Verblüffend weitsichtige Berner Diplomatie +++ Rechter Stürmer unter Linken +++ Sennechutteli-TV für die SVP +++ Durchsagen aus der Bundesgasse
Plötzlich diese Weitsicht
fab.
Leider kommt diese Lobhudelei zu spät. Letzte Woche hat in Bern das alljährliche Stelldichein der helvetischen Diplomatie stattgefunden: die Botschafterkonferenz, die im Bundesberner Slang «Boko» heisst, was im afrikanischen Kontext zwar ungute Assoziationen weckt, die darüber hinaus aber der ideale Zeitpunkt gewesen wäre für folgendes Bekenntnis: Wir verneigen uns in Ehrfurcht vor der weitsichtigen Aussenpolitik der Schweiz!
Das mag nach all den Verirrungen und Verwirrungen der Vergangenheit von Nazi-Gold bis Steuerstreit sonderbar klingen. Aber dieses Mal haben sie es geschafft. Geschickt haben der Bundesrat und seine Diplomaten in den letzten Monaten vorgesorgt, sie haben mit Italien im März ein Gasabkommen abgeschlossen und im Juni gerade noch neue Steuerregeln für Grenzgänger. Die Voraussicht ist verblüffend. Aussenminister Ignazio Cassis und seine Entourage haben antizipiert, dass die Schweizer Fussballer diesen Samstag Italien aus der EM werfen werden. Logisch, dass die Italiener danach nicht einmal mehr das kleinste Verträglein mit Bern unterzeichnen werden. Vor Wut werden sie kochen. Wahrscheinlich Lasagne al Storno.
«Guggi» im Abseits
bin.
Das späte Ausgleichstor von Niclas Füllkrug hat der ganzen Fussball-Schweiz den Sonntagabend vermasselt. Der ganzen? Lars Guggisberg ging es super. Der Berner SVP-Nationalrat hat auf Facebook eine Vielzahl von Selfies gepostet, auf denen er sich in vornehmer Gesellschaft zeigt. Rudi Völler, Philipp Lahm und eine Frau, die aussieht wie Annalena Baerbock. Baerbock?
Dank dem vielen Selfie-Material lässt sich mit Osint-Recherchen rekonstruieren, dass der Kapitän des FC Nationalrat in Frankfurt tatsächlich auf der VIP-Tribüne gesessen haben muss. Ganz in der Nähe von SP-Bundesrat Beat Jans und dessen Frau Tracy. Der allerhöchste aller Schweizer, Nationalratspräsident und SP-Mann Eric Nussbaumer, war auch da. Dann der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und andere ranghohe Rote der «Ampel». Karl Lauterbach genoss das Bad in der Menge, Nancy Faeser den gut abgeschirmten Safe Space.
«Guggi», wie Guggisberg in der Heimat liebevoll genannt wird, schien es gar nichts auszumachen, als Rechter unter all den Linken im passiven Abseits zu sitzen. Wie heisst es so schön: Fussball verbindet.
Salzgeber im Sennechutteli
bin.
Im Schwingsport sind die Männer weniger tätowiert als im Fussball. Und man muss auch nicht nachkontrollieren, wer jetzt die Landeshymne immer noch nicht singt. Schon bald dürften bei der SRG Joel Wicki oder Samuel Giger einen ähnlichen Stellenwert geniessen wie Granit Xhaka oder Xherdan Shaqiri. In diesem Jahr werden «neu alle Schwingfeste live im TV übertragen», schreibt der Sender stolz. Sehen wir Rainer Maria Salzgeber demnächst im Sennechutteli?
Jetzt könnte man der SRG unterstellen, dass sie sich am Markt orientiert und der Nachfrage entsprechend über den Nationalsport Helvetiens berichtet. Viel hartnäckiger hält sich in Bundesbern indes die These, dass die mediale Neuentdeckung der bürgerlichen Schweiz auch etwas mit der Halbierungsinitiative der SVP zu tun haben könnte. Wie dem auch sei: Man muss von Glück reden, dass der politische Druck nicht von der SP kommt. Eine Konferenzschaltung der schweizweiten 1.-Mai-Kundgebungen und Salzgeber ganz in Schwarz gekleidet – das ginge dann doch zu weit.