Der 15-Jährige stach in Zürich auf einen orthodoxen Juden ein. Nun werden neue Details zu seiner Radikalisierung bekannt.
Die Tat hat Zürich schockiert: Am Samstag, 2. März 2024, sticht ein 15-jähriger Schweizer mit tunesischen Wurzeln auf einen 50-jährigen orthodoxen Juden ein – im Enge-Quartier, mitten auf der Strasse. Nur dank dem mutigen Einsatz von Passanten überlebt das Opfer. Der Täter wird noch vor Ort festgenommen.
Schnell wird klar: Der 15-Jährige handelte aus einem terroristischen Motiv. Vor der Attacke hatte er ein Bekennervideo veröffentlicht. Darin schwor er dem Anführer der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) die Treue und sagte, dass er eine Synagoge überfallen und so viele Juden wie möglich töten wolle.
Nun sind neue Details zum Terrorakt bekanntgeworden. SRF berichtet, dass der Täter zuvor in regem Online-Austausch mit IS-Anhängern gestanden haben soll. «Leitfiguren» hätten den 15-Jährigen dazu gedrängt, einen Sprengsatz zu bauen. Das Ziel sei ein «grösserer Anschlag in der Schweiz» gewesen. Wo genau, ist nicht bekannt.
Die unbekannten Hintermänner beauftragten den Täter, Chemikalien zu besorgen. Während Tagen hätten sie über den Messenger-Dienst Discord über die nötigen Schritte gesprochen. Auf den Geräten des 15-Jährigen sei eine ganze Sammlung von Anleitungen zum Bau von Bomben gefunden worden. Zum Kauf der Chemikalien sei es dann aber nicht gekommen – aus welchen Gründen auch immer.
Wenige Tage vor dem Anschlag, soll der Täter geschrieben haben: «Planänderung ist fällig.» Am Abend vor der Attacke habe er in einem Einkaufszentrum das Messer und zudem eine Gabel, zwei Teller und einen Becher gekauft – um nicht aufzufallen, so seine Überlegung. Am nächsten Tag schritt er zur Tat.
SRF beruft sich auf ein psychologisches Gutachten, das zum Täter erstellt wurde. Gemäss dem hundertseitigen Dokument habe er eine Autismus-Spektrum-Störung mittleren Grades. Seit dem dritten Lebensjahr habe sich dies gezeigt in eingeschränkten sozialen Interaktionen und einem Mangel an Empathie.
Rund ein Jahr vor der Tat habe er sich vor allem über Online-Kanäle radikalisiert – «mit exzessivem Konsum von IS-Propaganda». Auch die Hamas-Attacke vom 7. Oktober und der darauffolgende Gaza-Krieg könnten laut SRF eine Rolle im Radikalisierungsprozess gespielt haben. Hinzu sei eine depressive Störung gekommen – der junge Mann sei «psychisch verletzlich» gewesen.
Der mittlerweile 16-Jährige befindet sich bis auf weiteres in einer geschlossenen Institution. Das Strafverfahren der Jugendanwaltschaft läuft noch.