HOteltipp
Auf einem Hügel, umgeben von fast 130 Hektaren Natur, finden Gäste im «Relais Roncolo 1888» in Emilia-Romagna die komplette Abgeschiedenheit. Ein Aufenthalt gleicht einem Rückzug ins Schlaraffenland.
Ein Oldtimer-Cabriolet wäre das richtige Auto, um hier hochzufahren: Über eine schmale Zufahrtstrasse, die zwischen Bäumen steil den Hügel hinaufführt, erreicht man das 130 Hektaren grosse Anwesen Relais Roncolo 1888. Einst Privatresidenz adliger Familien, heute Zuhause auf Zeit für vom lauten Alltag müde Gemüter.
Alles hier strahlt Ruhe aus. Der von Bäumen umzäunte Pool-Bereich, wo Gäste in vollkommener Abgeschiedenheit entspannen. Die Sicht auf die unverbaute Natur der italienischen Region Emilia-Romagna, die zu Spaziergängen und Velotouren einlädt. Die Wandmalereien in der Villa Manodori, wo sich ein Teil der Hotelzimmer befindet.
Das terrakottafarbene Haus, 1670 gebaut, ist ein architektonisches Meisterwerk. Im 19. Jahrhundert wurde es erstmals umfassend renoviert. Beim neuesten Umbau vor wenigen Jahren wurde viel Wert darauf gelegt, das Erbe des Hauses zu bewahren.
Ein Raum voller Geschichten
Zwei Jahre habe die Sanierung der Fresken gedauert, erzählt die Gastgeberin Julia Prestia. Sie zieren nebst Zimmerdecken auch den Eingangsbereich der Villa Manodori, der als eine Art geteiltes Wohnzimmer fungiert. Auf den Couchtischen liegen Design-Bücher und -Magazine. Aber auch in Geschichten an den Wänden könnte man sich stundenlang vertiefen.
Die Zimmer befinden sich im ersten und zweiten Stock der Villa. Decken und Wände wurden möglichst original belassen, die Badezimmer sind modern in den Farben des Hauses gehalten. Für die Möblierung arbeitete Prestia mit der italienischen Design-Marke Molteni zusammen. Dazu gesellen sich private Fundstücke aus den umliegenden Städten Emilia und Parma.
Lambrusco sorgt für Feriengefühle
Die Österreicherin Julia Prestia hat das Hotel mit eigener Wein- und Balsamico-Produktion zusammen mit ihrem Mann Giuseppe 2015 gekauft und Haus für Haus renoviert – zum «Relais» gehören noch die Gebäude Dimora Ancini und Dimora Acetaia, wo sich weitere Zimmer und der Frühstücksraum befinden. Die ersten Gäste empfing das Gastgeberpaar im Sommer 2020.
Wer das Tor unten bei der Strasse passiert, dem werden die zwei Buchstaben V und B ins Auge stechen: Venturini Baldini. Beatrice Baldini und Carlo Venturini erwarben das Gut vom Marchese Giampiero Manodori Galliani im Jahr 1976 und zogen mit ihrer Familie in die Villa Manodori. Kurze Zeit später begannen sie mit der Produktion von Bioweinen und Balsamico-Essig.
Ab Beginn legten Beatrice Baldini und Carlo Venturini grossen Wert auf Nachhaltigkeit, seit 1994 verfügen die Weine über die offizielle Biozertifizierung.
An diese Philosophie haben die Prestias angeknüpft, als sie das Hotel samt Landwirtschaftsbetrieb übernommen haben. Zusammen mit dem renommierten Winzer Carlo Ferrini produzieren sie neun Rot- und Weissweine, die weiterhin den Namen Venturini Baldini tragen. Unbedingt degustieren sollte man den Lambrusco, der für die Region typisch ist und perfekt passt, um einen sonnigen Ferientag in Italien ausklingen zu lassen.
Vom Bauernhof ins Gewächshaus
Zu Abend gegessen wird in einem Bau, der einem Gewächshaus nachempfunden ist. Die Zutaten stammen aus dem Biogarten des Hotels oder von umliegenden Bauernhöfen. Schliesslich wird die Emilia-Romagna gerne als Food-Valley Italiens bezeichnet. Besonders bekannt ist die Region für ihren Parmigiano Reggiano, Balsamico-Essig oder den Parmaschinken.
Das Hotel selbst bietet Wein- und Balsamico-Tastings, Kochkurse und Gourmetpicknicks an. Eigentlich gibt es keinen Grund, das Grundstück in seinen Ferien je einmal zu verlassen. Aber die Umgebung lockt mit einigen Attraktionen, insbesondere für Kulinarik- und für Autofans: Ganz in der Nähe befinden sich etwa Parmesan-Produktionen oder die Hauptsitze von Automarken wie Ferrari, Lamborghini, Maserati, Ducati – daher auch der zweite Übername der Emilia-Romagna: Motor Valley.