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Vor 30 Jahren wurde in der Schweiz das erste Mal legal Heroin abgegeben. Der damals federführende Arzt André Seidenberg fordert nun neue Ansätze.
I. Der Pionier
Zürich, Juli 1986. Ein junger Arzt schaltet im städtischen «Tagblatt» ein provokantes Inserat. Darin steht: «Sehr geehrter Herr Polizist, darf ich Sie dringend bitten, frische Spritzen von Fixern nicht mehr einzuziehen. (. . .) nachweislich wird Leib und Leben der Fixer bedroht, und durch ansteckende Viren wird die Gesundheit des Volkes gefährdet.»
Das Inserat war eine Kampfansage gegen die Behörden, die damals ihrerseits gegen eine wachsende Drogenszene in Zürich kämpften. Auf dem Platzspitz – diesem Park zwischen den zwei Stadtflüssen, mitten in der Stadt – entstand im selben Jahr der «Needle Park». Offener Drogenkonsum, Dreck, Gestank, Süchtige, die mit gebrauchten Nadeln am Körper herumstocherten, auf der Suche nach einer Vene.
Darauf hatten die Behörden vor allem eine Antwort: Repression. Das Verteilen sauberer Spritzen – von engagierten Ärzten früh begonnen – bezeichnete der Kantonsarzt gar als illegal und drohte den Medizinern mit dem Verlust ihrer Lizenz. Dagegen richtete sich das Inserat, geschaltet von einem, der damals von offizieller Seite beargwöhnt wurde, heute aber als einer der Väter der modernen Schweizer Drogenpolitik gefeiert wird.
André Seidenberg – Buchhändlersohn, Hausarzt, Rebell – ist heute 73 und hat eigentlich gewonnen. Was er damals forderte, ist nun seit genau 30 Jahren Realität: eine pragmatische Drogenpolitik mit Fokus auf die Gesundheit der Süchtigen, inklusive der Abgabe von illegalen Substanzen.
Und doch ist Seidenberg, als ihn die NZZ zum Gespräch trifft, alles andere als zufrieden.
Herr Seidenberg, Sie haben kürzlich den Schweizer «Tatort» geschaut und sich sehr geärgert. Können Sie uns sagen, warum?
In einer Szene sitzt der Freund der Kommissarin auf dem Sofa und spritzt sich flüssiges Methadon. Das ist so ungefähr die gefährlichste Art der Drogeninjektion, sogar gefährlicher als Heroin. Man hat das früher gelegentlich gemacht, aber heute wird kaum irgendwo spritzbares Methadon abgegeben.
Ungenauigkeiten in Filmen sind doch nichts Neues.
Aber dann will der Mann auch noch einen Entzug machen! Das begrüsst die Kommissarin im Krimi sehr. Dabei ist ein Entzug etwas vom Schwersten, was ein Suchtkranker machen kann. Das ist oft mit Abstürzen und einer kompletten Destabilisierung verbunden. Wenn die Öffentlichkeit nun derart schräge Bilder über Drogen serviert bekommt, von Hollywood abgekupfert, dann hat das gravierende Folgen. Wir könnten auch in der Schweiz vor einem Backlash in der Drogenpolitik stehen.
Nur wegen eines «Tatorts»?
Es ist nur ein Beispiel für einen grösseren Trend: Der realitätsgerechte Blick auf die Sucht geht verloren. Und Abstinenz wird wieder als Ziel propagiert.
Und das ist falsch?
Ja, denn nicht die Abstinenz ist das Wichtigste, sondern die Existenz. Man muss normal leben können. Aber genau das ist nicht möglich, wenn die komplette Abstinenz gepredigt wird. Bei Opioid-Abhängigen braucht es eine Behandlung, etwa mit Methadon. Dass das erfolgreich ist, hat sich gerade in der Schweiz gezeigt.
II. Das Elend
Zürich, Februar 1992. 2000 Süchtige verkehren auf dem Platzspitz. Freiwillige verteilen bis zu 10 000 saubere Spritzen und Nadeln pro Tag. Rund 25 Mal täglich müssen Personen mit Überdosis beatmet und wiederbelebt werden.
Und dann ist Schluss, von einem Tag auf den anderen. Die Stadtpolizei räumt am 2. Februar den «Needle Park» und riegelt ihn ab. Doch das Elend der Süchtigen wird grösser denn je.
Sie ziehen durch die Quartiere, spritzen sich ihren Stoff in Hauseingängen. Dann formiert sich 1993 eine noch elendere Szene beim ehemaligen Bahnhof Letten. Zu jeder Tages- und Nachtzeit versammeln sich dort etwa 300 Dealer und 800 Fixer. Die Süchtigen werden aggressiver, paranoider. Neben Heroin wird zunehmend auch Kokain konsumiert.
Rund 300 Drogentote pro Jahr verzeichnet Zürich Anfang der 1990er – in den schlimmsten Zeiten waren es mehr als einer pro Tag. Die Folgen des Konsums – Überdosis, Infektionen, Aids, Hepatitis – sind damals die häufigste Todesursache von Schweizerinnen und Schweizern mittleren Alters.
Nun wird von der Stadtregierung bis zum Bundesrat auch den Letzten klar: Mit Gewalt lässt sich die Drogenhölle nicht beenden.
Aus der Not entsteht eine radikal neue Drogenpolitik. Neben der Repression des Drogenhandels, der Prävention von Konsum und der Therapie von Süchtigen steht dabei die Schadensminderung im Zentrum. Also der kontrollierte Konsum, jenseits von Beschaffungskriminalität und unhygienischen Zuständen.
Dieser Mix wird unter dem Namen «Vier-Säulen-Modell» zur nationalen Drogenpolitik – und macht die Schweiz international zum Vorbild.
Herr Seidenberg, die vier Säulen waren damals ein Erfolgsmodell. Sind sie es immer noch?
Heute kann man sagen: Wirklich effektiv sind vor allem zwei Säulen, Schadensminderung und Repression. Prävention und Therapie sind dagegen kaum wirksam. Die Leute auf dem Platzspitz haben nicht wegen Präventionskampagnen ihr Verhalten geändert. Das Gleiche gilt für die Therapie. Es ist eine Illusion zu glauben, es liesse sich eine Therapie für alle Abhängigen finden, geschweige denn finanzieren. Das können wir vergessen. Man kann Hilfestellungen geben, aber wenn es partout nicht klappt, wenn die Sucht lebensgefährlich wird, dann kann der Fokus nicht darauf liegen.
Sondern?
Auf der Schadensminderung. Man muss den Betroffenen die Möglichkeit geben, sich in ihrem Alltag, ihrem Job, ihrem Umfeld zurechtzufinden – mit den Drogen.
Und die vierte Säule, die Repression?
Repression ist auch wichtig. Die Polizei muss die öffentliche Ordnung sicherstellen, nicht zuletzt auch für die Drogenkonsumenten selbst.
Für viel Aufsehen hat im letzten Jahr die Bildung einer Crack-Szene rund um die Zürcher Bäckeranlage gesorgt. In einigen Grossstädten in Deutschland oder Frankreich, aber auch in Genf spricht man bereits von einer Crack-Epidemie.
Es kann sein, dass sich hier gerade wieder eine sichtbarere Szene entwickelt. Um das Schlimmste aufzufangen, dafür sind wir in Zürich auch einigermassen gut gerüstet. Aber: Wir sind nicht nachhaltig gut gerüstet. Und zwar weil wir die Abgabepolitik, die wir in den neunziger Jahren begonnen haben, nicht wirklich weitergeführt haben.
III. Die Abgabe
Zürich, November 1993. An einer Pressekonferenz verkündet André Seidenberg seinen grössten Erfolg: Er und seine Mitstreiter dürfen – mit dem Segen des Bundesamts für Gesundheit – mit der Abgabe von Drogen an Süchtige beginnen.
Seidenberg ist das Gesicht dieses Experiments. In Hawaiihemd und Lederjacke, ein Opiat-Fläschchen in der Hand, verkündet er, der ärztlich kontrollierte Konsum sei das beste Mittel gegen den illegalen Drogenmarkt und die «menschenunwürdigen Konsumbedingungen».
Der Versuch beginnt mit den Ersatzprodukten Methadon und Morphium. 1994 – vor 30 Jahren also – kommt der umstrittenste Stoff hinzu: das medizinische Heroin. Erst in flüssiger Form und später als Tabletten. Gleichzeitig scheitern Versuche, Heroin wie auch Kokain in Zigarettenform abzugeben.
An dieser Abgabepolitik hat sich bis heute wenig verändert. Opioide wie Methadon und Morphium dominieren das Feld. Beim Heroin ist jenes in Tablettenform – seit 2001 unter dem Namen Diaphin als Heilmittel zugelassen – das wichtigste Mittel beim kontrollierten Konsum.
Die Bedingungen für die Abgabe wurden dabei erst kürzlich gelockert, ausgelöst durch die Covid-19-Pandemie. Im Zürcher Suchtzentrum Arud kann ein Süchtiger, sofern er sich bewährt hat, eine Dosis für bis zu sieben Tage aufs Mal beziehen. Eine Praxis, die auch auf Kritik stösst.
Die «Rundschau» von SRF hat kürzlich über Süchtige berichtet, die am Hauptbahnhof Zürich mit medizinischem Heroin dealen, das sie bei der Abgabestelle erhalten haben. Mit dem Geld kaufen sie sich illegal Kokain. Herr Seidenberg, ist die Abgabepolitik zu lasch geworden?
Die Patienten machen nicht immer, was wir Ärzte wollen. Das ist ein Risiko, das wir nicht ignorieren können. Aber mehr Kontrolle hat auch immer ihren Preis: Wenn man die Substanzen täglich abholen muss, kann man weniger normal leben. Man kann keine Ferien machen, nicht normal arbeiten. Einzelnen Missbrauchsgeschichten stehen Hunderte gegenüber, die dank der Abgabe ein reguläres Leben führen können.
Kritisiert wird ja vor allem der Umgang mit Heroin-Tabletten, dem Diaphin.
Das hat seine Gründe. Diese Tabletten wirken genau gleich wie Morphium, wenn man sie schluckt. Es gibt aber einen Unterschied: Man kann sie zerkleinern, auflösen und dann fixen, sniffen oder rauchen. Das gibt dann einen Flash – und macht das Diaphin auch zum Dealen attraktiv.
Braucht es wieder strengere Regeln?
Im Einzelfall muss man sicher genau hinschauen, wem man die Tabletten mit nach Hause gibt. Das passiert aber jetzt schon und betrifft nur wenige Problemfälle. Viel wichtiger wäre etwas anderes: Wir müssen endlich neue Formen der Drogenabgabe entwickeln.
Sie sagen, es brauche neue Abgabeprodukte. Wie sähen diese aus?
Wir müssen bei dem ansetzen, was wir in den 1990ern vorschnell aufgegeben haben. Das heisst: bei den inhalierbaren Konsumformen. Damals waren das die Heroin- oder Kokain-Zigaretten. Heute wären das wohl eher Sprays zur Kaltinhalation, potenziell mit Fingerabdruck-Scanner gesichert. Wird die Droge damit in den Mund oder die Nase verabreicht, wirkt sie gleich schnell wie beim Spritzen oder Sniffen. Aber: Der Konsum lässt sich viel besser dosieren und kontrollieren.
Im Moment führt auch das Suchtmedizinzentrum Arud einen Versuch mit nasal konsumierbarem Heroin durch.
Das ist sicher ein guter Anfang. Aber gerade wenn man das auch beim Kokain versuchen will, braucht es noch sehr viel Grundlagenforschung – gerade dazu, wie sich die korrekte Einnahme auch kontrollieren lässt.
Eine solche Entwicklung wäre also extrem teuer.
Ja. Aber sie würde auch viele der problematischen Drogenkonsumenten – gerade die Crack-Raucher – weg vom illegalen Markt und in die Abgabestellen bringen.
IV. Die Legalisierung
Zürich, August 2023. Eine Stadt, die den öffentlichen Drogenkonsum fast vergessen hat, wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Eine kleine offene Szene etabliert sich in den Sommermonaten auf der Bäckeranlage. Konsumiert werden vor allem Crack und Freebase – also vermischtes Kokain, das erhitzt, aufgelöst und inhaliert wird.
Der unmittelbare Auslöser für die Bildung der Szene – die Schliessung einer Anlaufstelle in der Nähe – ist rasch gefunden. Doch die Crack-Episode wirft auch ein Schlaglicht auf einen wachsenden Widerspruch: Die Beschaffung von inhalierbarem Stoff ist für Schwerstabhängige bis heute nicht legal möglich.
Gleichzeitig verlagert sich der Drogenkonsum genau in diese Richtung: Die Stadt Zürich beobachtet seit über 20 Jahren eine stetige Abnahme beim Konsum von Heroin – während gleichzeitig mehr geraucht wird, vor allem Kokain.
Die Szene auf der Bäckeranlage – mit vielen jüngeren Konsumenten, die direkt, also ohne Umweg über das Heroin, mit Crack beginnen – sei «ein neues Phänomen», sagte der Drogenarzt Thilo Beck im Herbst zur NZZ. Er plädierte für Versuche mit der legalen Abgabe von Kokain. Mehr noch: Auch Gelegenheitskonsumentinnen und -konsumenten sollten sich den Stoff legal in einem Geschäft besorgen können.
Herr Seidenberg, manche finden, man müsse Kokain und harte Drogen im Laden oder in der Apotheke kaufen können. Ihre Haltung?
Das ist nicht zu Ende gedacht. Sie können im Laden kein Stück Brot kaufen, das nicht gewissen Qualitätsstandards entspricht. Und das wäre beim Kokain gewiss nicht der Fall. Im Gegenteil: Es ist nachweislich gefährlich.
Man kann doch bereits Zigaretten und Alkohol kaufen – die haben auch Schädigungen zur Folge.
Das stimmt. Man muss sich immer überlegen, wie viel Kontrolle der Staat ausüben darf und wie stark er in die Gewohnheiten seiner Bürgerinnen und Bürger eingreift. Das will ich gar nicht bestreiten.
Aber?
Kokain birgt krasse Gefahren. Man kann diese Substanz nicht einfach im Laden verkaufen, ohne dass die Situation ausser Kontrolle gerät. Das wäre ein Versuch am lebenden Patienten. Bevor man sich eine Legalisierung überlegt, braucht es neue, sicherere Abgabeformen.
Können Sie diese Gefahren konkreter benennen?
Wenn jemand in meinem Alter Kokain konsumiert, dann ist beispielsweise die Gefahr eines Schlaganfalls erheblich. Und weil der Durchschnitt der Konsumenten immer älter wird, sieht man solche Fälle immer häufiger auf den Notfallstationen. Es gibt auch Langzeitfolgen bei lebenswichtigen Organen. Ausserdem ist das Schadenspotenzial sehr gross: Wenn Sie immer wieder am Wochenende Kokain konsumieren, besteht die Gefahr, dass Sie es irgendwann auch unter der Woche tun, Ihren Job, Ihre sozialen Beziehungen verlieren und aus dem gesellschaftlichen Netz fliegen.
Früher waren Sie selbst für eine Liberalisierung von Kokain. Was hat Sie skeptisch werden lassen?
Ich bin nicht mehr 18, schon lange Arzt und habe zu viele tragische Suchtgeschichten erlebt. Ich habe als junger Mann meine Grenzen und Freiheiten ausgetestet und vieles ausprobiert, auch alle möglichen Drogen. Aber als Arzt will ich letzten Endes die Not meiner Patienten lindern. Und auch als Gesellschaft haben wir die Aufgabe, jenen zu helfen, die sich selbst nicht mehr helfen können. Wir dürfen sie nicht dem unkontrollierten Kokainkonsum überlassen. Was beim Heroin gelungen ist, kann man dort schlicht nicht eins zu eins anwenden.
V. Die verlorene Illusion
Zürich, Mai 2024. Eigentlich könnte André Seidenberg sich gerade feiern lassen. 30 Jahre legale Heroinabgabe und moderne Drogenpolitik – er, der Pionier, der Angefeindete, der am Ende recht behielt, könnte sich noch einmal sonnen in seinen Erfolgen aus den 1990ern.
Aber das tut Seidenberg nicht, es wäre auch nicht sein Stil. Er, der stets lieber Rebell als Verwalter war, wird in Kürze einen Vortrag halten an einem Kongress zum Thema «30 Jahre heroingestützte Behandlung in der Schweiz». Doch statt das «Erfolgsmodell» zu feiern, das im Titel erwähnt wird, wird er sein Referat mit diesem Satz beginnen: «Der Erfolg der Schweizer Drogenpolitik ist mindestens so gross wie ihr Scheitern.»
Was er vor allem kritisiert: Die Abgabe von Suchtmitteln sei zu einem dauerhaften Provisorium geworden. Der Mut für neue Ansätze, der früher vorhanden war, er ist für Seidenberg verlorengegangen.
Sie wirken desillusioniert, wenn Sie über die heutige Drogenpolitik sprechen.
Irgendwann habe ich resigniert. Es hat mich kaputtgemacht, dass es bei der Entwicklung neuer Abgabemöglichkeiten nicht weiterging. Das passiert, wenn die Ideologie übernimmt.
Welche Ideologie?
Es gibt zwei gegensätzliche ideologische Modelle. Das eine nimmt es mit Timothy Leary: «Turn on, tune in, drop out.» Die Vertreter dieses Modells suchen die Freiheit im Drogenkonsum, im Rausch. Aber sie blenden die Kehrseite dieser freiheitliche Geschichte aus. In den 1980ern hat man sich unter dem Slogan «No Future» Heroin reingeknallt. Mehr konnte man seine Alten gar nicht provozieren. Aber in dieser Zeit haben sich auch Hunderte mit HIV infiziert! Es gab viele Drogentote.
Und welche ist die andere Ideologie?
Das Modell, das eine drogenfreie Gesellschaft propagiert. Alles, was gefährlich oder bedrohlich sein kann, soll bekämpft werden. Das ist der Krieg gegen Drogen, der in den USA gegen die Schwarzen und die weisse Unterschicht oder in Afghanistan gegen die «Ungläubigen» geführt wird. Dort haben die Taliban den Anbau von Opium relativ erfolgreich gestoppt. Dieser Krieg wird aber letztlich gegen die Süchtigen geführt und zerstört sie. Ideologische Konstrukte – egal ob für oder gegen den Konsum –haben in der Drogenpolitik nichts zu suchen. Sie werden den Problemen und den Menschen und der Gesellschaft nicht gerecht.
Sie bleiben auch mit 73 ein scharfer und kritischer Beobachter der Drogenpolitik. Was treibt Sie an?
Es sind die Gespenster von früher, die mich nicht loslassen. Zum Beispiel, wenn ich über die Kornhausbrücke laufe. Die war damals in den 1990ern verkotet und von gebrauchten Spritzen übersät. Einmal sass da eine hochschwangere Frau auf einem der Gleise, mit riesigem Bauch. Sie versuchte mühsam, eine Vene zu finden. Ich kannte sie, manchmal putzte sie bei uns in der Abgabestelle. Ich habe sie gefragt, ob ich ihr helfen könne. Sie sagte nur: «Geh mir aus der Sonne.»