Winter-Glamping ist Camping für all jene mit einer klitzekleinen Schwäche fürs Behagliche, Besondere, Beheizte. Klingt gut? Dann sorgen diese sechs Adressen aus der Schweiz, Österreich, Südtirol und Frankreich für Wohligkeit in Winternächten.
Zelten im Winter, das ist tatsächlich nur etwas für Hartgesottene. Doch auch bei Schnee und Eis kann man sehr wohl diese Sehnsucht haben: nach Natur, Ruhe und dem Erwachen im «Fast-Draussen». Die Lösung? Winter-Glamping, das etwas luxuriösere Camping-Erlebnis.
Einen besseren Namen hätte man kaum finden können: Das Tiny Home Flurina auf dem Natur-Campingplatz Viva unterhalb von Rueras in den Bündner Bergen ist nach dem Märchen «Flurina und das Wildvöglein» benannt. Das Kinderbuch liegt auch aus im wintertauglichen Refugium, das an einen besonders schicken Bauwagen erinnert.
Durch grosse Fenster fällt der Blick aufs Schneetreiben vor der Tür, innen hingegen ist es gemütlich, holzverkleidet und mit viel Liebe eingerichtet; samt Toilette, Fussbodenheizung, Holzofen und einer kleinen Küche. Wer nicht kochen will, kein Problem: Im Restaurant des Campingplatzes werden Capuns, Pizokel, Gerstensuppe oder auch Bündner Nusstorte serviert.
«Die Magie des Winter-Campings ist schwer zu erklären. Du musst sie erleben», weiss die Gastgeberin Nicole Rüegsegger, die neben ihren Stellplätzen insgesamt fünf komfortable Tiny Homes anbietet – und eine Saunahütte. Mutige kühlen sich direkt im jungen Rhein ab, heiss duschen lässt es sich im Haupthaus.
Die Lage? Direkt an der Langlaufloipe; Ski- und Snowboardfahrer erreichen die Talstation der Bergbahnen in 20 Minuten zu Fuss. Wie war das noch im Märchen um Schellen-Urslis Schwester? Richtig: Flurina findet einen Schatz. Und wir? Müssen gar nicht erst zum Schürfen an die Rheinquelle, selbst wenn wir uns mitten in der Region mit den meisten Goldfunden der Schweiz befinden. Wir haben unseren Schatz nämlich auch schon längst gefunden.
Übernachtung ab 260 Franken für 2 Personen und 2 Nächte (Mindestaufenthalt), Via Prau Cumin 11, 7189 Rueras, Sedrun, Schweiz, campingviva.ch.
Schlafen inmitten duftender Kräuter, Guaven und Zitruspflanzen: Das ist in diesen minimalistisch eingerichteten Kabanen unter Glasdach möglich. Auf einer obersteirischen Passhöhe, auf über 1000 Metern, wurde dieses Vorzeigeprojekt mit Hotellerie und zukunftsgerichteter Landwirtschaft 2022 eröffnet.
Der Ort liegt direkt neben einer geradezu mythischen Adresse: Das Wirtshaus Steirereck am Pogusch gehört der Familie Reitbauer, die in Wien auch das «Steirereck» im Stadtpark betreibt – den Nukleus moderner österreichischer Küche mit zwei Michelin-Sternen, 19 Punkten von Gault-Millau und Platz 22 unter «The World’s 50 Best Restaurants».
Am Pogusch, rund 140 Kilometer südwestlich von Wien, wachsen unter Glas Dinge, mit denen man gut kochen kann: «400 Mangos haben wir heuer im Gewächshaus geerntet», freut sich Birgit Reitbauer. Im Wirtshaus gibt es legendäre Schnitzel. Und in der Schankkuchl daneben raffinierte Twists rund um Pogusch-Lamm und Meyer-Zitrone unter der Ägide des jungen Manuel Weissenböck, der selbst auf Platz 19 der «Rolling Pin»-Liste der 100 besten Küchenchefs Österreichs zu finden ist. Gerade seien die kleinen Erdbeer-Guaven reif, nickt der Koch. Zwar sollte man als Gewächshaus-Gast nichts einfach so pflücken, aber: «Wenn Sie die Früchte finden, nehmen Sie sich eine.»
Wintersonne bahnt sich ihren Weg durch den Raureif auf dem Glasdach, goldenes Licht fällt auf Geranien und Kapuzinerkresse, eine Erdbeer-Guave knackt im Mund. So lässt es sich gut aufwachen: Bett und Nachtkästchen, eine Schiebewand, mehr braucht es nicht für die Magie der Kabane. Gemeinschaftsbad, Kaminzimmer, Teeküche und Sauna teilen sich die Bewohnerinnen und Bewohner des energetisch nahezu autarken Glasbaus. Obendrein ist die Gewächshausarchitektur am Pogusch Teil des österreichischen Forschungsprogramms «Stadt der Zukunft». Wer hier nächtigt, ist also nicht nur Glamper. Sondern geradezu der Reisende von morgen.
Kabane im Glashaus für 2 Personen ab 98 Euro pro Nacht, Frühstück auf Wunsch rund 30 Euro / Person. Fun-Fact: Wer bei der Ernte mithilft, zahlt die Hälfte. Wirtshaus Steirereck, Pogusch 21, 8625 Pogusch, Österreich.
Extratipp: Rund ums Wirtshaus gibt es die unterschiedlichsten Unterkünfte, fürs Winter-Glamping taugen beispielsweise auch die vier wunderbaren Baumhäuser.
Wer noch nie im Schein einer Öllampe ein Buch gelesen hat, der kann das hier nachholen: Im elsässischen Walddorf Nutchel, knappe 60 Kilometer südöstlich von Strassburg, wird aber nicht nur das Licht gedimmt, es geht überhaupt ums Herunterfahren: «Disconnect to reconnect» lautet das Motto, WLAN gibt es also keins. Dafür ganz viel Nähe zur Natur im sieben Hektaren grossen Forest-Village mit 37 entzückenden Cosy Cabins.
Gemütlicher kann es dabei kaum sein: Jede Waldhütte hat einen eigenen Holzofen, kuschlige Ecken, viele Kerzen und Lichterketten, und manche haben sogar einen eigenen Hot Tub auf der Terrasse. Lagerfeuerstellen und eine Gemeinschaftssauna gibt es bei noch mehr Sehnsucht nach wärmenden Momenten obendrein.
«Die Cabin wird zu einem Schutzraum, jede Bewegung ist von Ruhe umgeben. Die Zeit vergeht langsam», sagt die Gründerin über ihre Cosy Cabins.
Zur Adventszeit wird im Haupthaus heisser Apfelpunsch gereicht, und wer jetzt denkt, viel weihnachtlicher könne es kaum werden – kann es wohl: In jeder Cosy Cabin steht ein eigener Weihnachtsbaum – nicht echte Tannenbäume allerdings, sondern von Nutchel-Mitarbeitenden handgefertigte, wiederverwendbare Holzbäume, die man als Gast dekoriert.
«Glamping ist im Winter eine ganz andere Welt, magisch und geheimnisvoll», so umschreibt die Nutchel-Gründerin Clémence Rousseau-Dumarcet den Zauber ihres Walddorfs: «Die Cabin wird zu einem Schutzraum, jede Bewegung ist von Ruhe umgeben. Die Zeit vergeht langsam.» Klingt herrlich? Eh oui. Joyeux Noël!
Die Preise beginnen ab 124 Euro pro Nacht und Cabin für 2 bis 4 Personen und ab 224 Euro pro Nacht und Cabin für 6 Personen. Gebucht werden kann ab 2 Übernachtungen, Nutchel forest village, 724 Route de Salm, 67420 Plaine, Frankreich.
Mittendrin im Unesco-Weltkulturerbe der Dolomiten, am smaragdfarbenen Toblachersee, liegt der Campingplatz der Familie Panzenberger. Gerade im Winter sei das Glamping im Hochpustertal empfohlen, sagt die Chefin Barbara Panzenberger: «Schwitzen in der Sauna und Entspannen im Whirlpool ist mit einem verschneiten Dolomiten-Panorama noch schöner.» Und so gibt es in allen zwölf aus heimischem Holz erbauten Sky-View-Chalets (adults only) Infrarotsaunen – und in manchen sogar einen Whirlpool auf der Terrasse.
Obwohl sie Chalets genannt werden, wirken die Häuschen kein bisschen alpenländisch: Es sind vielmehr Holzkuben mit Glasausschnitten – Letztere auch genau über der Schlafstätte. Was bei den dunklen Nächten im Naturpark Fanes-Sennes-Prags für freien Blick auf die Milchstrasse sorgt.
Ausser natürlich, es liegt gerade zentimeterdick Schnee auf dem Dach – und das tut es mitunter im Südtiroler Winter. Dann muss man sich einen anderen Weg zu den Sternen suchen, beispielsweise über einen – pardon – Shootingstar am Herd: Jüngst hat sich der Küchenchef David Senfter im Fine-Dining-Lokal der Sky-View-Chalets von Gault-Millau die Auszeichnung «Newcomer des Jahres 2025» erkocht.
Überhaupt hat das kulinarische Angebot hier so gar nichts von Zeltplatz: Der Gastgeber Andreas Panzenberger führt als Sommelier durch tausend Positionen Wein, seine Schwiegereltern liefern Gemüse und Getreide vom Demeter-Hof. Und wer unbedingt doch noch die Sterne durchs Dach sehen möchte, kommt einfach im Sommer wieder.
Toblach Sky-View, 2 Nächte Mindestaufenthalt, Winteraufenthalt für 2 Personen ab 330 Euro pro Nacht, morgens kommt ein Frühstückskorb zum Chalet, Sky-View-Chalets, Toblacher See 3, 39034 Toblach, Italien.
Saldur, Finail und Lagaun heissen die drei Iglus aus Eis und Schnee, die jedes Jahr auf 2845 Metern zu Winterbeginn neu vor dieser Schutzhütte am Hochjochferner aufgebaut werden. Benannt sind sie nach den markantesten Bergspitzen im Schnalskamm der Ötztaler Alpen, allesamt Dreieinhalbtausender, auf die man von hier einen so herrlichen Blick hat, dass das Schutzhaus eben deswegen so heisst: «Schöne Aussicht» nämlich.
Hier könnte man es sich zwar auch in den rot-weiss-karierten Federbetten der Doppel- und Mehrbettzimmer gemütlich machen – aber dann wäre es ja kein Glamping. Also Mut gefasst und auf nach draussen, ins Zweier-Iglu mit Doppelbett. Die Liegefläche ist glücklicherweise perfekt isoliert und mit Schaffellen ausgelegt, zudem werden den Iglu-Gästen Expeditions-Schlafsäcke mit frischen Innenschlafsäcken überreicht. Richtig heiss wird es spätestens in der finnischen Outdoor-Sauna direkt vor der Tür. Und Sanitäranlage und Hütte sind sowieso nur ein paar Schritte entfernt und die Nacht hindurch geöffnet.
Abends erwärmt das Viergangmenu im Hüttenrestaurant zusätzlich Körper und Seele. Die Spezialität des Hauses? Knödel! Schliesslich helfen auch Kohlenhydrate gegen Kälte. Ein Tipp für Morgenmenschen: Wer den Sonnenaufgang über dem Gipfelmeer nicht verpassen möchte, wird extra früh geweckt.
Nach dem Frühstück erwartet passionierte Skifahrerinnen und Skifahrer ein weiteres Highlight: Denn wie oft ergibt sich schon die Gelegenheit, vor Aufnahme des Tagesbetriebs über eine 7,5 Kilometer lange, frisch präparierte Piste zu Tal zu fahren. Allesamt schöne Aussichten? Sagen wir doch.
Übernachtung für 2 Personen inkl. Halbpension und Gepäckservice zur Iglu-Suite ab Kurzras: ab 280 Euro pro Nacht, Schutzhaus Schöne Aussicht, Kurzras, 39020 Schnalstal, Italien.
Diese «Bubble» ist ein Zelt, aber eben auch so viel mehr als das. Allein schon, weil sich ein richtiges, echtes Doppelbett (mit Unterbett-Heizung!) darin befindet. Weil es Platz gibt für eine schicke Sitzecke, eine Garderobe, einen Heizlüfter. Weil morgens einfach so ein Frühstückskorb mit regionalen Produkten parat steht. Und weil die Zeltmembran grossteils transparent ist und so den Blick freigibt auf sternenübersätes Firmament, wild ziehende Nebelschwaden, schneebeladenes Astwerk oder die Rosétöne des erwachenden Morgens. Und hier, in Lenzerheide, im Winterparadies auf 1425 Metern Höhe, eben auch auf den Piz Linard und die anderen imposanten Gipfel Graubündens.
Allerdings: Auch in einer «Bubble» gibt es weder ein Bad noch eine Kochgelegenheit. Doch schliesslich gehören diese vier Rundbehausungen als neuester Zuwachs zum voll ausgestatteten Campingplatz St. Cassian am Fusse des Lenzerhorns. Und stehen somit zwar nicht mitten im Skigebiet (der nächste Skilift ist rund drei Kilometer entfernt), aber doch genau da, wo Langlauf- und Schneeschuh-Fans ihre Freude daran haben.
Man muss aber nichts tun. Man kann auch einfach liegen bleiben, in den Himmel schauen und nachdenken, über das Leben – in einer Blase.
Ab 349 Franken pro Nacht, Campingplatz St. Cassian, 7083 Lantsch/Lenz, Schweiz.