SpaceX hat sich mit den beiden grössten indischen Telekomfirmen Jio und Airtel auf eine Kooperation zum Vertrieb von satellitengestütztem Internet geeinigt. Dies könnte auch ein Versuch Indiens sein, die USA im Zollstreit zu besänftigen.
Der Starlink-Gründer Elon Musk und der indische Magnat Mukesh Ambani galten bisher als Rivalen. In der Frage der Vergabe von Lizenzen für satellitengestütztes Internet in Indien standen sie auf entgegengesetzten Seiten. Doch nun haben sich die beiden politisch gut vernetzten Milliardäre verbündet, um Musks Satellitennetzwerk Starlink nach Indien zu holen: Ambanis Telekommunikationsfirma Jio verkündete am Mittwoch, sie werde mit der Starlink-Mutter SpaceX bei der Vermarktung der Starlink-Dienste zusammenarbeiten.
Nur einen Tag zuvor hatte bereits der zweite grosse indische Telekomkonzern Airtel mitgeteilt, es habe sich mit SpaceX auf eine Kooperation geeinigt, um Starlink in Indien anzubieten. Während Jio zu Ambanis Reliance-Konzern gehört, ist Airtel Teil des Firmenimperiums von Sunil Mittal. Dass beide Konzerne im Abstand von nur einem Tag die Kooperation mit Musks SpaceX bekanntgaben, deutet auf eine enge Abstimmung der drei Milliardäre hin.
Durch die Kooperation mit den beiden Marktführern wird Starlink seine Technologie in Indien leichter vermarkten können. Die beiden Telekomriesen sind im indischen Markt fest etabliert und verfügen über ein grosses Netz an Filialen, über die ihre Produkte vertrieben werden. Internationale Telekomfirmen haben wiederholt die Erfahrung gemacht, dass es ohne lokale Partner mit eigener Vertriebsstruktur sehr schwierig ist, sich in Indien zu etablieren.
Starlink war auch bei Modis Treffen mit Trump ein Thema
Die Einigung von Ambani und Mittal mit Musk überrascht, da sie im Streit um die Regulierung des lukrativen Marktes mit Satellitendiensten bisher als Gegner galten. Die beiden indischen Milliardäre forderten, dass zur Vergabe der Lizenzen für satellitengestütztes Internet eine Auktion abgehalten werde, um fairen Wettbewerb sicherzustellen. Musk unterstützte dagegen den Entscheid der indischen Regierung, dass die Lizenzen von der Telekom-Aufsichtsbehörde zugeteilt werden.
Die Vergabe einer Lizenz an Starlink war auch beim Besuch des indischen Premierministers Narendra Modi im Weissen Haus ein Thema. Bei dem Besuch im Februar traf Modi nicht nur Präsident Donald Trump, sondern auch dessen engen Verbündeten Musk.
Dass es nach jahrelangen Differenzen nun plötzlich eine Einigung zu Starlink gibt, wertete die indische Opposition als Zugeständnis Modis an Trump in dem seit Wochen schwelenden Zollstreit. Der Sprecher der oppositionellen Kongresspartei, Jairam Ramesh, gab sich am Donnerstag überzeugt, dass der Premierminister seine engen Beziehungen mit Mittal und Ambani genutzt habe, um die Kooperation mit Musk einzufädeln, um sich so das Wohlwollen von Trump zu erkaufen.
Bekommt Musk auch bald seine Tesla-Fabrik in Indien?
Der amerikanische Präsident klagt seit Wochen über die hohen indischen Zölle. Sollte Indien seinen Markt nicht endlich öffnen, so drohte Trump, werde er selbst die Zölle auf indische Produkte erhöhen. Für Indien ist ein rascher Abbau der Zollbarrieren aus wirtschaftlichen Gründen kaum möglich. Die Öffnung des Marktes für Starlink könnte aber ein Weg sein, Trump im Zollstreit milde zu stimmen.
In jedem Fall ist die Einführung von Starlink für Indien eine Chance. Die Technologie ermöglicht es, auch in entlegenen Regionen Zugang zum Internet zu haben. Über ein Terminal können die Nutzer sich mit den Starlink-Satelliten verbinden, die in niedriger Höhe um die Erde kreisen. Indien verfügt zwar in den Städten und den meisten ländlichen Gebieten über eine gute Mobilfunk-Abdeckung. Im Himalaja und in anderen abgelegenen Bergregionen gibt es aber oft keinen Empfang.
Die Terminals und Internet-Pakete von Starlink sind allerdings für indische Verhältnisse so teuer, dass nur eine kleine Minderheit sie sich wird leisten können. Ähnlich verhält es sich mit den Tesla-Fahrzeugen, die Musk gerne in Indien verkaufen würde. Die teuren Elektroautos dürften in Indien nur eine kleine Käuferschaft haben. Zwar hat die Regierung Interesse daran, Investoren anzuziehen. Auch nach der Einigung zu Starlink ist aber offen, ob Musk die lang ersehnte Genehmigung zum Bau einer Tesla-Fabrik in Indien erhält.