Alles rund um das Frühlingsfest im Live-Ticker.
Herzlich willkommen beim Live-Ticker der NZZ zum Sechseläuten. Hier halten wir Sie auf dem Laufenden über das traditionelle Frühlingsfest in der Stadt Zürich, an dem Zehntausende Besucherinnen und Besucher erwartet werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Zug der Zünfte hat begonnen. 3500 Zünfter ziehen von der Bahnhofstrasse via Limmatquai zum Sechseläutenplatz.
- Um 18 Uhr wird auf dem Sechseläutenplatz der Scheiterhaufen mit dem Böögg an der Spitze angezündet.
- Gastkanton ist Appenzell Ausserrhoden. Der Kanton ist zum ersten Mal am Sechseläuten dabei und will den Zürcherinnen und Zürchern sein Brauchtum näherbringen.
15:00 Uhr: Der Zug der Zünfte setzt sich in Bewegung
Das Glockenspiel der Juweliers Kurz schlägt drei. Es geht los: Die Kolonne aus Zünftern, Ehrengästen und Pferdewagen setzt sich in Bewegung. Das Wetter schwankt noch zwischen Regenschauern und Sonnenschein hin und her, aber der Spitz des diesjährigen Sechseläutenumzugs geht entschlossen voran.
Die Bahnhofstrasse ist von Schaulustigen aller Alterkategorien und einigen Polizisten umstanden. Die Atmosphäre ist festlich. Rund 3500 Zünfter machen sich nun auf via Limmatquai zum Sechseläutenplatz, wo um 18 Uhr der Scheiterhaufen mit dem Böögg angezündet wird.
Dieses Jahr führt die Zunft zum Kämbel den Umzug an. Traditionell kleiden sich die Zünfter in Beduinen-Kostüme. Bisher färbten sich die Mitglieder am Umzug die Gesichter dunkel; nun dürfen sie selbst entscheiden, ob sie das tun wollen.
Jede Zunft hat Ehrengäste eingeladen, die am Umzug mitlaufen. Bei der Zunft zum Kämbel sind dies der Zürcher Zoodirektor Severin Dressen, Olma-Direktorin Christine Bolt sowie Divisionär Stephan Christen.
14:38 Uhr:
Auf dem Lindenhof lockt die Sonne die Besucherinnen aus den Zelten. Draussen auf dem Platz besammeln sich die Biedermeier Heiden. Die Damen zupfen ihre pompösen Ringkleider zurecht, die Männer richten die Zylinderhüte, als es plötzlich knallt.
Hinter dem Zelt schiesst eine Gruppe in Uniformen der Zürcher Miliz aus dem Jahre 1861 drei Schüsse in die Luft, um den Gastkanton Appenzell Ausserrhoden willkommen zu heissen. Nach fünf Minuten ist das Spektakel bereits wieder vorbei.
Eine Gruppe aus Frauen in blauen Zürcher Trachten laufen in Richtung Bahnhofstrasse, wo um 15 Uhr der Umzug startet. Die Innenstadt füllt sich immer mehr mit Besucherinnen und Besuchern. Mit dem Auto durchzukommen, ist jetzt schwierig: Die Stadtpolizei empfiehlt, die Innenstadt grossräumig zu umfahren.
Einschränkungen gibt es auch im öV. Wegen eines Gleisschadens ist der Bahnverkehr zwischen Zürich Stadelhofen und Stettbach beeinträchtigt. Betroffen sind die Linien IC5, S5, S12, S23. Die Einschränkung dauert bis mindestens Mitternacht.
14:02 Uhr: Der Gastkanton will seine modernen Seiten zeigen
Der Gastkanton will an seinem Auftritt positive Klischees bedienen, aber auch das pfiffige, moderne Ausserrhoden zeigen: Das sagt Monika Bodenmann, Mitglied des Organisationskomitees. Sie war viele Jahre FDP-Kantonsrätin und präsidierte die Appenzellerland Tourismus AG.
Für uns als kleiner Kanton ist die Teilnahme am Sechseläuten eine grosse Sache. Aber wir haben glücklicherweise schnell viele Freiwillige gefunden, die sich engagieren wollten. Bei uns sind es die Leute gewohnt, ehrenamtlich anzupacken.
Mit unserem Auftritt wollen wir zeigen, dass die Schweiz nach Winterthur nicht aufhört. Viele Schweizerinnen und Schweizer kennen den Unterschied zwischen Ausserrhoden und Innerrhoden nicht genau. Aber das macht nichts, wir sind das Appenzellerland und wir präsentieren uns ja als «ausserrhodentlich». Am Sechseläuten wollen wir positive Klischees bedienen: Brauchtum, Kühe, Käse, schöne Landschaften. Aber es gibt eben auch das pfiffige, moderne Ausserrhoden, das wollen wir ebenfalls zeigen.
Ich selbst bin mit knapp 30 Jahren von St. Gallen nach Ausserrhoden gezogen und erwartete einen konservativen Kanton, auch weil das Frauenstimmrecht so spät eingeführt wurde. Doch ich war positiv überrascht. In der Politik machte ich ausschliesslich gute Erfahrungen; ich erlebte niemals Benachteiligungen, weil ich eine Frau bin, im Gegenteil. Als Frau wurde man besonders gefördert und respektiert. Bei uns ist man viel offener, als es der gängigen Vorstellung entspricht.
13:26 Uhr: Ausserrhoder bringen gute Stimmung auf den Lindenhof
Auf dem Lindenhof präsentiert sich der Gastkanton Appenzell Ausserrhoden. Im Festzelt schützen sich die Besucher vor dem Regen. Die Bänke sind bis zum letzten Platz besetzt, das Servierpersonal mit vollen Getränketabletts hin und her. Die Stimmung im Zelt ist heiter, der Geräuschpegel hoch, es riecht nach Siedwurst und Chäshörnli.
Am Mittag versammelt sich vorne auf der Bühne der Blatter-Schuppel. Vier Silvesterchläuse und zwei «Rollenweiber» – so werden die weiblichen Figuren in diesem Brauch genannt – jodeln ein Zäuerli, während das Publikum nach einigen «Psst» und «Rueh!» gebannt zuhört.
Draussen stehen zahlreiche Verpflegunsstände bereit. Auf dem Menü stehen traditionelle Appenzeller Speisen wie Käseschnitten, Würste, Appenzeller Biber, Birenweggen, Schlurzifladen.
Im Brauchtumszelt wird währenddessen «gefünflibert». Auch bekannt ist die Tradition unter dem Namen Talerschwingen. Dabei wird ein Fünffrankenstück in ein Milchbecken aus Ton geworfen. Ziel ist, dass der Fünfliber mit leichten kreisenden Bewegungen im Topf rollt und so ein gleichmässiges Geräusch erzeugt.
Mit diesem Video hat der Kanton seine Teilnahme am Frühlingsfest angekündigt:
13:05 Uhr: Der Scheiterhaufen ist aufgestellt
Auf dem Sechseläutenplatz ist der wichtigste Protagonist des Frühlingsfests bereits zu sehen: der mit Feuerwerk gefüllte Böögg. Die 3,4 Meter hohe und rund 100 Kilogramm schwere Schneemann-Figur thront auf dem Scheiterhaufen, den Arbeiter am Morgen aufgebaut haben. Dabei wurden sie immer wieder verregnet.
Ob das feuchte Holz Auswirkungen auf das Abbrennen des Scheiterhaufens um 18 Uhr hat? Schliesslich heisst es im Volksmund: Je früher der Kopf des Bööggs explodiert, desto schöner der Sommer.
Immerhin: Nun lässt sich die Sonne blicken. Im Tagesverlauf sollte es trockener werden, zwischendurch ist aber mit weiteren Schauern zu rechnen. Und Meteo Schweiz warnt vor Wind.