Am Sonntag finden in den Regionen Abstimmungen und eine Wahl statt, die von mehr als nur lokalem Interesse sind.
Die Rosenstadt erhält erstmals eine Stadtpräsidentin. Auch den zweiten Wahlgang gewinnt Barbara Dillier klar. Die parteilose, neue Kandidatin verdrängt damit Martin Stöckling (FDP), der das Amt während acht Jahren ausgeübt hat.
Die Schulleiterin Dillier, noch Gemeindepräsidentin im zürcherischen Fischenthal, holte bei einer Beteiligung von 52,5 Prozent 5618 Stimmen. Das sind über 2000 mehr als auf ihren Kontrahenten entfielen, für den 3523 Wählerinnen und Wähler stimmten.
Dillier, die mit einem Ur-Rapperswiler verheiratet ist, hatte bereits im ersten Wahlgang am 22. September klar das beste Resultat erzielt. Martin Stöckling blieb damals sogar hinter dem Grünliberalen Boris Meier zurück, der danach jedoch auf die Teilnahme am zweiten Wahlgang verzichtete.
Mit der Wahl von Barbara Dillier zieht erneut der Verleger Bruno Hug mit Erfolg im Hintergrund die Fäden. Er hatte zwar 2016 Martin Stöckling unterstützt, sich dann aber, als dieser im Amt war, rasch mit ihm überworfen und in seinem Portal Linth24 harsch kritisiert. Hug war es auch, der vor diesen Wahlen die parteilose Dillier ins Spiel brachte.
«Zusammenführen, was zusammengehört»: Unter diesem Titel hatten primär Bewohnerinnen und Bewohner von Nänikon Ende 2023 eine kommunale Volksinitiative eingereicht. Ihr Ziel war es, die Voraussetzungen zu schaffen, damit ihre Ortschaft von Uster zur Nachbargemeinde Greifensee übertreten kann.
Davon wollen die Stimmenden in Uster nun aber nichts wissen. Bei einer Beteiligung von 51,8 Prozent lehnen sie das Begehren mit 3909 Ja gegen 7343 Nein deutlich ab. Das entspricht einer Ablehnung von fast zwei Dritteln, genauer von 65,3 Prozent.
Der Stadtrat von Uster hatte vor allem mit dem Aufwand argumentiert. Er schätzte, dass allein die Abklärungen Kosten von rund 800 000 Franken verursachen würden. Mit der Initiative wurde ein mit Greifensee ausgehandelter Vertrag zum Wechsel von Nänikon gefordert. Über ihn hätte in etwa vier Jahren erneut abgestimmt werden sollen. Den finanziellen Verlust für Uster als Folge der Grenzverschiebung schätzte die Stadt unter dem Strich auf etwa 3 Millionen Franken oder rund 2,5 Prozent der Steuereinnahmen.
Die Initianten des Komitees «Pro 8606», das unter der gemeinsamen Postleitzahl von Nänikon und Greifensee den Gemeindewechsel anstrebte, betonten jeweils, ihr Anliegen richte sich nicht gegen Uster. Doch sie fühlten sich der Nachbargemeinde Greifensee mehr verbunden und wollten die Zukunft gemeinsam beschreiten.
Stadtpräsidentin Barbara Thalmann (SP) zeigt sich in einer ersten Reaktion zufrieden mit dem deutlichen Resultat. Doch immerhin ein Drittel der Stimmenden sehe es anders. «Nänikon ist wichtig für Uster, und wir nehmen die Anliegen der Menschen ernst», sagt Thalmann gegenüber der NZZ.
Eine konkrete Massnahme, um das belastete Verhältnis zu verbessern, gibt es zwar nicht. Die Stadtpräsidentin äussert aber die Absicht, alle Quartiere von Uster und die Aussenwachten, zu denen Nänikon zählt, zu stärken.
Das Komitee «Pro 8606» beurteilt das Ergebnis als Achtungserfolg und respektiert die Ablehnung seiner Initiative. Immerhin habe mehr als ein Drittel Ja gesagt, obwohl in Nänikon nur 8 Prozent der Stimmberechtigten wohnten. Das Komitee beklagt in seiner Mitteilung die «Irreführung durch das Ustermer Polit-Establishment» und wirft dem Stadtrat eine unsaubere Kommunikation vor.
Das Resultat lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Über 85 Prozent der Stimmenden genehmigen den Planungskredit von 24,5 Millionen Franken für den Neubau der Kehrichtverwertung in Hinwil. Alle 36 Gemeinden im Zweckverband haben die Vorlage angenommen.
Nach rund 50 Jahren kommt die Anlage in Hinwil an ihr Lebensende. Vorgesehen ist auf einem nahen Grundstück ein Ersatzbau. Gleichzeitig wird die Kapazität der Ofenlinie von 190 000 aus 120 000 Tonnen Abfall im Jahr begrenzt. Gleichwohl kann die Nutzung der Abwärme für die Fernheizung fast vervierfacht werden.
Gegen die Vorlage ist in den letzten Wochen vor der Abstimmung Opposition laut geworden. Sie kam vor allem aus Grüningen und Gossau. Im Grenzgebiet der beiden Gemeinden ist in einem Wald eine Schlackendeponie geplant. In Grüningen fiel die Zustimmung mit knapp 69 Prozent denn auch am niedrigsten, aber immer noch deutlich aus.
Die neue Anlage soll 2030 in Betrieb gehen. Vorher ist aber noch eine zweite Abstimmung im Zweckverband nötig. Dann geht es um den Baukredit in Höhe von mehr als 300 Millionen Franken.