So belanglos, dass es weh tut: Die Show von Meghan Markle ist jetzt auf Netflix zu sehen. Bereit für Popcorn, Bienen und Badesalz?
Es gab eine Zeit, da musste man sich in gewissen Kreisen entscheiden: Team Meghan oder Team britisches Königshaus? Seit der öffentlichen Schlammschlacht gehen Meghan und Prinz Harry ihre eigenen Wege. Und diese führten sie über ein Buch, einen Podcast und ein immer wieder angekündigtes, aber bisher nicht wirklich realisiertes Lifestyle-Label nun auf Netflix zur Serie «With love, Meghan». «Herzogin Meghan lädt Freund*innen und Prominente zu einem wunderschönen Anwesen in Kalifornien ein, wo sie Küchen-, Garten- und Gastgebertipps gibt», so die Beschreibung auf Netflix.
Gäste wollen Badesalz
Immerhin lernt man etwas über Bienen. Diese gebe es schon seit den Dinosauriern, so erklärt es der Imker, mit dem Meghan gemeinsam ihre Honigbienen besucht, weil sie auch nach einem Jahr noch Angst vor ihnen hat. Warum sie dann überhaupt eine Imkerin sein will, bleibt unbeantwortet. Dafür hat Meghan Antworten auf andere Fragen. Wie man es schafft, dass Gäste sich bei einem wie zu Hause wohlfühlen, zum Beispiel. Auch wenn wir gar nicht bei ihr zu Hause sind, sondern in einem Platzhalter-Refugium, das aber dem lässigen Rural-aber-reich-Groove entspricht, den Meghan und Harry pflegen, seit sie in Kalifornien wohnen.
Und was wollen Gäste? Badesalz! Salz wird gemischt mit Arnika (das nutzt Meghan auch für die Blessuren ihrer Kleinkinder, wie sie erzählt), Lavendel und getrockneten Rosenknospen. Gäste wollen auch Blumen. Und Snacks: Da wird Popcorn in der Mikrowelle gemacht und gekaufte Pretzels in eine schönere Tüte umgefüllt. Pro-Tipp von Meghan: Lieber mit einer Schleife zusammenbinden, nicht mit einem Knoten, sonst bekommen die Gäste die Snacks nicht auf – und das wäre bitter. Auch lohne es sich, Allergene in Schönschrift auf das Etikett zu schreiben; nur ein gesunder Gast ist ein glücklicher Gast.
«Real Housewives» trifft «Sendung mit der Maus»
Die Show ist eine lauwarm servierte Mischung aus Tradwife-Instakanal, «Real Housewives» (aber ohne Klatsch), «Sendung mit der Maus»-Erklärstunde und Gesellschaftssatire. Meghan preist ernsthaft ihre «Skillet Spaghetti» als perfektes Familiengericht an, weil es dann nur eine Pfanne abzuwaschen gibt. Meghan ist eine reiche Frau. Man nimmt ihr bei aller Frauensolidarität nicht ab, dass sie im Haushalt und in der Erziehung und Bespassung ihrer zwei Kleinkinder so brutal eingespannt ist, dass sie sich Gedanken darüber machen muss, wie viele Pfannen es abzuwaschen gibt.
Auch die Outfits geben Rätsel auf: Wer trägt Weiss beim Kochen eines Tomatengerichtes? Beim Giessen von Kerzen? Sollte diese Sendung Meghan nahbarer machen, so ist dieses Vorhaben gescheitert. Auch wenn sowohl sie als auch Daniel, der in der ersten Folge zu Besuch kommt und bei der TV-Serie «Suits» Meghans Make-up-Artist war und seitdem ihr Freund ist, vom Prinzip her nette Menschen zu sein scheinen.
Aber wer weiss, vielleicht ist eine solch seichte Sendung genau das, was die Welt gerade braucht. Mehr Biedermeier-Eskapismus ist kaum vorstellbar. In Folge zwei kommt Comédienne Mindy Kaling. Und man kann zusehen, wie die beiden Moms eine Kinder-Gartenparty planen. Kinder sieht man allerdings keine: Die sind, ebenso wie das echte Haus, dann doch zu persönlich. Und sie könnten das Badesalz verschütten, Daniels Popcorn aufessen und die weissen Kleider dreckig machen.