Seit mehr als einem Jahr ist der Moskau-Korrespondent des «Wall Street Journal» in Haft.
(dpa) Die russische Justiz hat den amerikanischen Reporter Evan Gershkovich mehr als ein Jahr nach seiner Verhaftung wegen angeblicher Spionage angeklagt. Der Prozess gegen den Korrespondenten der Zeitung «Wall Street Journal» solle in Jekaterinburg am Ural stattfinden, teilte die russische Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag in Moskau mit. Der 32 Jahre alte Reporter hat den Vorwurf bei Vernehmungen zurückgewiesen.
Der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft sprach davon, dass Gershkovich laut den Ermittlungen im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA geheime Informationen gesammelt habe. Es sei um die Produktion und Reparatur von Rüstungsgütern in der Fabrik Uralvagonzavod in Nischni Tagil im Ural gegangen. Gershkovich sei bei seinem illegalen Tun nach allen Regeln der Konspiration vorgegangen, sagte Behördensprecher Andrei Iwanow gemäss der Nachrichtenagentur Interfax.
«Journalismus ist kein Verbrechen»
Die US-Regierung reagierte mit deutlichen Worten. «Die Anklage entbehrt jeglicher Grundlage», sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Matthew Miller, in Washington. «Journalismus ist kein Verbrechen. Die Vorwürfe gegen ihn sind falsch und die russische Regierung weiss, dass sie falsch sind. Er sollte sofort freigelassen werden.»
Gershkovich war Ende März 2023 auf einer Recherchereise in Jekaterinburg festgenommen worden. Viele Medien haben seine Freilassung gefordert. US-Präsident Joe Biden versprach, sich für ihn einzusetzen. Gershkovich gilt als Faustpfand, mit dem Moskau die USA unter Druck setzen kann. Die Festsetzung des Reporters wurde auch als Warnung an ausländische Korrespondenten verstanden, die trotz des Kriegs gegen die Ukraine noch in Russland arbeiten.
Ein Termin für den Prozess wurde zunächst nicht genannt. Die Verhandlung in Jekaterinburg, zweieinhalb Flugstunden östlich von Moskau, dürfte es aber schwieriger machen, den Prozess zu beobachten.









