Historisch inspirierte Ballkleider haben seit der TV-Serie «Bridgerton» ordentlich an Beliebtheit gewonnen. Auch Lady Gaga trat bei der Grammy-Verleihung in solchen Roben auf.
Ballroben gehören zu den altmodischsten Kleidern überhaupt, sie stammen aus jenen Zeiten, als Frauenkörper durch reichlich Stoff und luftabschnürende Korsette unsichtbar und unbeweglich gemacht wurden. Dennoch sind lange, weite Röcke von roten Teppichen nicht wegzudenken. Das liegt natürlich daran, dass man mit einem solchen Kleid automatisch mehr Raum einnimmt und damit Aufmerksamkeit erregt.
Kleider von einst, Rede von jetzt
Auch Lady Gaga, sowieso eine Garantin für überdramatische Outfits, schöpfte für ihren Auftritt an der 67. Grammy-Verleihung am 2. Februar 2025 in Los Angeles aus dem Vollen, was modische Referenzen auf vergangene Jahrhunderte angeht: Sie betrat die Szenerie in einem hochgeschlossenen Kleid samt Tournüre und Schleppe, das aus dem 19. Jahrhundert stammen könnte. Zumindest auf den ersten Blick; Leder und hohe Beinschlitze waren einst eher unüblich.
Doch auch der Schmuck von Tiffany und das Unterkleid mit Corsage, in welchem sie mit Bruno Mars den Preis für die beste Pop-Duo-/Gruppen-Performance für «Die with a Smile» entgegennahm, erinnerten mit dem flachen Décolleté an vergangene Zeiten, ebenso das mit Rüschen besetzte Kleid, das sich für einen Spaziergang in einem der «Bridgerton»-Parks eignen könnte, in dem sie ebenfalls fotografiert wurde. Umso stärker vorwärtsgewandt war die kurze Rede der Musikerin: Lady Gaga nutzte sie, um für die Queer- und die Trans-Community einzustehen.
«Bridgerton»: unverkennbarer Einfluss
Seit dem Erfolg der Serie «Bridgerton» hat der Einfluss historischer Kostüme auf die Kleiderwahl bei Galas und Events unverkennbar zugenommen. Dabei wird, ebenso wie in der TV-Erzählung, lustvoll mit Codes und Epochen gespielt. Im Grossen und Ganzen wurden die Kostüme von jener Zeit inspiriert, der wir auch schon einige auf Jane-Austen-Büchern basierende Filmausstattungen zu verdanken haben: der Regency-Ära.
Diese Epoche, die vor allem die Jahre 1811 bis 1820 umfasst, stellt eine Übergangszeit dar – sie verbindet die georgianische Ära mit der viktorianischen und markiert den Wandel von einer ländlich geprägten Gesellschaft hin zu einer städtischen und kommerziellen. «Regencycore» taufte die Tiktok-Gemeinde diesen Trend. In gewisser Weise passt diese Schwebe wieder zur heutigen gesellschaftlichen und politischen Situation; auch wenn es gerade eher so aussieht, als ginge es rückwärts.