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Mode-News
Nach 25 Jahren hat sich der Designer vom Modelabel verabschiedet. Über seine potenzielle Nachfolge wird bereits munter spekuliert. Ein Name fällt dabei besonders oft.
Vielleicht hätte man es ahnen können Anfang März in Paris, als Pierpaolo Piccioli seine Kollektion für Valentino für einmal ganz in Schwarz tauchte: die Farbe der Trauer, des Abschieds. Letzte Woche wurde nun bekannt, dass der 56-jährige Designer das römische Modehaus verlassen hat. 25 Jahre lang arbeitete Piccioli für Valentino, zuerst als Accessoires-Designer, ab 2008 als Co-Kreativdirektor zusammen mit Maria Grazia Chiuri und ab 2016, nachdem Chiuri zu Dior gewechselt war, als alleiniger Kreativdirektor.
«Alles existierte und existiert wegen der Menschen, die ich getroffen habe, mit denen ich zusammengearbeitet habe, mit denen ich Träume geteilt und Schönes geschaffen habe, die etwas aufgebaut haben, das allen gehört und das unverändert und greifbar bleibt», schrieb Pierpaolo Piccioli auf Instagram auf Italienisch. Er dankte ausser seinen Mitarbeitenden auch Valentino Garavani und Giancarlo Giammetti, die Valentino ab 1960 zusammen aufbauten. Herzen und Danksagungen füllten die Kommentarspalte des Instagram-Beitrags.
Nieten und ein eigenes Pink
Pierpaolo Piccioli zeigte mit seinen Kollektionen für Valentino eine Vision von Schönheit, die verträumt und romantisch war, auf grosse Volumen setzte und stets Farbe bekannte. Oft setzte er nicht auf ästhetische, aber auf konzeptionelle Reduktion: Er widmete sich etwa in einer Show ganz dem weissen Hemd oder einer bestimmten Farbe. Seine Kollektion für Herbst/Winter 2022 in einem grellen, eigens erfundenen Pink löste lange vor der Premiere des Barbie-Films einen Run auf den Farbton aus.
Picciolis Fokus auf extravagante, aber immer tragbare Couture brachte Valentino auf so manchen roten Teppich. Stars wie Zendaya, Anne Hathaway, Cynthia Erivo und Florence Pugh gehörten zu den treusten Trägerinnen des Labels. Unvergessen bleibt Schauspielerin Frances McDormands sichtlich amüsierter Auftritt bei der Met-Gala 2018 mit einem üppigen, türkisblauen Valentino-Cape und passendem Kopfschmuck. Die Mode ernst, aber nicht zu ernst zu nehmen, schien das Ethos des Designers hervorragend zu verkörpern.
Im Alltag waren es aber die Accessoires, die einem am meisten über den Weg liefen: die ultrahohen Tan-Go-Pumps mit Plateau und Blockabsatz (oder eine der unzähligen Kopien davon), die Taschen mit dem leicht erkennbaren V-Logo und vor allem die mit Nieten besetzte «Rockstud»-Linie, die Pierpaolo Piccioli um 2010 mit Maria Grazia Chiuri entwickelte und die damals keinen Blogger-Fuss verschont liess. Erst kürzlich wurde sie in übergrosser Version neu lanciert.
Wie geht es jetzt weiter?
Eine neue kreative Leitung werde bald offenbart, schrieb das Modehaus am Freitag in einer Pressemitteilung. Das hat natürlich sofort Spekulationen ausgelöst. Ein Name wird von Branchenkennern mit besonderer Überzeugung genannt: Alessandro Michele.
Das Branchenblatt «Women’s Wear Daily» schrieb, er sei bereits in Vertragsverhandlungen – und berief sich dabei auf anonyme Quellen. Der Italiener hat seit seinem Abgang bei Gucci Ende 2022 noch keine neue Rolle kommuniziert.
Gleichzeitig ist das Unternehmen selbst im Wandel. Valentino gehört seit 2012 dem katarischen Investmentfonds Mayhoola. 2023 verkaufte dieser einen Anteil von 30 Prozent an den Luxuskonzern Kering, mit der Option, dass Kering bis 2028 die verbleibenden Anteile kaufen könne. Gegenüber der «New York Times» sagte der Luxusberater Robert Burke, er erwarte, dass Kering dies tun werde. Der Luxuskonzern könnte in Valentino die Möglichkeit sehen, mit Grössen wie Dior zu konkurrieren.
Was nach Pierpaolo Picciolis Abgang abermals klargeworden ist: In der Modewelt werden die Karten gerade gehörig neu gemischt.