Immer mehr Männer tragen Ugg-Boots. Woher kommt diese Entwicklung, und hört das wieder auf?
Schon vor Jahren ging eine Schuhfirma den Weg, den nun viele nehmen, um schlechte Charaktereigenschaften zu behalten: Sie stehen einfach dazu. Ugg-Boots, von ugly, hässlich, nannte die australische Firma ihre unförmigen Lammfellstiefel, eigentlich entwickelt, um die Füsse von Surferinnen nach dem Wellenritt warmzuhalten. Hierzulande trug man die Boots von Anfang an bei tieferen Temperaturen. Und manche mussten schmerzhaft lernen, dass die Sohle des klassischen Modells nicht für glatte Strassen ausgelegt war.
Ugg-Boots? Frauensache!
Die Zielgruppe der namensgebenden Hässlichkeit schien klar: Frauen, meist eher jünger, die je nach Fussstellung mehr oder weniger durch die Strassen schlurften. Als die Stiefel aufkamen, wurde ihre Daseinsberechtigung zu Beginn noch diskutiert aus Gründen der Hässlichkeit und der Fussgesundheit, aber irgendwann akzeptierte man sie dann einfach. Immer mehr Modelle kamen auf: mit Schleifen. Mit Pailletten. Mit Glitzersteinen. Und auch mit rutschfester Sohle.
Die schnell angezogenen und ungemein bequemen Schuhe hatten sich etabliert. Und das schon lange bevor die Lockdowns dafür sorgten, dass Indoor-Kleidung wie Trainingsanzüge und Hausschuhe auf einmal auch im Freien getragen werden durften.
Aller Unisex-Tendenzen zum Trotze blieben die Stiefel aber eher Frauensache. Auch wenn eigentlich viele Männer schon seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten die Schuhe der australischen Firma trugen. Aber eben nicht jene etwas unförmigen Fellstiefel, die auf den erste Blick nach Uggs aussehen. Nein, für Herren hatte der Brand schon lange funktionale Schnürstiefelmodelle mit tatkräftigen Namen wie «Andirondack» und robuster Sohle im Angebot, natürlich ebenfalls mit warm-weichem Lammfell gefüttert.
Herren schlurfen jetzt auch
Nun aber zeichnet sich eine neue Entwicklung ab: Die Herren schlurfen jetzt auch! Das gelang zum einen, weil sich einst als hässlich oder als Hausschuhe geltende Fussbekleidung wie etwa jene des Labels Birkenstock in den letzten Jahrzehnten als modisch etabliert hat, Ironie sei Dank (oder nicht). Und dank Kollaborationen von Ugg mit Labels wie Y/Project, Stampd, Opening Ceremony und The Elder Statesman sowie neuen Fans des Brands und Stilvorbildern wie dem Rapper Post Malone oder dem Basketballer Kyle Kuzma. Auch wenn die beiden eher eine Nische bedienen, sitzt da ein Publikum, das Nachahmer findet.
Es sind denn auch eher modisch interessierte Männer, die die Fellstiefel tragen. Bei den Ugg-Modellen sind es «Weather Hybrid» und «Tasman», die momentan am beliebtesten sind. Noch mag der Anblick einige irritieren, aber auch sie werden sich daran gewöhnen, so wie man sich auch an die Frauen in den unförmigen Stiefeln gewöhnt hat. So schnell wieder verschwinden wird diese Tendenz jedenfalls nicht. Denn momentan gilt, allen klassischeren Trends zum Trotz, ein eisernes Modegesetz: Bequemlichkeit setzt sich durch.