Jan Pawlak (Rick Okon) verabschiedet sich mit der Folge «Cash» nach 13 Fällen vom «Tatort» Dortmund. Rosa Herzog und Peter Faber ermitteln in Zukunft zu zweit und finden grad zusammen. Sehenswert!
Ja, es gibt ein Mordopfer in diesem «Tatort». Aber seltsamerweise noch weniger gern möchte man hier in Jan Pawlaks (Rick Okon) Haut stecken. Wo seine Junkie-Frau ist, weiss er nicht. Das Umgangsrecht für seine Tochter hat er sich in der neuesten Konfrontation mit der Schwiegermutter ziemlich sicher verspielt. Und gegenüber Alkim Celik (Sahin Eryilmaz), dem türkischen Betreiber des Wettbüros «Mutluluk» (zu Deutsch: Glück), steht er mit 30 000 Euro Schulden hoffnungslos in den Miesen.
Kreidebleich, hager und geistig abwesend schleicht Pawlak im Kommissariat ein und aus und ist nie da, wenn man ihn braucht. Aber weil Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) die kommissarische Leitung innehat und zu ihm hält, bleibt Peter Faber (Jörg Hartmann) nur, billige Sprüche über den jungen Kollegen zu klopfen.
Verräter nach allen Seiten
Pawlak also hat sich in zweifelhaftem Milieu erpressbar gemacht – für einen Polizisten eine in jeder Hinsicht ungemütliche Situation. Zumal nun der Tote, dessen Mörder Pawlaks Team aufspüren muss, in direkter Verbindung zu Tarim Abakay (Adrian Can) stand. Abakay, ein Wiedergänger in Fabers Kommissarenlaufbahn, ist Präsident des Fussball-Regionalklubs und besitzt auch das «Mutluluk». Er hat seit je eine zentrale Rolle inne im Dortmunder Drogen- und Glücksspielgeschäft, ohne dass ihm die Polizei bis anhin etwas nachweisen konnte. Als nun ausgerechnet einer seiner Wettbüro-Mitarbeiter umgebracht wird, sagt Abakay zu Pawlak: «Sie helfen mir, ich helfe Ihnen.»
Am Ende wird Pawlak nach allen Seiten ein Verräter sein.
Der Erfinder und «Hausautor» des Dortmunder Teams, Jürgen Werner, legt ein dichtes Beziehungsnetz aus. Und indem Werner den für Kommissarin Bönischs Tod verantwortlichen Chef der Kriminaltechnik wieder einführt, triggert er in Faber den Wutkommissar.
Es ist ein schöner Einfall, wie die Anspannung hier umgelenkt wird und der Kommissar die junge Kollegin ins Fabern einführt, da diese offensichtlich über Pawlaks Illoyalität nicht hinwegkommt und zudem angesichts des sich dahinziehenden Leitungsprovisoriums zunehmend frustriert ist: In einer Art Initiationsritual erklärt ihr Faber auf dem Autoschrottplatz, wie man mit dem Baseballschläger Dampf ablässt. Der Dortmunder Kommissar zeigt sich beeindruckt von Herzog, die erst zögert, um dann ihrer Rage freien Lauf zu lassen. Das muss der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein.
Sehenswert
In welche Richtung es mit Faber in Zukunft gehen wird, ist die eine Frage. Die andere ist, ob es dem nun Dienstältesten im Dortmunder Kommissariat mithilfe von Rosa Herzog endlich gelingen wird, den mafiösen Abakay zur Strecke zu bringen. Der Regisseur Sebastian Ko verpackt die Sonntagabend-Ermittlungsroutine in eine ungewöhnliche, dynamische Bildsprache, wenn er vom Zeitraffer getriebene Szenen an den festgefrorenen Figuren vorbeirauschen lässt oder diese Geistern gleich aus dem Bild schnippt. Das ist sehenswert. Auch, was Jan Pawlaks letzten Einsatz anbelangt, gibt es noch eine Überraschung.
Rosa Herzog hat sich in Dortmund von Folge zu Folge so klug wie unaufdringlich ins Zentrum gespielt und dabei anerkannt, dass in Fabers Team eigene Regeln gelten. Die wundervolle Stefanie Reinsperger macht sich gerade unersetzlich und sorgt dafür, dass der Dortmunder «Tatort» trotz den Abgängen von Anna Schudt und Rick Okon das Niveau hält.
Wenn der WDR nun bekanntgibt, dass es in Dortmund in Zukunft beim Zweierteam Herzog-Faber bleiben soll, kommt das dank Reinsperger jetzt nicht als Manko daher, sondern als Zugewinn. Kompliment!
«Tatort» Dortmund: «Cash». Am Sonntag, 18. Februar, um 20.15 in der ARD.