Die Spannungen zwischen den USA und China verschärfen sich rasch. Mit dem Regierungswechsel in Washington dürften strategisch wichtige Rohstoffe deshalb bald vermehrt in den Fokus von Investoren rücken. Erste Anzeichen dafür sind bereits ersichtlich.
Es geht Schlag auf Schlag. China hat diese Woche ein Verfahren gegen Nvidia eröffnet. Die offizielle Begründung lautet, dass der amerikanische Chipriese gegen das Wettbewerbsgesetz verstossen habe. Die Untersuchung gilt jedoch als mehr oder weniger offensichtliche Vergeltungsmassnahme nach den jüngsten Restriktionen, die Washington Anfang Dezember gegen Chinas Halbleiterindustrie verhängt hat.
Auch andere Anzeichen deuten auf eine Verschärfung des Konflikts zwischen Ost und West hin. Wie es heisst, schränken chinesische Hersteller den Verkauf von Schlüsselkomponenten zum Bau von Flugdrohnen in die USA und nach Europa ein. Der Schritt wird als erste Massnahme einer umfassenderen Ausfuhrsperre für Bauteile von Drohnen interpretiert, die im Ukraine-Krieg eine entscheidende Rolle spielen.
Das Risiko ist gross, dass die Situation mit dem Regierungswechsel in Washington weiter eskaliert. Donald Trump, der den Handelskonflikt mit China in seiner ersten Amtszeit angezettelt hat, droht bereits damit, dass er unmittelbar nach seiner Rückkehr ins Weisse Haus neue Zölle auf Importe chinesischer Güter verhängen will. Peking dürfte darauf mit weiteren Gegenmassnahmen reagieren.
Seltene Erden als strategisches Gut
Ein Bereich, den Chinas Staatschef Xi Jinping als Druckmittel einsetzen könnte, sind seltene Erden. Solche Mineralien, die zumeist für Magnete, Katalysatoren oder Legierungen für Batterien verwendet werden, sind entgegen ihrem Namen nicht wirklich selten. In den meisten Fällen kommen sie sogar recht häufig in der Erdkruste vor. Entscheidend sind aber die Kapazitäten, um sie zu fördern und zu verarbeiten. Und diesbezüglich dominiert China den Weltmarkt.
Die Bedeutung seltener Erden und ähnlicher Ressourcen als strategisches Gut hat sich Anfang Dezember verdeutlicht. Einen Tag, nachdem die Biden-Regierung neue Restriktionen gegen Chinas Halbleitersektor erlassen hatte, verbot Peking den Export der Mineralien Antimon, Gallium und Germanium in die USA. Eingeschränkt wurde zudem die Ausfuhr von Graphit.
Die betreffenden Ressourcen werden für eine Vielzahl von Produkten verwendet. Dazu zählen unter anderem Computerchips, Infrarot-Technologien, Glasfaserkabel, Munition und Batterien für Elektrofahrzeuge. Erste Kontrollen zum Export von Gallium und Germanium, die für die Halbleiterindustrie besonders wichtig sind, hatte China schon im Sommer 2023 verordnet.
Ein vernachlässigter «Trump Trade»?
An der Börse sorgen diese Nachrichten für Bewegung. Die Aktien von MP Materials, dem einzigen Spezialisten für seltene Erden mit Sitz in den USA, sind unmittelbar nach der Ankündigung der chinesischen Boykottmassnahmen auf den höchsten Stand seit Anfang August 2023 geklettert. Seit der Kurs vor rund vier Monaten ein Tief markiert hatte, resultiert ein Plus von 85%. Auch die Aktien des australischen Konkurrenten Lynas Rare Earths sind zum Leben erwacht.
In den vergangenen Tagen ist es zwar zu einer gewissen Gegenbewegung gekommen. Doch für Aktien wie MP Materials und Lynas Rare Earths sind ausgeprägte Kursschwankungen nicht ungewöhnlich. Den beiden Namen kommt im VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF ein grosses Gewicht zu. Der Fonds, der bisher noch hinterherhinkt, zählt ausserdem Lithiumkonzerne wie Albemarle zu den Kernpositionen.
Damit eröffnet sich eine interessante Ausgangslage für eine Spekulation. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass sich geopolitische Spannungen mit der Übernahme der US-Regierung durch Donald Trump weiter verschärfen werden und es möglicherweise zu einem neuen Handelskrieg mit China kommt.
Spezialisten für seltene Erden bergen in einem solchen Szenario reichlich Kurspotenzial. Wie der obige Chart zeigt, wird das Thema im Gegensatz zu anderen spekulativen Anlagen wie Bitcoin oder Tesla an der Börse bisher aber noch weitgehend unterschätzt.