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Startseite » Krieg war schon immer einfacher als Frieden
Feuilleton

Krieg war schon immer einfacher als Frieden

MitarbeiterVon MitarbeiterMai 14, 2025
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Der italienische Regisseur und Philosoph Romeo Castellucci findet in der Kathedrale von Genf starke, zeichenhafte Bilder für das berühmte Stabat Mater von Pergolesi. Dabei drängt unsere Gegenwart beunruhigend in die Aufführung.

Soldaten in Kampfmontur entern die Genfer Kathedrale. Zwei bringen ein Radargerät, der Rest besetzt die Apsis. Aber nicht mit Gewehren, sondern mit Musikinstrumenten. Das Ensemble Contrechamps spielt die Quattro pezzi per orchestra des italienischen Komponisten Giacinto Scelsi, dirigiert von Barbara Hannigan. Es sind Meditationen eines der eigensinnigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, die jeweils nur einen einzigen Ton auslauschen, bebend und schwebend, aggressiv und bestrickend zugleich, als wollten sie die Pole des Lebens in sich vereinen.

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Damit passen sie zum Regisseur Romeo Castellucci, der als bildgewaltiger Magier und Philosoph des heutigen Musiktheaters gilt. Für seine erste Produktion am Grand Théâtre de Genève hat er nicht das Opernhaus gewählt, sondern die reformierte, dem heiligen Petrus geweihte Hauptkirche, in der einst Jean Calvin gepredigt hat. Predigen ist freilich nicht Castelluccis Sache, eher das assoziationsoffene Verweisen. Und doch ist dieses Eingangsbild klar, bedrohlich, nicht theaterhaft: Der Krieg hat die Stadt erreicht, in der die Genfer Konventionen unterzeichnet wurden und, nur wenige Häuser von der Kathedrale entfernt, das Rote Kreuz gegründet wurde.

«Ende, gelobt sei Gott»

Zu Scelsis Musik kreisen drei meterhohe weisse Stäbe auf der hölzernen Tribüne, vor der das Publikum in engen Reihen sitzt. Sie ziehen sich längs durch das gesamte Mittelschiff. Die Zuschauer sind den Stäben gleichsam ausgesetzt, die sich kreuzen und auf die Köpfe herabsenken. Später bevölkern Menschen das Holzgerüst, ein Bewegungschor, der aus seinen Reihen wie in einer Art Geburt zwei Solisten hervorbringt: Hannigan und den Countertenor Jakub Józef Orliński.

Was im Krieg allgemeines Schicksal ist, verdichtet sich nun im Leid eines Menschen: dem der Gottesmutter unter dem Kreuz. Hannigan und Orliński singen das Stabat Mater von Giovanni Battista Pergolesi, eine der berühmtesten Vertonungen der mittelalterlichen Sequenz. Wie ein Schatten liegt über jeder Aufführung immer zugleich die Erinnerung an den frühen Tod ihres Komponisten: «Finis laus Deo» – «Ende, gelobt sei Gott», schrieb Pergolesi doppeldeutig unter das Manuskript, bevor er 1736 mit nur 26 Jahren an Tuberkulose starb. Den orchestralen Part übernimmt in Genf das Barockensemble Il Pomo d’Oro, das in kleiner Besetzung hinter der Tribüne spielt.

Die musikalische Gesamtleitung liegt in den Händen von Hannigan, die schon länger gleichermassen erfolgreich als Sopranistin wie als Dirigentin tätig ist, oft auch an ein und demselben Abend. Für die Arien und Duette des Stabat Mater gibt Castellucci ihr, Orliński und dem Bewegungschor intensive Gesten, die bildnerische Topoi des Kreuzwegs aufgreifen, ohne sie direkt zu zitieren. Expressiv wie in mittelalterlichen Gemälden verbiegen sich Leiber, recken sich Arme in den Himmel.

Hannigan und Orliński gehen durchaus unterschiedlich an Pergolesis Musik heran: Die Sopranistin vertieft sich fast veristisch in die Schmerzen Marias, lässt Konsonanten knattern, bohrt sich in Spitzentöne hinein, führt die Stimme auch in extreme Piano-Regionen, in verhauchte Klänge. Orliński wählt feinere Mittel, arbeitet mit abschattierten Vokalfarben und subtil geschärften Intonationstrübungen, verlässt sich daneben aber vor allem auf den Klang seiner Stimme, einer der schönsten Counterstimmen der Gegenwart. Im herben, aber weichen Timbre fliesst ein bittersüsser Stimmstrom dahin, den Orliński in jedem Moment flexibel formen und dynamisch verdichten kann.

Eindringlich sind beide Solisten, jeder für sich; zusammen aber eröffnen sie jene Perspektiven, die Musik, ja Kunst überhaupt einnehmen kann auf menschliches Leid: es sich subjektiv anzuverwandeln oder es objektivierend zu beschreiben. Wenn im Stabat Mater Jesus den Geist aushaucht, dehnt Hannigan die gestammelten Silben des lateinischen «e-mi-sit» in fast unerträgliche Langsamkeit.

Anspielung auf den Bildersturm

Draussen ist es inzwischen dunkel geworden, die Fenster der Kathedrale sind erblindet, ein zunehmend klaustrophobischer Ort, den Castellucci und sein Co-Lichtdesigner Benedikt Zehm subtil mit verborgenen Scheinwerfern ausleuchten. Es ist der Moment, in dem die Kinder der Maîtrise du Conservatoire populaire de Genève ins Spiel kommen. Nicht singend zunächst, tragen sie hölzerne Bruchstücke einer Figur des Gekreuzigten herein, eine Anspielung auf den Bildersturm des 16. Jahrhunderts, in dem die frühen Calvinisten die Bildwerke und Malereien der Kathedrale zerstörten.

Im Übrigen braucht Castellucci nur wenige Requisiten: grüne Bäumchen, hölzerne Kreuzesbalken, Orangen anstelle biblischer Äpfel. Unaufwendig ist die Produktion dennoch nicht. In Genf wird sie nur eine Woche lang gezeigt, später noch von den Opernhäusern in Rom und in Antwerpen, möglicherweise auch an weiteren Orten, sofern sich dort eine entsprechend grosse Kirche findet. Lohnend wäre es auf jeden Fall, denn Castellucci, der in jüngerer Zeit einige Opernklassiker in allzu verrätselte Bilder zerstückelte, findet hier in der freien Stückkombination zu einer Symbolik, die klar, aber dennoch nicht platt daherkommt.

Etwa wenn die drei weissen Stäbe des Beginns durchs Hannigans Gewand gebohrt werden wie das Schwert im Stabat Mater durch das Herz der Gottesmutter. Oder wenn sie und Orliński die schwarzen Gewänder abstreifen, um ganz in Weiss in «paradisi gloriam», in die Auferstehung, einzugehen. Die Zeichen bleiben so schlicht und berührend wie die Musik, die am Schluss wiederum von Giacinto Scelsi stammt. Aus dem Off singen die Kinder der Maîtrise du Conservatoire populaire die ersten beiden von Scelsis «Three Latin Prayers», einstimmige, an gregorianische Choräle erinnernde Melodien. Dann wird das Publikum ohne Applaus in die Nacht entlassen.

Damit vollzieht Castellucci einen Grenzgang zwischen Theater und Gottesdienst, zwischen Kunst und Bussritual, der leicht ins Kunstreligiöse abheben, sogar in Kunstkitsch entgleiten könnte. Dass er es nicht tut, hat viel mit dem Kontrast zum Beginn zu tun, der im Gedächtnis bleibt: dem Einbruch des Kriegs.

Denn mit ihm bricht auch eine Gegenwart herein, in der ein Weltkrieg wieder als reale Möglichkeit gehandelt wird, eine, in der führende westliche Politiker ihre Völker auffordern, wieder «kriegstüchtig» zu werden. Als hätten sie vergessen, dass im Ernstfall Atom- und Wasserstoffbomben tüchtiger wären als jeder Soldat. Und dass sie Gemäuer wie die Genfer Kathedrale in Sekunden in Staub verwandeln würden.

Romeo Castellucci vergisst es nicht: Während Barbara Hannigan das letzte der «Three Latin Prayers» singt, kehren zwei Soldaten in die anscheinend noch immer besetzte Kirche zurück. Sie richten einen hölzernen Pfahl auf, an dem zusammengesackt ein Mensch der Gegenwart hängt. «Ecce homo»: Vergiss nicht, Mensch, dass du Staub bist. Und dass Krieg schon immer einfacher war als Frieden.

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