Er war der letzte grosse Privatbanquier in Deutschland und in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main eine Institution. Nun ist Friedrich von Metzler im Alter von 81 Jahren verstorben.
«Wir maximieren nicht den Gewinn, sondern die Sicherheit», sagte Friedrich von Metzler im Jahr 2018 im Gespräch mit der NZZ. Damit war umfassend erklärt, warum sich das anno 1674 gegründete Bankhaus Metzler im Gegensatz zu anderen Privatbanken inzwischen über 350 Jahre halten konnte und vollständig im Familienbesitz geblieben ist. Wenn man spektakuläre Gewinne erzielen wolle, gehe man meistens Risiken ein, die schwer zu kalkulieren seien, erklärte er damals weiter.
Ehrenbürger und Institution von Frankfurt
Friedrich von Metzler war eine Institution in der Bankenstadt Frankfurt, auch im fortgeschrittenen Alter – und zwar als Mensch, Banquier und grosszügiger Mäzen. Für die Journalisten des Finanzplatzes gehörte ein Diner gegen Jahresende in seinem Privathaus im Stadtwald von Sachsenhausen zu den fix gebuchten Terminen in der Agenda.
Dabei erwies sich der Finanzexperte und Philanthrop immer als ein interessanter Gesprächspartner, der auch im Alter stets am Puls des Geschehens war. Von Metzler hatte sich im Mai 2018 allerdings offiziell aus dem Vorstand und der Geschäftsleitung des Instituts zurückgezogen. Da lief die Entwöhnung vom Bankgeschäft jedoch schon. Bereits fünf Jahre zuvor hatte er damit begonnen, die operative Verantwortung nach und nach abzugeben und sich nur noch auf die Kundenbetreuung zu fokussieren.
Der Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse und Ehrenbürger von Frankfurt prägte das Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. Aktiengesellschaft über mehr als fünf Jahrzehnte. Friedrich von Metzler wurde im April 1943 während des Zweiten Weltkriegs in Dresden geboren. Nach Kriegsende kehrte er mit seinen Eltern und seiner Schwester Barbara in das fast völlig zerstörte Frankfurt zurück, bevor er 1962 in Hamburg eine Ausbildung zum Aussenhandelskaufmann bei Münchmeyer und Co. absolvierte.
Eintritt ins Bankhaus im Jahr 1969
In den Jahren darauf erlernte er das zu dieser Zeit in Deutschland völlig unterentwickelte Kapitalmarktgeschäft bei verschiedenen Banken in London, New York, Paris und Düsseldorf. Das sei für ihn eine überwältigende Erfahrung gewesen, sagte er später der NZZ. 1969 trat er schliesslich in das familieneigene Bankhaus Metzler ein und wurde 1971 gemeinsam mit seinem Vetter Christoph von Metzler persönlich haftender Gesellschafter.
Gemeinsam mit Christoph, der bereits im Jahr 1993 früh verstarb, trug er entscheidend dazu bei, das damals in elf Generationen ununterbrochen im Familienbesitz befindliche Institut fit für die Zukunft zu machen. So schreibt es die Bank in einer Medienmitteilung. Viele seiner damaligen Ideen brachte er aus dem Ausland mit.
In den Jahren um die deutsche Wiedervereinigung trug von Metzler entscheidend dazu bei, die Frankfurter Wertpapierbörse in die Deutsche Börse AG zu verwandeln, was am Finanzplatz nicht allen Protagonisten gefallen hat. Von 1989 bis 1993 amtierte er als Präsident der Börse, die als erster bedeutender Handelsplatz die gesamte Wertschöpfungskette des Wertpapierhandels aus einer Hand anbot.
Entführung und Ermordung von Sohn Jakob
Friedrich von Metzler galt als grosser Menschenfreund, der sich für seine Gesprächspartner interessierte. Das blieb auch so, nachdem ihn ein schwerer privater Schicksalsschlag getroffen hatte. Sein jüngster Sohn Jakob war 2002 im Alter von elf Jahren von dem Studenten Magnus Gäfgen aus Habgier entführt und ermordet worden. Der Fall sorgte weit über die Grenzen Deutschlands hinaus für Aufsehen, auch weil ein Polizist Gäfgen während der Suche nach Jakob mit Folter gedroht hatte. Die Familie ertrug den Tod des Sohns und das spätere Verhalten des Kindsmörders mit grosser Würde.
Die beiden anderen Kinder Elena und Franz besitzen heute je 40 Prozent der Aktien des Bankhauses. Der Sohn seines verstorbenen Vetters Christoph, Leonhard, die übrigen 20 Prozent. Franz ist im Vorstand des Bankhauses und für das Geschäftsfeld Asset Management zuständig; Elena sitzt im Aufsichtsrat.
In Frankfurt war Friedrich von Metzler durch zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten bekannt, beispielsweise in der Dr. Senckenbergischen Stiftung, im Bürgerhospital, im Verwaltungsausschuss des Freien Deutschen Hochstifts oder im Kunstgewerbeverein. Für sein breites gesellschaftliches Engagement erhielt er zahlreiche Ehrungen und Preise. Am Sonntag ist Friedrich von Metzler nach längerer Krankheit im Alter von 81 Jahren im Kreise seiner Familie für immer eingeschlafen.
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