten von Bernstein Research. «Möglicherweise weist es aber eine bessere Leistung dank der Optimierung von KI-Prozessen im Gerät auf und verfügt potenziell über eine grössere Auswahl an Funktionen.» Dazu könnte seiner Meinung nach auch eine Verbesserung des Assistenzdiensts Siri gehören.
Im Prinzip besteht das Potenzial also hauptsächlich darin, dass ein wesentlicher Teil der KI-Prozesse direkt auf dem Gerät ausgeführt werden kann. Das soll schnellere Reaktionszeiten, einen besseren Schutz der Privatsphäre, mehr Spielraum bei der Personalisierung sowie Einsparungen bei Kosten und Energie ermöglichen. Für andere KI-Prozesse, die mehr Rechenkapazität erfordern, arbeitet Apple ausserdem an einem eigenen Server-Chip für Data Center.
Probleme im Kerngeschäft
Aus einer Investmentperspektive läuft Apples Effort im Bereich künstliche Intelligenz letztlich auf eine entscheidende Frage hinaus: Kann der Konzern Kunden anhand neuer KI-Funktionen überzeugen, sich ein neues iPhone zu kaufen?
Dies ist angesichts des schleppenden Kerngeschäfts umso relevanter. Die Pandemie hat Apple zu einem gewaltigen Expansionsschub verholfen. Seither ist das Wachstum jedoch drastisch abgeflacht. Im vergangenen Geschäftsjahr per Ende September ist der Umsatz um 3% auf 383 Mrd. $ geschrumpft. Für das laufende Rechnungsjahr erwarten Analysten eine magere Zunahme von weniger als 1% auf 387 Mrd. $.
Das Hauptproblem ist, dass Apple bereits zum zweiten Jahr in Folge einen schwachen iPhone-Zyklus erlebt. Trotz Bemühungen zur Diversifizierung macht das Smartphone-Geschäft noch immer mehr als die Hälfte der konzernweiten Einnahmen aus. 2023 ging der Umsatz der Sparte um 2% auf 201 Mrd. $ zurück. Auch für dieses Jahr sehen die Aussichten nicht besser aus.
Die schwache Umsatzentwicklung hat nicht nur mit der lauwarmen Resonanz auf die jüngsten iPhone-Generationen zu tun. Aus struktureller Sicht fragt sich zudem, wie es im wichtigen Absatzmarkt China langfristig weitergeht; auch angesichts der geopolitischen Spannungen zwischen der Volksrepublik und dem Westen.
Gemäss Counterpoint Research ist der Anteil des Unternehmens im chinesischen Smartphone-Markt im ersten Quartal auf weniger als 16% gesunken, nachdem er sich in der Vorjahresperiode auf über 20% belief. Apple rangiert damit trotz Preissenkungen nur noch an dritter Stelle hinter den heimischen Herstellern Vivo und Honor. Huawei, der wiedererstarkte Hauptkonkurrent im Premium-Segment, steigerte den Absatz derweil um 70%.
In der Grossregion China inklusive Hongkong und Taiwan gingen Apples Einnahmen im Quartal per Ende März um 8% auf 16,4 Mrd. $ zurück. Dies, nachdem sie im Quartal per Ende Dezember um 13% abgenommen hatten. Auch in der aktuellen Berichtsperiode läuft es enttäuschend. «Unsere Analyse zu Smartphone-Verkäufen im April deuten auf anhaltenden Druck in den zwei grössten Smartphone-Märkten hin: den USA und China», konstatiert David Vogt, Apple-Analyst bei UBS.
Erwartungen sind hoch angesetzt
Für Investoren ergibt sich damit eine komplizierte Ausgangslage. Nach der Rally der vergangenen Wochen haben die Aktien von Apple das Rekordhoch von Mitte Dezember 2023 in Sicht. Auch tendiert der Kurs in den drei Monaten vor der Lancierung einer neuen iPhone-Generation üblicherweise saisonal am stärksten.
Andererseits ist das Risiko von Enttäuschungen auf diesem Niveau gross. Traditionsgemäss besteht Apples Stärke nicht darin, mit einer neuen Technologie zuerst auf den Markt zu kommen, sondern, sie zu perfektionieren. In der Vergangenheit hat das Unternehmen allerdings auch schon den einen oder anderen Fauxpas gemacht. Ein Beispiel war das Fiasko mit dem Kartendienst Apple Maps.
Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass KI-Anwendungen auf Endgeräten wie Smartphones in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen und auf eine wachsende Nachfrage stossen werden. Apple ist dafür bestens positioniert. Eine echte «Killer App» ist momentan jedoch nicht ersichtlich. Google und Samsung sprechen zwar von einer positiven Resonanz bei den Nutzern ihrer neuen KI-Smartphones. Verkaufszahlen geben sie aber nicht bekannt.
Gut denkbar ist deshalb, dass Apple wirklich bedeutende Neuerungen erst nächstes Jahr mit dem iPhone 17 umsetzen kann, oder noch später. Angesichts der wachsenden Zweifel am KI-Narrativ dürfte das an der Börse kaum freundlich aufgenommen werden. «Falls bloss eine verbesserte Siri das Highlight der Präsentation von Apple-CEO Tim Cook sein wird, vermute ich, dass dies eine ‹Sell the News›-Reaktion auslösen wird», warnt Fred Hickey, Verfasser des Börsen-Newsletters «The High-Tech Strategist» und langjähriger Branchenkenner.
Immerhin: Stützend auf den Kurs dürfte in einem solchen Szenario das umfangreiche Aktienrückkaufprogramm wirken. Anfang Mai hat Apple das Volumen um zusätzliche 110 Mrd. $ erweitert. Der Nettobestand an freien Mitteln ist allerdings nicht unerschöpflich. Er hat sich seit dem Zenit von Ende 2017 von rund 163 auf 58 Mrd. $ reduziert. Mittlerweile trägt der Konzern ausserdem rund 106 Mrd. $ an Schulden auf der Bilanz.
Alles in allem sind die Aktien von Apple in diesem Kontext nicht sonderlich attraktiv bewertet. Die Qualität des Unternehmens rechtfertigt zwar eine gewisse Prämie, doch diese ist derzeit relativ stolz. Auf Basis der Analystenschätzungen für die kommenden zwölf Monate beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis mehr als 28. Durchschnittlich belief es sich in den letzten fünf und zehn Jahren auf weniger als 26 bzw. 20. Der Gesamtmarkt, gemessen am S&P 500, handelt zum KGV von 21.
Unter den grössten Tech-Aktien gibt The Market deshalb weiterhin Amazon und dem Google-Mutterhaus Alphabet den Vorzug. Als Wette auf KI-Anwendungen bei Endgeräten wie Smartphones ist Qualcomm hervorragend aufgestellt. In den Aktien des Spezialisten für Mobilfunkchips steckt somit auch nach der eindrücklichen Avance seit Ende Oktober auf lange Sicht weiterhin Potenzial.
Deep Diving
An dieser Stelle präsentieren wir wie immer einige Links, die einen vertieften Einblick in ein aktuelles Thema geben:
- Tech-Riesen wie Microsoft, Google, Amazon und Meta investieren gigantische Summen in neue Rechenzentren. Ein massiver Kapazitätsausbau findet beispielsweise auch in Chile statt. Allein in der Umgebung der Hauptstadt Santiago wurden in den letzten Jahren sechzehn Data Center genehmigt, die nicht nur viel Strom, sondern auch grosse Mengen an Wasser zur Kühlung verbrauchen. Wie das Tech-Magazin «Rest of the World» in dieser Reportage berichtet, regt sich dagegen Widerstand in der Bevölkerung, weil das südamerikanische Land in einer langfristigen Dürreperiode steckt.
- Für TSMC beginnt ein neues Kapitel. Als CEO hat C.C. Wei den grössten Auftragsproduzenten der Halbleiterindustrie in den vergangenen sechs Jahren durch eine Phase stürmischen Wachstums und globaler Herausforderungen geführt. Diese Woche hat er auch die Funktion des Chairman von seinem Vorgänger Mark Liu übernommen und gewinnt dadurch noch mehr an Macht. Die Wirtschaftspublikation «Nikkei Aisa» befasst sich in diesem Portrait mit der Frage, was der Stabwechsel für TSMC und Taiwans Chipindustrie bedeutet.
- Die Wahlen in Indien sorgen an den Finanzmärkten für Bewegung. Die nationalistische Partei von Präsident Narendra Modi hat einen überraschenden Rückschlag erlitten und könnte eventuell sogar die Mehrheit im Parlament verlieren. Als Hintergrund dazu passt diese Reportage der Tech-Zeitschrift «Wired», die den weit verbreiteten Einsatz von künstlicher Intelligenz im indischen Wahlkampf thematisiert.
Und zum Schluss noch dies: Lego Larceny
Lego ist eine Erfolgsstory. Die Geschichte des 1932 gegründeten Unternehmens aus Dänemark verlief zwar nicht immer ohne finanzielle Turbulenzen. Bekannt für die bunten Bausteine aus Plastik, die satanisch schmerzen, wenn man Barfuss auf sie tritt, ist die Lego Group heute jedoch der grösste Spielzeughersteller der Welt.
Wie die gesamte Spielzeugindustrie wächst der bis heute von der Gründerfamilie kontrollierte Konzern nach dem Boom der Pandemie momentan etwas langsamer. Dennoch hat der Umsatz im vergangenen Jahr erwartungsgemäss 2% auf 65,9 Mrd. dänische Kronen zugenommen, was ungefähr 10 Mrd. $ sind. Zudem sei der Marktanteil «signifikant gewachsen», heisst es im Geschäftsbericht.
Rund läuft das Geschäft vor allem in den USA. Die grosse Popularität der Lego-Bausätze, für die Sammler teils bedeutende Summen zahlen, zieht entsprechend auch kriminelle Aktivitäten an. So ermittelt die Polizei derzeit im Zusammenhang mit einer Reihe systematischer Einbrüche, von denen Lego-Läden überall in Südkalifornien betroffen sind.
Ins Visier der Diebe geraten ist unter anderem der Wiederverkäufer Bricks & Minifigs. Seit Anfang April wurden gleich sieben Filialen der auf Lego-Sets und Lego-Figuren spezialisierten Ladenkette überfallen. Insgesamt sind dabei Waren im Wert von mehr als 100’000 $ abhandengekommen.
Zuletzt traf es am Wochenende zwei Standorte von Bricks & Minifigs in Costa Mesa und Anaheim. Wie der Nachrichtensender «KCal News» berichtet, wurden die Verdächtigen von Überwachungskameras gefilmt, wie sie sich gewaltsam Zutritt verschafften, indem sie das Ladenfenster einschlugen und dann die Regale plünderten.
Das Problem betrifft nicht nur den Grossraum Los Angeles. Ähnliche Vorfälle nehmen in anderen Regionen Amerikas zu, wobei der Trend als «Lego Larceny» (auf Deutsch: «Lego-Diebstahl») bezeichnet wird. Für manche Baukästen wird im regulären Handel ein Preis von bis zu 1000 $ gezahlt. Beliebt sind etwa das 500 $ teure Set mit 6167 Bausteinen, das der «Lord of the Rings»-Saga nachempfunden ist, ein Satz zum Nachbau eines Porsche 911 im Miniaturformat oder die Ritterburg von König Löwenherz.
Die jüngsten Einbrüche geben umso mehr zu reden, zumal die California Highway Patrol erst vor wenigen Wochen einen Lego-Diebesring aufgedeckt hat. Vier Personen wurden verhaftet, die Spielzeug im Wert von rund 300’000 $ gestohlen und dann auf dem Schwarzmarkt verkauft hatten. Betroffen waren grosse Detailhändler wie Target, Home Depot und Lowe’s.
Auch international mehren sich Schlagzeilen zu solchen kriminellen Machenschaften. 2021 zum Beispiel flog eine dreiköpfige Bande von Lego-Dieben in Frankreich auf. Gemäss den damaligen Ermittlungen der Polizei logierten sie in Hotels in der Umgebung von Paris und überfielen Spielzeugläden, um die Bausätze dann in Polen zu verkaufen.