Nach dem Sturz des Asad-Regimes stellt sich für Russland eine grosse Frage: Wie geht es mit der russischen Militärpräsenz in Syrien weiter? Satellitenbilder geben Hinweise darauf, was auf den russischen Stützpunkten gerade passiert.
Russland hat in Syrien zwei wichtige militärische Stützpunkte. Den Marinestützpunkt Tartus hier an der Mittelmeerküste. Er wurde 1971 als sowjetischer Logistikstützpunkt gebaut. Und weiter nördlich liegt der Luftwaffenstützpunkt Hmeimim. Russland nutzt ihn seit 2015, als es auf Asads Bitte in den Bürgerkrieg eingreift. Seit dem Sturz des Asad-Regimes Anfang Dezember 2024 tut sich so einiges auf diesen Stützpunkten.
Das sieht man unter anderem auf diesen Satellitenbildern des Luftwaffenstützpunkts Hmeimim: Auf diesem Bild vom 13. Dezember sieht man ein russisches Transportflugzeug. Dabei handelt es sich um eine Antonow AN-124. Der Bug ist hochgeklappt, damit das Flugzeug beladen werden kann. Ein Video vom 14. Dezember zeigt, wie ein weiteres Antonow-Flugzeug landet. Bilder vom 15. Dezember zeigen, dass neu eine grosse Anzahl Militärfahrzeuge im Stützpunkt versammelt ist. Einige Beobachter vermuten deshalb: Russland zieht Personal und Material aus Syrien ab.
Ähnliche Bilder auch am Marinestützpunkt Tartus: Satellitenbilder vom 5. Dezember zeigen: Drei russische Kriegsschiffe und ein U-Boot liegen im Hafen. Fünf Tage später, nach Asads Sturz, sind die Schiffe verschwunden. Zieht sich Russland also ganz aus Syrien zurück?
Offiziell hält sich Russland bedeckt, wie es mit den Stützpunkten weitergeht. In einem Medienbriefing sagt der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow: «Es gibt derzeit keine endgültigen Entscheidungen zu diesem Thema. Wir haben Kontakte zu Vertretern derjenigen, die die Lage im Land derzeit unter Kontrolle haben.»
Dass Russland die Stützpunkte einfach so aufgibt, ist jedoch unwahrscheinlich. Zu wichtig ist ihre strategische Bedeutung.
Velina Tchakarova, Geopolitikexpertin: «Der Stützpunkt Tartus dient vor allem als Wartungszentrum für die russischen Marineoperationen. Und somit verringert er die Abhängigkeit von der Schwarzmeerflotte und auch von der türkischen Kontrolle. Der Luftwaffenstützpunkt ist auch sehr wichtig. Erstens, weil er fortschrittliche Luftabwehrsysteme beherbergt, auch vor allem die berühmten S-400-Abwehrsysteme, aber vor allem, weil er als logistisches Operationszentrum dient. Und zwar nicht nur für die Einsätze Russlands in Syrien, sondern auch die Einsätze Russlands in den afrikanischen Staaten.»
Russland hat in Syrien zwar Truppen aus den Kampfgebieten abgezogen. In diesem Video aus der Stadt Homs ist etwa zu sehen, wie ein Syrer den abziehenden russischen Militärfahrzeugen mit einem Schuh zuwinkt. Das Winken mit einem Schuh gilt traditionell als schwere Beleidigung. Dieser Abzug aus den Kampfgebieten bedeutet aber noch nicht, dass Russland die beiden Hauptstützpunkte aufgeben wird.
Velina Tchakarova: «Es ist durchaus davon auszugehen, dass wir eine reduzierte militärische Präsenz seitens Russlands in Syrien beobachten werden. Aber gleichzeitig ist auch davon auszugehen, dass Russland tatsächlich mit allen möglichen Mitteln versuchen wird, diese zwei Stützpunkte in irgendeiner Form, wahrscheinlich in einer reduzierten Form, als Logistikzentrum zum Beispiel, aber auch für humanitäre Operationen beizubehalten.»