Liest man die Reisehinweise des Bundes zu Saudiarabien, kommt keine Ferienstimmung auf. Dennoch überwacht Wirtschaftsminister Guy Parmelin persönlich die Unterzeichnung eines «Memorandum of Understanding».
«Reisen nach Saudiarabien sind mit gewissen Risiken verbunden.» Mit diesen Worten wendet sich das Schweizer Aussendepartement an Reisende, die sich für einen Trip nach Saudiarabien interessieren.
Ferienstimmung kommt in den Empfehlungen keine auf: Wegen des Konflikts mit Jemen könnten Drohnen selbst die Hauptstadt Riad erreichen. Terrorakte seien im ganzen Land möglich. Überhaupt gelten strenge Verhaltensregeln: Paare sollen auf Zärtlichkeiten verzichten. Homosexualität, christliche Symbole oder Alkohol sind verboten.
Dennoch wollen Schweiz Tourismus und die saudische Tourismusbehörde künftig zusammenarbeiten. Eine entsprechende Absichtserklärung haben die zwei Marketingorganisationen vor anderthalb Wochen unterzeichnet. Und obwohl die offizielle Schweiz Reisen nach Saudiarabien nicht wirklich empfiehlt, gab Bundesrat Guy Parmelin mit seiner Präsenz seinen Segen.
Die Linkedin-Seite von Schweiz Tourismus Golfstaaten feiert die «strategische Partnerschaft» in einem Online-Post. Auf Anfrage rudert die Zürcher Zentrale aber zurück. Vereinbart worden sei nicht eine strategische Partnerschaft, sondern lediglich ein regelmässiger Austausch.
Relevant seien für Schweiz Tourismus ohnehin nur die Touristen, die in die Schweiz kämen. Und in dieser Hinsicht sind die Saudis tatsächlich interessant. Vor der Pandemie generierten sie hierzulande 320 000 Logiernächte. Pro Tag geben sie im Schnitt 420 Franken aus. Weit mehr als die 165 Franken, die ein durchschnittlicher Tourist liegenlässt.
Guy Parmelins Departement lässt verlauten, dass Menschenrechte sowie Nachhaltigkeit Thema bei dessen Saudiarabien-Reise gewesen sei. Seine Anwesenheit bei der Tourismusvereinbarung habe «repräsentativen Charakter» gehabt.
Saudiarabien will die Einnahmen durch den Tourismus massiv steigern und pumpt Milliarden in den Sektor. Die saudische Tourismusbehörde wurde erst vor vier Jahren von König Salman aus der Taufe gehoben. Angesichts dessen wollte die Schweizer Tourismusindustrie wohl einfach nicht abseitsstehen.
Ein Artikel aus der «NZZ am Sonntag»