Brisbane richtet die Olympischen Sommerspiele 2032 aus. Im für die Ruderwettbewerbe vorgesehenen Fluss tummeln sich auch Salzwasserkrokodile. Die stellten für die Athleten aber keine Gefahr dar – sagen die Veranstalter.
Obwohl die Olympischen Spiele erst 2032 nach Australien kommen, haben die Planungsarbeiten vor Ort bereits begonnen. Ende März wurden Pläne für einen Stadionbau bekanntgegeben sowie der Austragungsort für die Ruderwettbewerbe. Beide Entscheidungen waren nicht unumstritten: Wegen des Standorts für das neue Stadion gab es Proteste, da es ein bedeutender Ort für die Indigenen des Landes ist und die Stadt zudem eine ihrer Grünflächen kostet.
Ebenso brisant ist der Entscheid, den der Premierminister des Bundesstaates Queensland, David Crisafulli, kommunizierte: Er will die Ruderwettbewerbe der Sommerspiele in der Stadt Rockhampton, 630 Kilometer nördlich von Brisbane gelegen, ausrichten, damit auch die regionalen Zentren seines Bundesstaates von der Grossveranstaltung profitieren.
Die Wettbewerbe sollen auf dem Fitzroy River in Rockhampton stattfinden, obwohl in dem Fluss auch Salzwasserkrokodile leben. Erst Anfang des Jahres machte ein vier Meter langes Krokodil Schlagzeilen, nachdem es einen grossen Hund geschnappt und sich damit im Fluss zur Schau gestellt hatte.
Seit einem halben Jahrhundert geschützt
Die Reptilien stehen in Australien seit den 1970er Jahren unter Schutz. Seitdem dürfen sie nicht mehr gejagt werden, und ihre einst schwer dezimierte Population hat sich wieder erholt. Heute sind Salzwasserkrokodile in den Gewässern des tropischen Nordens keine Seltenheit mehr. Viele der Tiere, die im Durchschnitt über siebzig Jahre alt werden, erreichen im Laufe ihres Lebens eine stattliche Grösse und werden bis zu sechs oder sieben Meter lang.
In Australien macht man sich angesichts der tierischen Gefahr jedoch wenig Sorgen: Das australische Ruderteam hat vor den Olympischen Spielen 2020 in Tokio in Rockhampton trainiert und plant, dies vor den Spielen in Los Angeles erneut zu tun. Neben Trainingscamps wurden auch schon Schulwettbewerbe auf dem Fluss abgehalten. «Wenn es für die Kinder in Zentral-Queensland gut genug ist, dann ist es meiner Meinung nach auch gut genug für Pierre aus Paris, und wir werden einen regionalen Nutzen schaffen», sagte Crisafulli.
Auch Brisbanes Olympia-Chef Andrew Liveris sprach sich für den Fitzroy River als Veranstaltungsort der Ruderwettbewerbe aus: «Es gibt Haie im Meer, und wir surfen trotzdem», sagte er. «Lebewesen unter Wasser . . . das ist ein bisschen Hollywood-mässig, darüber soll sich mal lieber L. A. Gedanken machen.»
Allerdings sind bisher weder der Ruderverband World Rowing noch das Internationale Olympische Komitee (IOK) zum geplanten Austragungsort konsultiert worden. Neben einigen strömungstechnischen Problemen könnte die Anwesenheit von Salzwasserkrokodilen die internationalen Gäste vielleicht tatsächlich abschrecken, wie Sarah Cook, die Geschäftsführerin von Rowing Australia, beim staatlichen Sender ABC eingestand. Die hochgefährlichen Reptilien könnten für Besucher aus dem Ausland «ziemlich schockierend» sein. Doch sie mache sich mehr Sorgen um die Strömung im Fluss, die unter Umständen die strengen olympischen Kriterien nicht erfüllen könnte.
Der australische Premierminister Anthony Albanese, der in einer Radiosendung des Senders B 105 zur Thematik befragt wurde, äusserte sich dagegen eher skeptisch. «Ich bin mir nicht sicher, wie sinnvoll dieser Vorschlag ist», sagte er. Rockhampton sei zwar ein «phantastischer Ort» und der Fitzroy ein «grossartiger Fluss» – aber doch wohl eher zum «Spazierengehen». Albanese stellte infrage, ob man die Sportler wirklich auf dem Fluss rudern lassen solle. «Obwohl ich sagen muss, dass die Athleten Weltrekorde brechen könnten», scherzte er. «Sie würden doch wohl ziemlich schnell weg wollen, oder nicht?»
Auch die Seine bereitete Probleme
Der Krokodilfarm-Besitzer John Lever versuchte die Gemüter dann zu beruhigen. Der Experte arbeitet seit über vierzig Jahren mit den Tieren und sagte im ABC-Interview, die Population im Fluss sei unbedenklich und könne kontrolliert werden. «Krokodile sind nachts am aktivsten, und es wird keine nächtlichen Aktivitäten geben», sagte er. Ausserdem suchten die Reptilien eher am Ufer nach Nahrung, und das Rudern finde über tiefem Wasser statt.
Zudem fänden die Olympischen Sommerspiele im Juli und August statt, wenn auf der Südhalbkugel Winter sei. Bei den tieferen Temperaturen, die dann herrschten, seien die Reptilien lethargisch und frässen wenig. «Es ist wahrscheinlicher, auf dem Weg zur Bootsrampe von einem Bus angefahren als von einem Krokodil mitgerissen zu werden», sagte Lever.
Übrigens waren auch in der Seine in Paris, dem Austragungsort der vergangenen Olympischen Spiele, in der Vergangenheit schon einmal ein ausgesetztes Krokodil und sogar Piranhas entdeckt worden. Es waren dann aber nicht tierische Gefahren, die den dortigen Veranstaltern im Sommer 2024 Ärger bereiteten, sondern die Wasserqualität des Flusses. Nachdem mikrobiologische Proben über Tage gezeigt hatten, dass die Seine die Sauberkeitsgrenzwerte überschritt, waren geplante Trainingsrunden für die Triathleten und auch ein Triathlon-Wettkampf zunächst ausgefallen.