Hoteltipp im Jura
Rebecca Leaver und Samuel Tobler zog es aus Zürich nach Porrentruy, wo sie kürzlich das altehrwürdige Gasthaus übernahmen. In der «Auberge du Mouton» trifft man auf schönes, unaufdringliches Design, eine marktfrische Küche und viel Gastfreundlichkeit.
So kitschig es klingt, aber es war Liebe auf den ersten Blick. Nach einem Geburtstag übernachteten Rebecca Leaver und Samuel Tobler in der «Auberge du Mouton» im Jura und tagträumten davon, ein solches Haus zu übernehmen. Wenig später lasen sie in einer Annonce, dass man für ebendieses Hotel neue Gastgeber suche. Also zog das Paar, das bereits viel Erfahrung aus der Gastronomie mitbrachte, von Zürich nach Porrentruy in die 1715 einst als Schule erbaute «Auberge».
Dann musste alles ziemlich schnell gehen: Die erste Frühlings-/Sommersaison stand kurz bevor. Obwohl die Vorgängerin, die Zugerin Elsbeth Müller, das Haus 2016 behutsam renovierte, wollte man einen eigenen Anstrich mit neuen Designaspekten. Ein bisschen Botox hier und dort anstatt eines ganzen Facelifts. Während zweier Wochen mobilisierte das Ehepaar seine Freunde für Hilfe beim Schreinern, Zurechtlegen und allgemeinen Anpacken. Im Mai 2023 eröffneten die beiden 31-Jährigen die «Auberge du Mouton» neu.
Zu Beginn kamen vor allem Stammgäste, die die Veränderung vorwiegend positiv aufgenommen hätten, erzählen die beiden Gastgebenden. Doch auch als neue «Auberge»-Besucherin merkt man schnell, dass es viele Gründe gibt, sich in dieses kleine Hotel zu verlieben.
Ein Haus mit Geschichte
Da wären die historischen Balken und der knarrende Holzfussboden – ein Altbautraum, der in Zürich viel Geld kosten würde. Oder die bereits ziemlich abgewetzte Steintreppe, die man zur Lobby hinaufsteigt. Wie viele Leute hier wohl schon ein und aus gegangen sind?
An der Réception entdeckt die Besucherin kleine Details wie eine in der Wand verschwindende Treppe. Wofür sie diente, weiss niemand so genau, doch sie gibt Anlass zum Sinnieren. Nun wird sie als Kulisse für Designobjekte – etwa eine schwarze Keramikvase mit Trockenblumen – genutzt. Bei der Treppe, die in die Obergeschosse zu den Superior-Zimmern sowie in die Junior-Suite führt, geht man an einem alten Steinlavabo mit einer kleinen Nische vorbei. Es war einst das stille Örtchen.
Die Zimmer, zwölf sind es an der Zahl, wurden von der Zürcher Designerin und Fotografin Nadine Ottawa vom Studio Norma umgestaltet. Viel Holz, viele Erdtöne wie Beige und Braun, Naturstoffe sowie bunte Kunstwerke geben sofort ein Gefühl von Angekommensein.
Morgens erwacht man mit der Altstadt zu Füssen, mit direktem Blick auf das Schloss, und öffnet man die Fenster, ertönt Kinderlachen vom Schulhaus nebenan.
Marktfrische Küche und Demeter-Weine
Nebst den unaufgeregt schönen Zimmern ist die marktfrische, biodynamische Küche ein weiteres Highlight. Samuel Tobler war lange Geschäftsführer des Zürcher Restaurants Kin, eines asiatisch inspirierten Restaurants, das nur mit Schweizer Produkten kocht. Diese Philosophie, mit regionalen Ingredienzen und Produzenten zu arbeiten, wird auch in der «Auberge» umgesetzt. Entsprechend ambitioniert, aber überhaupt nicht verkopft, wird von Dienstag bis Samstag jeweils abends gekocht.
Zur Vorspeise gab es bei unserem Besuch eine wunderbar cremige Champignonsuppe mit pochiertem Ei, dazu eine Focaccia mit schwarzem Knoblauch. Der Hauptgang setzte sich aus zarten Kalbsnierchen mit einem kräftigen Jus, in Butter geschwenktem Gemüse und Kartoffel-Mille-feuille zusammen.
Und zum Abschluss kam ein wolkiges Träumchen: die Pawlowa mit Rhabarber. Ebenso stolz wie auf das Essen sind die beiden auf die Weinkarte. Diese enthält ausschliesslich naturnah produzierte Weine und Demeter-zertifizierte Weine aus der Schweiz und angrenzenden Ländern.
Die «Auberge du Mouton» ist der Anlass, um einmal einen Abstecher in dieses kleine Städtchen im Jura zu machen, in dem Hektik ein Fremdwort ist und frühabendlicher Apéro und geselliges Beisammensein mehr als Stichwörter sind. Belohnt wird man auf jeden Fall mit viel Herzlichkeit des Gastgeberpaars, dessen Enthusiasmus ansteckend wirkt.
Auf einen Blick
Adresse
Auberge du Mouton
Rue du Cygne 1
Porrentruy
Kosten
Standard-Zimmer ab 155 Franken pro Nacht
Superior-Zimmer ab 180 Franken pro Nacht
Publikum
von jungen Paaren zu Senioren