Ich war in den Ferien Ski fahren, habe aber bemerkt, dass es sich einige meiner Freunde nicht mehr leisten können. Kann ich trotzdem von den Ferien erzählen? – John F., Zürich
Lieber John, ich denke, dass es nie schaden kann, ein bisschen feinfühlig mit seinen Konsumentscheidungen umzugehen. Denn natürlich ist Verreisen besser, als zu Hause zu bleiben, so wie es auch besser ist, dünn zu sein als dick oder gesund als krank. Es sagt nichts über das persönliche Glücksempfinden aus oder darüber, wie gut ein Leben gelebt ist, es sind nur oberflächliche Indikatoren. Aber wir leben in der Gesellschaft, in der wir leben, und manchmal hat man nicht die Kraft, sich den Normen zu widersetzen. Dann will man in die Sahnetorte beissen, die Skipiste runter, im Bikini am Infinitypool planschen und muss damit klarkommen, dass einem das Schicksal (oder, Gott bewahre, ein Klafter strategisch schlechter Lebensentscheidungen) nun Grenzen setzt.
Und leider weiss man nie, ob das Gegenüber gerade eine Dankbarkeitsmeditation absolviert hat oder unter Vergleicheritis zukurzgekommenensis leidet. Bevor Sie also vom glitzernden Champagne-Powder schwärmen, legen Sie eine Pause ein: Gibt es vielleicht etwas anderes, was Sie erlebt haben? Vielleicht auch einfach . . . zuhören, wie es denn gerade so bei den Freunden läuft? Die meisten Ferienerzählungen sind sowieso strunzlangweilig, ausser etwas irre Menschliches ist passiert – und das wiederum könnte auch genauso gut zu Hause stattfinden.
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