Die Unsicherheit über die US-Zollpolitik und die steigende US-Inflation führen zu einem Kurseinbruch in Japan. Auch andere asiatische Börsen geben nach.
Die Börsenwoche hat in Asien mit einem Paukenschlag begonnen. In Japan fiel der Nikkei 225 in den ersten Handelsminuten um mehr als vier Prozent und damit erstmals seit dem 11. März unter die Marke von 36.000 Punkten. Zur Mittagszeit lag der Leitindex mit 35 691 Punkten 3,9 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag. Der breiter gewichtete Topix sackte um 3,3 Prozent 2 667 Punkte ab.
Auch andere Märkte der Region eröffneten im Minus: Der australische S&P/ASX 200 verlor im Vormittagshandel zeitweise 1,5 Prozent, der südkoreanische Kospi-Index mehr als zwei Prozent, der Hongkonger Hangseng-Index mehr als ein Prozent. Die Börsen in Shanghai und Singapur gaben nur leicht nach.
Als Auslöser für den Kursrutsch gelten wachsende Sorgen, dass die Inflation in den USA anziehen und die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump zu einem Konjunktureinbruch führen könnte. Anleger nahmen daher die Kursverluste an der Wall Street zum Anlass, auch in Asien vorsichtig zu agieren, insbesondere vor dem 2. April, wenn Trump seine Zollstrategie vorstellen will. Denn die Unsicherheit ist gross.
Extreme Unsicherheit vor Trumps «Tag der Befreiung»
Noch ist nicht klar, ob Trump flexibel für verschiedene Länder und Produkte unterschiedliche Zölle verhängen oder auf breiter Front hohe Abgaben erheben wird. Die Strategen von Morgan Stanley warnten daher Anfang der Woche: «Angesichts so vieler offener Fragen halten wir es für wenig sinnvoll, einen einzigen Weg als Grundlage für eine Anlagestrategie zu wählen.»
Die Strategen empfehlen, den von Trump «Tag der Befreiung» genannten Stichtag abzuwarten, um Antworten auf zwei Schlüsselfragen zu erhalten: Bringen die Ankündigungen Klarheit in die Zollpolitik? Und sind die Zollerhöhungen hoch genug, um die wirtschaftlichen Aussichten weiter zu verschlechtern?
Auch Toshiya Matsunami, Chefanalyst bei Nissay Asset Management, wartet auf den 2. April: «Es besteht kein Zweifel, dass dies ein Wendepunkt für den Aktienmarkt sein wird», erklärte er in der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei.
Japans Chipindustrie wird besonders hart getroffen
In Japan konnten auch positive Konjunkturnachrichten die Sorgen nicht vertreiben. Wie die Regierung am Montag mitteilte, produzierte die japanische Industrie im Februar 2,5 Prozent mehr als einen Monat zuvor. Dieser Wert lag leicht über den Markterwartungen. Doch Aktienstratege Yugo Tsuboi von Daiwa Securities beobachtet, dass das Vertrauen der Märkte in die Trump-Administration schwindet und Anleger sich zurückziehen.
Gerade japanische Werte hätten viel zu verlieren, wenn Trump die Wirtschaft mit hohen Zöllen bremse. Denn Investitionen in die Exportkonzerne gelten als Wette auf die Weltkonjunktur, da die Japan AG auf allen wichtigen Märkten vertreten ist. Geht es weltweit aufwärts, ist das gut für die Aktien, geht es abwärts, droht ein kräftiger Dämpfer an der Börse.
Entsprechend heftig waren bereits in der vergangenen Woche die Reaktionen auf Trumps Ankündigung, einen Zoll von 25 Prozent auf importierte Autos und Autoteile zu erheben. Die japanischen Autowerte brachen daraufhin ein und gaben auch am Montag weiter nach.
Toyota verlor am Montag weitere 2,7 Prozent und liegt nun rund zehn Prozent unter dem Schlusskurs vom vergangenen Dienstag. Honda und Nissan verloren bis 10.40 Uhr Ortszeit 2,9 Prozent, Suzuki 3,3 Prozent.
Besonders hart traf der Ausverkauf aber die japanische Chipbranche. Denn der amerikanische Nasdaq-Index, der die US-Technologiewerte umfasst, verlor am Freitag mit 2,7 Prozent einen Prozentpunkt mehr als der breitere Dow Jones. Der japanische Chiphersteller Renesas verlor zeitweise acht Prozent, der Hersteller von Chip-Testsystemen Advantest 6,6 Prozent und der Anlagenbauer Tokyo Electron rund sechs Prozent.
Festverzinsliche Wertpapiere stehen höher im Kurs
Gewinner sind derzeit die festverzinslichen Wertpapiere. Gerade die Angst vor einer Stagnation in den USA, also einer Kombination aus schleppender Konjunktur und steigenden Preisen, veranlasst derzeit viele Anleger, ihre Portfolios von Aktien in Anleihen umzuschichten.
Auch die Strategen von Morgan Stanley bevorzugen derzeit festverzinsliche Wertpapiere gegenüber Aktien, unabhängig von Trumps konkreter Zollpolitik. Ihr Argument: Selbst wenn Trump die Zölle nicht drastisch erhöht, werden die bereits verhängten Zölle auf Importe aus China und einige Schlüsselprodukte die Wirtschaft belasten.