![](https://i0.wp.com/img.nzz.ch/2024/06/01/780e55b7-6004-4bec-8986-d2e1fec4e002.jpeg?width=1200&height=674&fit=bound&quality=75&auto=webp&crop=1746,981,x366,y145&wmark=nzz&w=1200&resize=1200,0&ssl=1)
Borussia Dortmund startet gut in den Final gegen Real Madrid. Aber der BVB trifft das Tor nicht – die Strafe folgt in der zweiten Halbzeit.
Früher einmal galt Real Madrid als Serientäter der Champions League. Doch das wird dem Klub gar nicht gerecht. Vielmehr ist Real ein Despot, der den Wettbewerb nach eigenem Gusto regiert. In Wembley fügte er seiner imposanten Sammlung den 15. Champions-League-Titel hinzu – gegen Borussia Dortmund, den Aussenseiter, der sich mehr als eine Stunde lang hervorragend präsentiert hatte.
Dani Carvajal und Vinícius Júnior trafen, nachdem die Dortmunder etliche Chancen nicht verwertet hatten. Es war das typische Real-Spiel, ein Match, der die ihnen eigene Signatur trug. Und insofern hat der Triumph etwas von einem Routineakt: spielen und den Cup mitnehmen.
Ganz anders war es für den Gegner, dessen Fans Wembley akustisch bis zum Schlusspfiff dominierten. Für viele von denen, die in der Kurve in Wembley standen, dürfte es ein vertrautes Gefühl gewesen sein, denn etliche waren schon damals dabei, als Borussia Dortmund 2013 im deutsch-deutschen Final dem FC Bayern unterlag. Auf der Ehrentribüne sang Jürgen Klopp, der damals den BVB trainiert hatte, die Hymne «You’ll Never Walk Alone»; er war nach dem Abschied von Liverpool aus den Ferien in Spanien angereist.
Dortmund nutzt gute Chancen nicht
Und die Dortmunder begannen forsch. Zwar mit der nötigen Vorsicht, wie es gegen ein derart starkes Team geboten ist, aber ohne allzu grossen Respekt. Es war kein schlechter Plan. Zumal die Dortmunder innert kurzer Zeit gleich dreimal beste Gelegenheiten bekamen, als sie Angriffe des Gegners mal abfingen und dann schnell vor das Tor der Spanier kamen.
Die erste vergab Karim Adeyemi, der zu zögerlich war, dann traf Niclas Füllkrug abseitsverdächtig den Pfosten, ehe erneut Adeyemi an Real-Goalie Thibault Courtois scheitere. Es war das nahezu perfekte Spiel der Dortmunder. Einzig der Makel der Torlosigkeit hatte bis zur Halbzeit Bestand, und manchen dämmerte schon, was nun kommen könnte: Die Gewissheit Reals, jedem Spiel noch eine Wende geben zu können, verbunden mit einer geradezu schwindelerregenden Klasse auf fast allen Positionen, liess die Mannschaft trotz Unterlegenheit vor der Pause enorm selbstsicher wirken.
Die erste Chance von Real: ein Freistoss kurz nach dem Wechsel, getreten von Toni Kroos, dessen Kick Dortmund-Goalie Gregor Kobel parierte. Es mochte sonderbar erscheinen, dass der Favorit sich nur selten vor dem Tor des Aussenseiters blicken liess. Nur ist ebendies ein Kennzeichen der Mannschaft von Carlo Ancelotti, die mit ihrer Abgebrühtheit etliche hoffnungsvolle Konkurrenten verzweifeln liess.
Real mit dem Gespür für den günstigen Augenblick
Wissen, wann es Zeit ist: Auch in diesem Match zeigte Real dieses Gespür. Das Team wurde stärker, es hatte Möglichkeiten, und einmal hatte Gregor Kobel kapitales Glück, als er sich geradezu fahrlässig verschätzte, als er von der Linie eilte. Nur wenige Minuten später aber hatte Kobel nach einer Ecke Pech: Der Veteran Dani Carvajal traf mit einem wuchtigen Kopfball. Von da an war es das Spiel des Champions, und es konnte wohl kaum verwundern, dass Vinícius Júnior tat, was die Dortmunder zuvor nicht vermocht hatten: die Chance, die sich ihm bietet, nutzen.