Sie retten, was andere entsorgen würden: Fünf Handwerkskünstlerinnen und -künstler aus der Schweiz, die kaputten Dingen ein zweites Leben schenken.
Schuhbesohlung bei Huwyler in Zürich, Basel und Bern
Die dicke, weisse Gummisohle, die den klassischen Lochmuster-Look dieser Budapester Schuhe kontrastierte, fand ich einst ziemlich cool. Monatelang trug ich das Paar, das ich vor vielen Jahren im Pariser Geschäft der Elsässer Marke Heschung gekauft hatte, tapfer ein, nahm Druckstellen und Blasen in Kauf. Seit einer Weile sind sie mir aber etwas verleidet. Der Look wirkt auf einmal weniger cool, irgendwie zu angestrengt. Mich der Schuhe zu entledigen, war mir aber doch zu schade, denn das Fussbett ist mittlerweile so gut eingetragen und fühlt sich für einen formelleren Schuh sogar bequem an. Vielleicht liesse sich die Sohle in neuer, diskreter Farbe ersetzen?
Nach monatelangem Hindämmern in der Ecke durften diese Schuhe dann endlich zum Schuhmacher. Als Dienstleister wählte ich Huwyler, wohlwissend, dass der Familienbetrieb mit Hauptsitz in Birmensdorf die Adresse für die meisten Zürcher Luxusboutiquen ist, wenn es um Schuhreparaturen geht. Ich ging im Lokal am Bahnhof Stadelhofen vorbei und fragte, ob ich die Sohle ersetzen lassen könne. Die nette Frau gab kompetent Auskunft, dass dies möglich sei, aber wohl zwischen 200 und 250 Franken kosten würde. Ein stolzer Preis, aber ich willigte ein und bezahlte 150 Franken vor Ort voraus.
Zehn Tage später konnte ich meine alten Freunde wieder abholen: Die Gummisohle wurde abgeschliffen und passgenau in gleicher Form, aber in gewünschtem Schwarz wieder angebracht, der Übergang zum Rahmen perfekt abgeschliffen. Die Investition in die Auffrischung einer alten Schuhbeziehung hat sich gelohnt.
Huwyler, Stadelhoferstrasse 42 in Zürich; Gerbergasse 16 in Basel; Marktgass-Passage 3 in Bern
Text: Kim Dang
Kleidung bei Susanne Brunner in Kleinbasel
Die Hose, deren Reissverschluss kaputt ist, das Brautkleid, das enger und kürzer gemacht werden muss, die Bluse, die einen neuen Kragen braucht. All das erledigt die Schneiderin und Modedesignerin Susanne Brunner in ihrem Atelier in einem lauschigen Hinterhof in Kleinbasel. Und noch mehr: Sollte die Lieblingsjacke ihre besten Tage hinter sich haben, kann Brunner den Schnitt abnehmen und sie aus neuem Stoff wiederauferstehen lassen. Weiter steht sie bei eigenen Nähprojekten in Kursen der Berufsfachschule Basel oder individuell beratend zur Seite.
Atelier Susanne Brunner, Klybeckstrasse 8 in Basel
Text: Malena Ruder
Schirme bei Strotz, einsendbar aus der ganzen Schweiz
Eine Freude und ein kleiner Stolz bei jedem Regenguss ist für mich ein solider, schön gemachter Schirm. Überdrüssig der Flut an lottrigen, billig gemachten Klappschirmen, hege ich mittlerweile eine kleine Vorliebe für jene Modelle von hochwertiger Machart. Ein Liebling ist der schwarze Stockschirm mit lackiertem Holzgriff, den ich vor vielen Jahren in einem Brocki gefunden habe. Ein edles Stück, das man im Tram elegant an eine Stange hängen kann, auch wenn es etwas in die Jahre gekommen ist.
Handlicher ist der Klappschirm mit bunten Herzen auf schwarzem Grund – ein Werbegeschenk der Modemarke Akris anlässlich der Kollektion zu ihrem 100-jährigen Bestehen anno 2022. Das Fabrikat der Schweizer Firma Strotz ist hübsch, robust und praktisch. Per Knopfdruck fährt der kurze Stiel heraus, und der Schirm öffnet sich. Per weiteren Knopfdruck am Griff klappt der Schirm wieder zusammen, während man den Stiel von Hand zurückziehen muss. Ich verwende ihn gerne im regnerischen Alltag.
Nun ging kürzlich dieser Mechanismus kaputt. Während mein Umfeld meinte, dass man den Schirm nun wohl nur noch entsorgen könne, habe ich die Firma Strotz per E-Mail und mit einem Foto des Patienten kontaktiert. Auf die freundliche Antwort hin konnte ich den Schirm per Post nach Uznach schicken und erhielt ihn dann nach einer guten Woche wieder in tadellosem Zustand zurück.
Andrea Strotz, Co-CEO der letzten Schweizer Schirmfabrik, gibt Auskunft über den Reparaturservice: «Beim Schirm kann sehr vieles repariert werden: Spitzli, Schiene, Feder oder Stock. Einzig wenn der Bezug ein Loch hat, kann man dieses nicht einfach zunähen, sondern müsste einen neuen Überzug nähen.» Strotz hat Ersatzteile der Eigenmarke und der Marke Knirps auf Lager, bei Fremdmarken würde es schwieriger werden.
Die Reparaturkosten werden aufgrund einer E-Mail mit Fotos und Angabe des Schirmmodells beurteilt. Grundsätzlich kostet eine Reparatur bei kleineren Arbeiten (Griff ersetzen oder ein Spitzli annähen) 29 Franken plus Porto. Grössere Arbeiten belaufen sich auf 89 Franken.
Bezüglich Reparatur und Garantieanspruch kann man sich direkt an den Laden, in dem das Strotz-Produkt gekauft wurde, wenden. Wurde der Schirm im Online-Shop gekauft, schickt man eine E-Mail mit Fotos des defekten Schirmes und Angaben zur Bestellung an [email protected].
Text: Kim Dang
Sonnenbrillen beim Optiker am Stauffacher in Zürich
Zu meinen Kleidern und Accessoires pflege ich eine lange und innige Beziehung. Geht etwas kaputt, wird es repariert. Vor Jahren habe ich eine Celine-Brille geschenkt bekommen. Sie passt immer – zu jeder Saison und zu jeder Gemütsstimmung, und das nun seit bald einem Jahrzehnt. Das viele Tragen hat man ihr irgendwann angesehen. Die Gläser hatten Kratzer, Make-up und Schweiss hinterliessen Spuren auf dem Nasensteg und am Rahmen aus Plastik. Zum Überholen und Reparieren übergab ich sie dem Optiker am Stauffacher, einem liebevoll eingerichteten und grosszügigen Brillenfachgeschäft im Zürcher Kreis 4.
In der eigenen Werkstatt bekommt die Lieblingsbrille neue Gläser im perfekten Ton, und das Gestell wird aufgefrischt, so dass dieses wieder wie neu ausschaut. Beim Abholen wird das Stück nochmals anatomisch angepasst. Zum Service des Optikers gehören auch das Umschleifen von Korrekturgläsern für ein neues Gestell, das Löten von Metallgestellen und das Kitten von Kunststofffassungen. Brillengestelle aus Büffelhorn sind für eine sorgsame Pflege hier ebenfalls in guten Händen.
Sollte die Brille einmal nicht mehr reparierbar sein, könnte der Optiker am Stauffacher der Ort sein, an dem eine neue Korrektur- oder Sonnenbrille gefunden werden kann. Die Auswahl ist sorgsam kuratiert und vereint kleine unabhängige Marken aus Japan, Frankreich, Grossbritannien, Italien und den USA, und dies in Designs von den 1920er bis über die 1980er Jahre hinweg. Das wirkt keineswegs altbacken, sondern hegt das Vertrauen in ein Design, das zeitlos Bestand hat. Kauft man seine Brillenfassung bei diesem Optiker, ist der Service übrigens lebenslang kostenlos.
Optik am Stauffacher, Badenerstrasse 41 in Zürich.
Text: Ulrike Hug
Taschen und anderes aus Leder bei Blanche in Basel
Anita Moser und Sabine Lauber führen «Blanche» am Basler Spalenberg: Studio, Boutique und Manufaktur. Dort werden die Lederprodukte des eigenen Labels Etmoietmoi angefertigt und verkauft sowie sorgfältig ausgewählte Teile anderer kleiner Marken aus der Schweiz und aus Europa – und es wird in der hauseigenen Manufaktur geflickt. «Wir reparieren Leder», so die gelernte Schuhmacherin und Designerin Anita Moser: «Ausser Taschen sind es auch einmal Ledermäntel oder Leder-Bucheinbände von der Familienbibel.»
Für Schuhsohlen und Ähnliches arbeiten sie mit einem Schuhmacher in Bern zusammen. Und auch Veganern und Veganerinnen kann geholfen werden: «Wir sind sorgfältig, innovativ und reparieren und veredeln schon auch hin und wieder eine Kunstledertasche», so Moser, denn: «Wen und was man liebt, kann man sich bekanntlich nicht aussuchen.»
Blanche, Schneidergasse 27 in Basel.
Text: Malena Ruder