Eine New Yorker Aktivistengruppe stellt Forderungen zu Benin-Bronzen in der Schweiz. Die Antwort des Museums Rietberg reicht ihr nicht.
In Zürcher Museen stehen Kunstwerke, die eigentlich in Nigeria sein sollten. So sehen es zumindest jene, die fordern, dass die Zürcher Bronzen aus dem ehemaligen Königreich Benin zurückgegeben werden. Zu den Sammlungen des Völkerkundemuseums und des Museums Rietberg gehören gesamthaft dreissig Benin-Bronzen, die die Stadt Zürich besitzt.
Da einige der Benin-Bronzen wahrscheinlich unrechtmässig in die Schweiz gelangt sind, könnten die Kunstwerke allerdings an Nigeria zurückgegeben werden. Die beiden Museen haben gemeinsam mit dem Zusammenschluss «Benin-Initiative Schweiz» eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.
Daran üben Aktivisten und Aktivistinnen aus den USA scharfe Kritik. Aus ihrer Sicht dürfen die Kunstwerke nicht zurückgegeben werden, weil damit die Nachfahren ehemaliger Sklavenhändler profitieren würden. Denn die Skulpturen wurden aus Metall gefertigt, das lokale Herrscher im Tausch gegen Sklaven erstanden hatten. Deadria Farmer-Paellmann, Vorsitzende der Restitution Study Group (RSG), sagte der NZZ im Herbst an das Museum Rietberg gerichtet: «Diese Bronzen sind aus Blutmetall. Ihr unterstützt ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.»
Farmer-Paellmann beklagte, vom Museum Rietberg nicht genügend angehört worden zu sein. Sie habe über zwei Jahre lang versucht, mit dem Museum in einen Dialog zu treten, und sei nicht beachtet worden.
Das Museum Rietberg stritt die Vorwürfe ab: Man habe die Position der Rückgabegegner in der Ausstellung abgebildet und viele verschiedene Stimmen eingebunden. Auf einer Texttafel mit dem Titel «Restitutionskritik» sei die Position von Farmer-Paellmanns Gruppe bereits ausreichend dargestellt.
Neue Tafel in der Benin-Ausstellung
Doch nun macht das Museum zwei Wochen vor Ende der Ausstellung einen Schritt auf die Aktivisten zu: Seit kurzem ist in der Ausstellung «Im Dialog mit Benin: Kunst, Kolonialismus und Restitution» ein weiteres Kapitel untergebracht, wo die RSG ihre Position selbst darlegen darf. Darin erhebt die Gruppe Anspruch auf die Bronzen: Man wolle «zumindest einen Teil der Informationen über das kulturelle Erbe zurückerlangen», die aufgrund von «Unterwerfung, erzwungener Migration und des Verlusts ihrer ethnischen Kultur» verlorengegangen seien.
Farmer-Paellmann sagt, dass die Entscheidung des Museums «ein wichtiger Schritt darin sei, die ganze Geschichte der Bronzen anzuerkennen».
Das Museum Rietberg erklärt die überraschende Ergänzung damit, dass das Ausstellungskonzept von Anfang an auf einer Vielstimmigkeit beruht habe. Deshalb habe man sich entschieden, die Ausführungen der Gruppe einzubinden. Man werde den Dialog mit der Gruppe weiterführen und «gezielt einzelne Forderungen» umsetzen.
Damit zeigt sich die Restitution Study Group aber erst bedingt zufrieden. Sie hat bereits acht neue Forderungen gestellt. Dazu gehört unter anderem, dass die Restitution Study Group Mitglied der «Benin-Initiative Schweiz» wird oder dass von den Bronzen in Zürich hochwertige 3-D-Kopien angefertigt werden, um diese weltweit ausstellen zu können.
Das Museum Rietberg lässt verlauten, dass momentan geprüft werde, wer für eine Reaktion auf diese Forderungen verantwortlich sei. Das Museum verweist aber darauf, dass der Stadtrat über die Rückgabe der Bronzen entscheidet. Man selber sehe sich eher als «Plattform für eine vielstimmige Debatte».
Weltweit sind Tausende Benin-Bronzen im Umlauf, deren Wert auf mehrere hundert Millionen Dollar geschätzt wird. Erste Objekte aus Deutschland wurden bereits nach Nigeria zurückgebracht, weitere Rückgabeprozesse sind im Gang. Wann Zürich über die Benin-Bronzen in hiesigen Museen entscheiden wird, ist noch unklar.
Die Ausstellung «Im Dialog mit Benin: Kunst, Kolonialismus und Restitution» ist noch bis am 16. Februar im Museum Rietberg zu sehen.