Neue Daten zeigen, dass die Menge an Mikroplastik im Körper seit Jahren zunimmt. Das Gehirn ist besonders betroffen. Die Partikel können Entzündungen auslösen oder das Erbgut verändern.
Als ich folgende Zahl kürzlich in einer Veröffentlichung gelesen habe, da wurde mir leicht schwindlig: Rund 7 Gramm Mikroplastik haben Forscher aus den USA in den Gehirnen von Verstorbenen gefunden. Das ist ein knapper Esslöffel voller Salz. In einem Gehirn befanden sich somit anderthalb feingemahlene Kreditkarten an Mikroplastik.
Da Mikroplastikteilchen ungefähr 5000-mal kleiner sind als ein Salzkorn, sind 7 Gramm Mikroplastik viel mehr als ein Esslöffel voll. Sprich: Vermutlich ist auch mein Gehirn voller Miniteilchen. Das ist nun alles andere als eine schöne Vorstellung. In meinem Zentralcomputer sind laut der Studie deutlich mehr Partikel zu finden als in Leber und Niere.
Ich frage mich sofort drei Dinge: Wie kamen die Plastikminis da hin? Und machen sie mich krank? Beeinträchtigen sie mein Denken?
Die erste Frage können Forscher beantworten. Wir alle sind von Mikroplastik umgeben. Es entsteht durch die Verwitterung von weggeworfenen Plastikgegenständen oder den Abrieb von Reifen. Grössere Stücke zerfallen im Laufe der Zeit zu kleineren und die dann zu ganz kleinen. Aber die chemischen Bestandteile, lange Ketten von Molekülen, die werden erst im Laufe von Jahrhunderten völlig zerstört. Mikroplastik wird somit in der Luft verwirbelt, sammelt sich in Flüssen ebenso wie auf Feldern und damit in unserer Nahrung.
Mit jedem Atemzug atmen wir Mikroplastik ein, trinken und essen es täglich. Tückisch ist vor allem sogenanntes Nanoplastik von wenigen Millionstelzentimetern Grösse. Solche Partikel können sich durch die Darmwand schmuggeln und werden über das Blut im ganzen Körper verteilt. Der entfernt zwar einen Teil der Miniteilchen. Aber täglich wird nachgeliefert.
Die Menge an Mikroplastik in unserer Umgebung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das schlägt sich auch in unserem Körper nieder. So fanden die Forscher in Gehirnen von Menschen, die 2016 verstorben waren, nur 4,6 Gramm Mikroplastik im Vergleich zu den 7 Gramm in denen der Toten von 2024. Innert weniger als einer Dekade wurde aus einem Teelöffel Salz ein knapper Esslöffel.
Mikroplastik schädigt Tiere
Doch niemand kann derzeit mit Sicherheit sagen, was das Mikroplastik im menschlichen Körper auslöst. Gibt man die Partikel zu Zellkulturen, sterben Zellen ab. Bei Wassertieren verändern sie das Erbgut. Verfüttert man Plastikteilchen an Mäuse, ist deren Fruchtbarkeit beeinträchtigt, die Aktivität mancher Organe wie der Leber verändert sich, oder es entstehen lokale Entzündungen.
In Gehirnen von Demenzpatienten fanden die Forscher nun fünfmal so viel Mikroplastik wie in den Gehirnen anderer Personen. Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass, je mehr Mikroplastik sich in den Blutgefässen am Herzen von Menschen abgelagert hatte, desto höher war ihr Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.
Das sind alles nur Indizien, dass Mikroplastik auch für den menschlichen Körper ungesund sein dürfte. Es kann sein, dass unser Körper eine gewisse Menge an Mikroplastik toleriert. Oder dass die Teilchen nur im Zusammenspiel mit anderen Faktoren gefährlich sind.
Ich wäre trotzdem sehr froh, wenn der Plastikverbrauch und damit die Menge in der Umwelt deutlich reduziert würde. Nur mal so als Vorsichtsmassnahme.
Bereits erschienene Texte unserer Kolumne «Hauptsache, gesund» finden Sie hier.