Die UBS versucht, sich beim CEO-Gehalt etwas zu mässigen. Im Vorfeld war ein deutlich höherer Lohn von bis zu 28 Millionen Franken erwartet worden. Trotzdem dürfte es Kritik geben.
Die UBS verzichtet beim Gehalt für ihren CEO auf einen Rekord-Bonus. Für das Geschäftsjahr 2024 hat Sergio Ermotti ein Gehalt von 14,9 Millionen Franken erhalten. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht hervor.
Für 2023 hatte Ermotti ein vergleichbar hohes Gehalt von 14,4 Millionen Franken erhalten. Er stand in jenem Jahr aber lediglich neun Monate im Einsatz. Damals stiess sein Gehalt in Politik und Öffentlichkeit auf Kritik. Für 2024 war entsprechend ein noch höheres Gehalt erwartet worden, das zu einer Auszahlung von bis zu 28 Millionen Franken hätte führen können.
Dazu ist es nicht gekommen, obwohl Ermotti vom UBS-Verwaltungsrat gemäss Vergütungsbericht eine nahezu perfekte Leitung attestiert wird. Auf den Verwaltungsrat mässigend gewirkt dürfte die Stimmung im Land: Exzessive Managergehälter und Lohndeckel für Banken sind in diesem Jahr ein Thema in Politik und Öffentlichkeit.
Mehr Lohn für CEO und Verwaltungsrat
Die UBS scheint die Salär-Spanne für ihren CEO nicht ausgereizt zu haben. Trotzdem sind Ermottis Bezüge fürstlich: Für 2024 bekommt er ein Fixgehalt rund 2,5 Millionen Franken, der variable Bonus beträgt jetzt auf 12,1 Millionen Franken. Hinzu kommen Sozialleistungen von über 300 000 Franken für ein Total von rund 14,9 Millionen Franken.
Dieser Betrag wird Ermotti in Cash, Aktien und Anleihen übertragen. Wie bei Grossbanken üblich besteht die Gesamtvergütung eines CEO aus einem fixen Gehalt zuzüglich dem leistungsgebunden Bonus, der gestaffelt über mehrere Jahre ausgezahlt wird. Der für 2024 effektiv ausgezahlte Bonus wird aber erst in drei Jahren nachvollziehbar sein. So hat Ermotti im Jahr 2024 knapp 5 Millionen Franken ausbezahlt, aber 14,6 Millionen zugesprochen bekommen.
Auch Ermottis Kollegen aus der UBS-Geschäftsleitung kriegen eine höhere Gesamt-Entschädigung für das vergangene Geschäftsjahr. So stieg ihr leistungsabhängiger Bonus im Vergleich zu 2024 um 8 Prozent pro Kopf. Die Aufseher der Bank im Verwaltungsräte kommen ebenfalls auf mehr Gehalt als im Vorjahr. So erhält etwa UBS-Präsident Colm Kelleher mit 5,5 Millionen Franken deutlich mehr Lohn als 2023 (4,7 Millionen). Das entspricht einer Lohnerhöhung von 17 Prozent.
Konzernweit kommt der leistungsabhängige Bonus-Pool auf 4,7 Milliarden Franken. Diesen teilen sich die rund 110 000 Mitarbeitenden weltweit. Auch dieser Geld-Pool ist rund 4 Prozent grösser als im Vorjahr. Das widerspiegelt gemäss Vergütungsbericht «das starke Finanzergebnis» und die «Fortschritte bei der Integration» wider. Die UBS betont, dass sie weiterhin einen «strikten Ansatz der leistungsbasierten Vergütung» anwendet. Die Vergütungsstruktur habe sich im Gegensatz zum Vorjahr für alle Mitarbeitenden nicht geändert.
Musterschüler Ermotti
Besonders Sergio Ermotti wird ein herausragendes Zeugnis ausgestellt. Er soll alle finanziellen Ziele erreicht haben, und das sowohl bei der Gewinnentwicklung, bei der Effizienz wie auch bezüglich der für Anleger so wichtigen Rentabilität auf das harte Kernkapital. Auch bei den nicht-finanziellen Zielen und Verhaltensweisen werden dem Tessiner einen «exzellenten Beitrag» sowie «beispielhaftes Verhalten» attestiert. Unter dem Strich kommt der UBS-Chef auf eine Gesamtbeurteilung von 97 von 100 Prozent.
Der Verwaltungsrat würdigt zudem den nach wie vor «erhebliche persönliche Engagement» von Ermotti für die Kunden und seinen «unermüdlichen Einsatz» die UBS auf Kundenorientierung auszurichten. Auch fördere er eine «starke Kultur von Risikomanagement und -kontrolle». Bei einer solch perfekten Leistung ist insofern erstaunlich, dass Ermotti keine höhere Gesamtvergütung zugesprochen wurde, insbesondere mit Blick auf die hohe Vorlage aus 2023.
Es ist davon auszugehen, dass das VR-Präsident Kelleher und das Vergütungs-Kommitee des Verwaltungsrats die kritischen Reaktionen aus dem Vorjahr berücksichtigt hat und ein CEO-Salär jenseits der 20 Millionen Franken nicht zuliess. Ein Salär, das deutlich höher als das letztjährige ausgefallen wäre, ist schwer zu begründen und hätte die kritische Haltung von Politik und Öffentlichkeit gegenüber der Grossbank verstärkt.
Gemäss Vergütungsbericht misst sich die UBS mit internationalen Konkurrenten wie die amerikanischen Banken Goldman Sachs oder Morgan Stanley. Auch europäische Banken wie BNP Paribas oder die Deutsche Bank sieht man als Mitbewerber. Dem Vernahmen nach ist der UBS die Feststellung ein Anliegen, dass Ermottis Gehalt deutlich tiefer als bei den US-Grossbanken sei, wo die CEO jeweils über 30 Millionen Dollar pro Jahr verdienen. Ermottis Vergütung liege auch unter dem, was in letzter Zeit bei anderen Schweizer Konzernen gezahlt wurde; obwohl die UBS neben dem Tagesgeschäft eine komplexe Integration bewältige.
Politisch heikles Umfeld
Die Publikation des UBS-Vergütungsberichts kommt zu einem heiklen Zeitpunkt für die Grossbank. Der Ständerat hat vergangene Woche mit knapper Mehrheit eine Motion des Thurgauer SVP-Ständerats Jakob Stark zugestimmt, die eine Deckelung von Banklöhnen bei 5 Millionen Franken vorsieht. Sollte auch der Nationalrat diesem Vorstoss zustimmen, müsste der Bundesrat einen Gesetzesvorschlag erarbeiten.
Der geforderte Lohndeckel ist ein klares Signal an die UBS und ihre Chefs, dass sehr hohe Managerlöhne in der Schweiz einen schweren Stand haben. Insbesondere bei einer systemrelevanten Grossbank, die in der Not auf staatliche Unterstützung zählen kann. Hinzu kommt, dass in den letzten Monaten die Kontroverse über exzessive Managergehälter neu belebt wurde. So gaben dieses Jahr die Lohnpakete für Vas Narasimhan bei Novartis (19,2 Millionen Franken), André Krause bei Sunrise (15,4 Millionen) oder Michael Süss bei Oerlikon (7,6 Millionen) bereits zu reden.