Bei SpaceX häufen sich die Probleme. Sie betreffen nicht nur die neue Schwerlastrakete, sondern auch das bewährte Flaggschiff des Unternehmens.
In der Raumfahrt sind die USA das Mass aller Dinge. Amerikanische Firmen wie SpaceX und Blue Origin bauen wiederverwendbare Raketen, die Lasten zu erschwinglichen Preisen in den Weltraum bringen. Dem hatte Europa lange Zeit nichts entgegenzusetzen.
Am Donnerstag wurden die Verhältnisse allerdings kurzzeitig auf den Kopf gestellt. Während Europa über den ersten kommerziellen Flug einer Ariane-6-Rakete jubelt, beklagen die USA den nächsten Verlust einer Rakete von SpaceX.
Die Ariane-6-Rakete etabliert sich
Die Ariane 6 ist die neue Trägerrakete der ESA. Sie ersetzt die ausrangierte Ariane 5, die zwar sehr zuverlässig war, aber nicht mit den günstigen Raketen von SpaceX konkurrieren konnte. Im Juli letzten Jahres absolvierte die Ariane 6 ihren Erstflug und beendete damit eine längere Phase, in der Europa ohne eigene Trägerrakete dagestanden hatte.
Am Donnerstag um 17.24 Uhr mitteleuropäischer Zeit startete die Ariane 6 zu ihrem ersten kommerziellen Flug. An Bord befand sich ein französischer Spionagesatellit, der in einer Höhe von 800 Kilometern erfolgreich im Weltall ausgesetzt wurde. Bei der ESA sah man daraufhin strahlende Gesichter. Josef Aschbacher, der Generaldirektor der ESA, sprach in einer Pressemitteilung von einem Meilenstein auf dem Weg Europas zu einem verbesserten autonomen Zugang zum Weltraum.
Ins gleiche Horn stiess Philippe Baptiste, seit 2024 französischer Minister für Hochschulbildung und Forschung. Er sah in dem Flug der Ariane 6 einen Beweis für die europäische Souveränität im Weltraum. Baptiste vergass auch nicht, darauf hinzuweisen, dass die Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus, mit Elon Musk an dessen Seite, erhebliche Auswirkungen auf die Forschungspartnerschaft und die kommerzielle Partnerschaft zwischen den USA und Europa hat.
Während sich Europa im Erfolg sonnte, bereitete sich SpaceX auf den achten Testflug seiner Starships vor. Der Start erfolgte in der Nacht auf Freitag. Doch der achte Testflug endete ebenso wie der siebte: Wieder hob die Rakete erfolgreich ab, wieder konnte die untere Raketenstufe aufgefangen werden, wieder explodierte das Starship etwa neun Minuten nach dem Start, und wieder konnte man über der Karibik beobachten, wie Trümmerteile der Rakete am Himmel verglühten.
Für SpaceX ist das ein Rückschlag. Auf seiner Website schreibt das Unternehmen von Elon Musk, der Testflug werde dabei helfen, die Zuverlässigkeit des Starship zu verbessern. Ähnliches konnte man bereits nach dem gescheiterten siebten Testflug lesen. Doch die Veränderungen, die daraufhin am Starship vorgenommen wurden, waren offensichtlich nicht ausreichend. Es sei zu einem energetischen Ereignis im hinteren Teil des Raumschiffs gekommen, das zu einem Verlust mehrerer Triebwerke geführt habe, heisst es auf der Website von SpaceX. Die genauen Ursachen für die Explosion müssen noch untersucht werden.
Für SpaceX bedeutet der Verlust eines weiteren Starship, dass vorerst nicht daran zu denken ist, noch schwerere Lasten zu noch günstigeren Preisen in den Weltraum zu bringen. Bis auf weiteres muss sich das Unternehmen auf seine wiederverwendbaren Falcon-9-Raketen verlassen, die in diesem Jahr – Stand 3. März – bereits 26-mal gestartet sind.
Die Probleme mit der Falcon-9-Rakete häufen sich
Zu denken geben muss SpaceX allerdings, dass auch die Falcon 9 in letzter Zeit zu Pannen neigt. So kippte am 3. März die Unterstufe einer Falcon 9 um, nachdem sie auf einem Schiff gelandet war. Der Grund dafür war ein Feuer, das eines der Landebeine beschädigt hatte. Besonders prekär: Die Unterstufe war noch ziemlich neu; es war erst ihr fünfter Flug. Andere Unterstufen der Falcon 9 sind bereits mehr als 20-mal geflogen, ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen.
Nicht nur die Unterstufe der Falcon-8-Rakete macht Probleme. Im Juli 2024 explodierte eine Oberstufe einer Falcon 9, nachdem aus einem Leck flüssiger Sauerstoff ausgetreten war. SpaceX musste 20 Starlink-Satelliten abschreiben, die sich an Bord befunden hatten.
Bei zwei anderen Flügen wurden zwar die Satelliten im Weltraum ausgesetzt. Doch die Oberstufen konnten nicht wie vorgesehen gezielt zum Absturz über dem Meer gebracht werden. Bei einem dieser Flüge ging die Oberstufe über Europa nieder. Im Westen Polens wurden daraufhin Raketentanks gefunden, die nicht in der Atmosphäre verglüht waren.
Bis jetzt haben diese Pannen keine gravierenden Konsequenzen für SpaceX. Die Flüge der Falcon 9 wurden von der amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde (FAA) maximal für zwei Wochen ausgesetzt. Das kann SpaceX verschmerzen. Trotzdem muss das Unternehmen aufpassen, dass sein Ruf nicht leidet. Die Falcon 9 ist immer noch eine zuverlässige Rakete. Aber die Flüge von SpaceX folgen inzwischen so rasch aufeinander, dass sich Fehler häufen.
Für Europa ist das eine Chance. Die Ariane 6 ist zwar teurer als die Falcon 9. Aber in der Raumfahrt ist der Preis nicht das Einzige, was zählt. Erweist sich die Ariane 6 als ebenso zuverlässig wie ihre Vorgängerin, dürfte die Nachfrage nach ihr steigen.