Der Preis für das vielseitige Buntmetall zieht an. Während sich in den nächsten Jahren eine robust wachsende Nachfrage abzeichnet, stösst das Angebot an Grenzen. Das Risiko von Handelskonflikten und Zöllen sorgt im Terminhandel bereits für Nervosität. Investments in Kupferaktien bieten damit spannende Perspektiven.
Die Rohstoffmärkte sind in Bewegung. Das gilt besonders für den Handel mit Metallen, wo der Goldpreis weiter vorprescht und diese Woche ein neues Allzeithoch markiert hat. Kräftig Auftrieb verspürt ebenso Kupfer. Ein guter Zeitpunkt also, sich mit dem Investment Case für das wichtigste Industriemetall der modernen Wirtschaft zu befassen.
Im Spothandel der New Yorker Rohstoffbörse Comex notiert der Preis von Kupfer derzeit bei 4.77 $ pro Pfund. Das entspricht einer eindrücklichen Avance von annähernd 20% seit Anfang Jahr. Die Notierung ist damit erstmals seit Herbst über den gleitenden Durchschnitt der vergangenen 200 Tage ausgebrochen. Das Allzeithoch vom Mai 2024, als Kupfer über 5.10 $ kletterte, könnte bald in Griffweite sein.
Der positive Trend verleiht Aktien von führenden Kupferproduzenten wie Freeport-McMoRan, Southern Copper und Antofagasta neue Dynamik. Der Global X Copper Miners ETF (Börsenticker: COPX), der einen Korb von knapp fünfzig internationalen Fördergesellschaften umfasst, hat in den vergangenen Wochen einen Boden gebildet und ist seit dem Tief von Anfang Februar gut 8% vorgerückt.
Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass der Handel auf absehbare Zeit volatil bleibt. US-Präsident Donald Trump hat zu Wochenbeginn Ausnahmen und Befreiungen seiner 2018 eingeführten Zölle auf Importe von Stahl aufgehoben. Entsprechend werden alle Einfuhren in die USA mit einem Mindestsatz von 25% besteuert. Die Zölle für Aluminium hat er von 10 auf 25% erhöht.
Für Kupfer hat Trump bisher zwar keine Importschranken verfügt. Ohne ins Detail zu gehen, hat er aber erklärt, dass das rote Metall nach Aluminium und Stahl als nächstes auf seiner Liste stehe. Hinzu kommt der schwelende Handelskonflikt mit Mexiko und Kanada. Beide Nachbarstaaten spielen hinsichtlich der Kupferverarbeitung für die USA eine wichtige Rolle.
Wie im Fall von Gold, nimmt der Markt deshalb wohl bereits mögliche Probleme vorweg. Ein Anzeichen dafür ist, dass sich beim Kupferpreis in den USA eine markante Prämie gebildet hat. Im Vergleich zur Londoner Metallbörse LME wird an der Comex in New York für eine Tonne zur Auslieferung im März inzwischen ein Aufschlag von mehr als 1000 $ bezahlt.
«Die Pläne von Präsident Trump, Zölle auf die Einfuhr von Kupfer, Aluminium und anderen Metallen zu erheben, um die heimische Produktion anzukurbeln, sollten gut im Auge behalten werden, denkt das Research-Team von UBS. Dies, mit Verweis darauf, dass die USA ein Nettoimporteur von Kupfer sind, wobei Einfuhren rund 36% des Bedarfs abdecken.
«Die drohenden Zölle haben dazu beigetragen, dass die US-Kupferprämie im Vergleich zum Handel in London gestiegen ist», halten die Marktstrategen der Schweizer Grossbank fest. «Die Dauerhaftigkeit des Preisaufschlags hängt davon ab, inwiefern Zölle tatsächlich umgesetzt und welche weiteren wirtschaftspolitischen Entscheide getroffen werden.»
Nachfrage nach Kupfer wächst robust
Wie sich diese Situation in den kommenden Wochen und Monaten weiterentwickeln wird, lässt sich schwierig sagen. Zölle und Gegenmassnahmen könnten das globale Wirtschaftswachstum bremsen, was wenig förderlich für die Nachfrage nach Kupfer wäre. Auf mittlere bis lange Sicht spricht jedoch viel dafür, dass der Preis seinen Aufwärtstrend fortsetzen wird.
«Handelsstreitigkeiten sind ein Hauptrisiko, aber die Fundamentaldaten von Kupfer bleiben robust», denken die Rohstoff-Spezialisten von Bank of America. Angesichts struktureller Trends wie der Elektrifizierung der Wirtschaft, dem Ausbau erneuerbarer Energien sowie dem Übergang zu Elektromobilität hat das vielseitige Buntmetall das Potenzial, zum wichtigsten Rohstoff der kommenden Jahre zu werden.
Kupfer hat eine ganze Reihe vorteilhafter Qualitäten. Ausser Silber weist kein anderes Metall eine bessere Leitfähigkeit auf. Auch bietet Kupfer einen hervorragenden Korrosionsschutz, speziell in Verbindung mit Nickel. Dank seiner hervorragenden hygienischen Eigenschaften, wehrt es ebenso Mikroorganismen ab, zum Beispiel bei Wasserleitungen.
Je nach Schätzung dürfte die globale Nachfrage nach Kupfer im letzten Jahr um knapp 2,5% auf rund 26,5 Mio. Tonnen zugenommen haben. Rund 28% des Bedarfs entfallen derzeit auf den Bausektor, für 16% kommt die Elektrizitätsversorgung auf. Konsumgüter, das Transportwesen und Industrieanlagen machen jeweils rund 12 bis 13% aus.
Alles deutet darauf hin, dass der weltweite Bedarf an Kupfer deutlich zunehmen wird. Die Internationale Energiebehörde IEA schätzt, dass er in den nächsten zehn Jahren jährlich um mindestens rund 2% wächst. Demnach wäre die Gesamtnachfrage 2035 um etwa 26% höher als im Jahr 2023. Der weitaus kräftigste Treiber ist der Um- und Ausbau des Elektrizitätssystems. Weitere Schlüsselbereiche sind Solaranlagen, Windkraftwerke und Elektroautos. Hinzu kommt ein rasch wachsender Bedarf durch den Ausbau von KI-Rechenzentren.
Inwiefern sich diese Prognosen als richtig erweisen werden, hängt vorerst massgeblich von China ab. Mit rund 50% macht die Volksrepublik den mit Abstand grössten Teil der Nachfrage aus. Die schwache Verfassung ihrer Wirtschaft, besonders des Immobiliensektors, hat die Stimmung im Markt zuletzt beeinträchtigt. Umso bemerkenswerter ist, wie stabil sich der Kupferpreis trotzdem gehalten hat, wofür wohl auch die deutliche Zunahme von Chinas Investitionen in die Strominfrastruktur verantwortlich war.
Aufschlussreich dazu ist der Marktkommentar des Rohstoffriesen Rio Tinto. «Chinas Wachstumsmotoren verlagern sich weiterhin vom Immobiliensektor auf fortgeschrittene Industriebereiche und neue Technologien», sagte er beim Abschluss zum vierten Quartal. «Die chinesische Wirtschaft sendete im Quartal gemischte Signale», meint er weiter. Das anhaltende Überangebot im Immobilienmarkt belaste zwar weiterhin, doch nach vielen Monaten mit Stimmulusmassnahmen «lassen sich bei den Hausverkäufen und -preisen Anzeichen einer Stabilisierung erkennen.»
Risiko von Engpässen steigt
Sollten sich die Konjunkturaussichten in China tatsächlich aufhellen, sind die Chancen für weitere Avancen beim Kupferpreis ausgezeichnet. Wie in anderen Segmenten des Rohstoffsektors haben sich Förderkonzerne mit Investitionen in den vergangenen Jahren zurückgehalten, nachdem es beim letzten grossen Boom in den Jahren 2012 bis 2014 zu massiven Übertreibungen gekommen war.
Die grössten drei Kupferproduzenten sind Chile, Peru und die Demokratische Republik Kongo (DRK), gefolgt von China, den USA und Indonesien. Der Prozess zur Herstellung umfasst mehrere Schritte, um eine maximale Reinheit zu erreichen: vom Abbau in der Mine über die Aufbereitung eines Substrats und ein Schmelzverfahren bis hin zur Raffinierung. Annähernd die Hälfte der weltweiten Raffineriekapazität befindet sich in China.
Steigt der Kupferpreis, werden neue Förderprojekte gestartet. Doch auf absehbare Zeit zeichnet sich keine substantielle Ausweitung des Angebots ab, berichtet Heinz Isler, Berater institutioneller Investoren in Genf. «Von der Entdeckung eines Kupfervorkommens bis zur Produktion dauert es etwa fünfzehn Jahre», erklärt der Rohstoffexperte mit mehr als fünfzig Jahren internationaler Erfahrung. «Im Kupfergeschäft gibt es keine schnellen Lösungen.»
Mit der Erholung des Kupferpreises während der Jahre 2017/18 wurden zwar mehrere bedeutenden Projekte abgesegnet, beispielsweise das QB2-Projekt des kanadischen Förderkonzerns Teck Resources im Norden Chiles oder die Quellaveco-Mine von Anglo American im Süden Perus. Das waren aber relativ einfach realisierbare Projekte, und sie machen sich jetzt beim Angebot bemerkbar.
Über 2025 hinaus sind jedoch kaum nennenswerte zusätzliche Kapazitäten ersichtlich, während der Ausstoss älterer Standorte abnimmt. Erschwerend hinzu kommen politische Risiken und Ressourcennationalismus. First Quantum etwa sagte diese Woche, dass sich die finale Anhörung zur Wiederinbetriebnahmen der 2023 zwangsweise stillgelegten Cobre-Mine in Panama weiter auf Februar 2026 verzögert. Eine Ausweitung des Konflikts im Kongo könnte derweil für Ivanhoe Mines am Standort Kamoa-Kakula zum Problem werden.
Die Gefahr von Engpässen ist somit beträchtlich. Auch deshalb, weil die Lagerbestände sinken. Gemäss den Rohstoff-Analysten der Bank RBC könnte es schon bald soweit sein. «Wir sehen praktisch keine bewilligten Projekte zur Ausweitung des Angebots und prognostizieren ab 2027 zunehmende Defizite, die zu einer Phase deutlich höherer Preise führen könnten», halten sie in einem Ausblick zum Kupfermarkt fest.
Ideen für Investments
In Anbetracht dieser Voraussetzungen ist der Zeitpunkt für Engagements in Kupferaktien günstig. Ebenso muss man sich aber auch der Risiken bewusst sein. Bei einer drastischen Eskalation von Handelskonflikten, einer globalen Rezession oder einer erneuten Abschwächung der chinesischen Wirtschaft wird der Sektor aller Wahrscheinlichkeit nach erheblich unter Druck geraten. Zudem schwanken die Kurse überaus stark.
Wer damit umgehen kann und es sich einfach machen will, hält sich am besten an den Global X Copper Miners ETF (COPX). Der an der Börse New York gehandelte Fonds hält auch breiter aufgestellte Minenkonzerne wie BHP oder Glencore, doch seine Kursentwicklung orientiert sich hauptsächlich am Kupferpreis. Ein gewisses Exposure zu Kupfer kann man sich auch mit dem Rohstoff-Fonds iShares MSCI Global Metals & Mining Producers ETF (PICK) verschaffen.
Für affinere Investorinnen und Investoren empfiehlt sich ein Blick auf Einzeltitel. Prominente Branchenvertreter wie Freeport-McMoRan, Southern Copper, Teck Resources oder First Quantum erzielen einen Teil ihrer Einnahmen auch mit anderen Metallen wie Gold, Silber oder Zink. Sie werden an der Börse aber praktisch ausschliesslich als Kupferaktien wahrgenommen, wobei die ersten zwei Namen vor allem bei angelsächsischen Investoren beliebt sind.
Wichtig ist weiter, dass diverse Unternehmen gemessen am Kupferpreis zu einer gewissen Prämie handeln. Dies, anders als zum Beispiel Goldminenkonzerne, die zumeist zu einem deutlichen Abschlag zum Goldpreis bewertet sind. Der Grund für diesen Unterschied liegt darin, dass sich das Feld bedeutender Kupferunternehmen im Gegensatz zum Goldsektor auf relative wenige Titel konzentriert. Grosse Goldminenkonzerne wie Barrick Gold und Newmont dringen derweil verstärkt in die Förderung von Kupfer vor.
Als Arrondierung der Portfolios kann sich zusätzlich die eine oder andere Junior-Gesellschaft eignen, wobei das Risiko allerdings noch erheblich grösser ist. Zu den spannenderen Namen in diesem Segment zählt zum Beispiel Taseko Mines. Die Firma betreibt mit der Gibraltar-Mine in der kanadischen Provinz British Columbia seit Jahren einen qualitativ hochstehenden Standort und verfügt mit dem angehenden Produktionsstart des Florence-Copper-Projekts im US-Bundesstaat Arizona über ein attraktive Wachstumsprofil.