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Die Jugendlichen griffen Polizisten mit Steinen an. Offiziell bestätigt ist noch nichts, aber es gibt erste Hinweise auf die Hintergründe.
Um die zwanzig Jugendliche randalieren in einem Bus und liefern sich danach eine Strassenschlacht mit der Polizei. Es waren ungewohnt wüste Szenen, die sich am Bahnhof Stäfa in der Nacht auf Sonntag zugetragen haben. Solche, wie man sie eher aus der Stadt Zürich kennt, zum Beispiel rund um Fussballspiele.
Und von dort kam auch die Mehrheit der Krawallanten, wie die Kantonspolizei am Montag mitteilte. Von den 19 Jugendlichen, die schliesslich verhaftet wurden, kamen alle bis auf zwei aus der Stadt. Es handelte sich also um Auswärtige. Das wirft die Frage auf: Was machten sie in der Gemeinde am Zürichsee?
Verwackelte Videoaufnahmen, die in den sozialen Netzwerken kursieren, zeigen weder Fussballschals noch politische Insignien. Sondern eine Gruppe männlicher Jugendlicher in dunklen Hoodies auf dem Perron des Bahnhofs – und eine junge Frau, der es die Stimme überschlägt, als sie verzweifelt schreit: «Hört auf!»
Nicht wenige fühlten sich daran erinnert, dass es in Stäfa vor rund 15 Jahren eine Jugend-Gang gab, die durch gezielte Provokationen den Konflikt mit einer Gruppierung aus dem Zürcher Kreis 4 suchte. Doch diese hat sich längt aufgelöst, die Spur führt in die Irre.
Der Hintergrund ist offenbar ein anderer: Die Randalierer waren aus der Stadt Zürich nach Stäfa gereist, um hier die Party einer Jugendlichen zu überfallen. Diese feierte zusammen mit Freunden im Gemeinschaftsraum einer Stäfner Wohnsiedlung, als die Gruppe – nicht eingeladen – dort auftauchte. So wird es von Personen aus dem Umfeld der Siedlung erzählt.
Die Eltern der Jugendlichen haben den Raum demnach für ihre Tochter gemietet. Es habe sich nicht um eine politische oder anderweitig kontroverse Veranstaltung gehandelt, sondern um ein privates Fest.
Die Gruppe aus der Stadt Zürich habe Smartphones, Musikboxen, Jacken und dergleichen gestohlen und sei dann wieder abgezogen. Die Vermutung ist, dass sie wegen einer Einladung auf den sozialen Netzwerken von der Veranstaltung erfahren haben.
Von der Party seien sie zu einem Schulhaus weitergezogen und hätten auch dort Jugendliche beraubt. Dazu passt, dass sich nahe der Schule eine Station jener Buslinie befindet, in der es später zur Randale kam.
Die Polizei liess extra den Zug anhalten
Bestätigt ist all dies nicht. Die Oberjugendanwaltschaft, die in dem Fall ermittelt, macht aufgrund des laufenden Verfahrens keine weiteren Angaben zu den Vorkommnissen und ihrem Hintergrund. Auch die Stäfner Schulbehörden haben nichts mitbekommen.
Gesichert ist nur, wie das Ganze endete: Kurz nach Mitternacht ging bei der Kantonspolizei die Meldung ein, dass Jugendliche in einem Bus am Randalieren seien und den Chauffeur belästigten. Als mehrere Patrouillen am Bahnhof eintrafen, war eine Gruppe von rund 20 Personen in einen Zug umgestiegen. Sie blockierte die Abfahrt der S 16 Richtung Zürich.
Als die Polizei ihre Personalien kontrollieren wollte, begaben sich die Jugendlichen auf die Gleise und bewarfen die Einsatzkräfte mit Steinen. Diese wiederum setzten Pfefferspray ein und nahmen vier Personen fest. Die weiteren Jugendlichen flüchteten offenbar mit der S-Bahn, als diese um ein Uhr zwanzig schliesslich Richtung Zürich abfuhr.
In Absprache mit den SBB hielt die Polizei den Zug im Bahnhof Zürich Tiefenbrunnen an und holte dort 15 Jugendliche aus den Waggons und nahm sie fest. Laut der Kantonspolizei handelt es sich um Minderjährige im Alter von 15 bis 17 Jahren. Sie stammen aus der Schweiz, Italien, Somalia und Tschechien.
Der betriebene Aufwand war beträchtlich: In den nächtlichen Sondereinsatz waren neben der Kantonspolizei und den SBB auch die Stadtpolizeien von Zürich und Uster sowie die Kommunalpolizei Küsnacht involviert. Vorsorglich waren auch Rettungsfahrzeuge aufgeboten worden.
Der bedrängte Buschauffeur blieb laut den Verkehrsbetrieben Zürcher Oberland (VZO) unverletzt, auch am Fahrzeug entstanden keine Schäden. Es habe sich um einen aussergewöhnlichen Zwischenfall gehandelt, wie er in den Bussen der VZO glücklicherweise nicht an der Tagesordnung sei.