US-Präsident Donald Trump kündigt Zölle an und kritisiert Japan und China für ihre schwachen Währungen. Besonders Japans Aktien leiden unter den folgenden Kapriolen am Devisenmarkt.
US-Präsident Donald Trump hat mit Warnungen vor Währungsabwertungen gegen Japan und China und Zolldrohungen auch in Asien die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Denn Trump kündigte unter anderem an, dass die Einfuhrzölle gegenüber China, Kanada und Mexiko nun beginnen sollen.
Der Yen schoss gegenüber dem Dollar innerhalb eines Tages um mehr als zwei Yen auf 148,50 Yen in die Höhe. Der Leitindex der japanischen Börse, der Nikkei-225, brach daraufhin um 2,5 Prozent ein und ging nach der Mittagspause mit einem Minus von 1,9 Prozent auf 37 078 Punkte in den Nachmittagshandel.
Der Grund ist bekannt: Anleger befürchten, dass ein stärkerer Yen bei der Umrechnung die Auslandsgewinne japanischer Unternehmen schmälern könnte. Auch der Hangseng-Index in Hongkong und der Straits-Times-Index in Singapur eröffneten im Minus, während die Börsen in Südkorea und Shanghai seitwärts tendierten.
Trump will gegen asiatische Währungen vorgehen
Auslöser für die besonders heftigen Bewegungen in Japan war, dass Trump am Montag erstmals seit seinem Amtsantritt neben China auch Japans Abwertung des Yen offen kritisiert hatte. Er habe dem chinesischen Staatschef Xi Jinping und dem japanischen Führer gesagt, sie sollten ihre Währungen nicht abwerten. Denn das sei «unfair» gegenüber den USA. Die Lösung sei einfach: Zölle.
Überdurchschnittlich betroffen waren grossee Exportkonzerne wie die Autohersteller, die sowohl unter einem stärkeren Yen als auch unter höheren Zöllen leiden könnten. Besonders hart traf es jedoch einige Werte aus der Technologie- und Halbleiterbranche, die mit künstlicher Intelligenz (KI) zu tun haben.
Advantest, ein Hersteller von Testgeräten für Chips, verlor im Vormittagshandel mehr als sechs Prozent an Wert, der KI-Technologie-Investor Softbank mehr als fünf Prozent.
Damit hat Trump seine Schonhaltung gegenüber Japan aufgegeben – und Befürchtungen geschürt, dass er künftig auch gegenüber China handelspolitisch härter vorgehen wird. Denn Japan nimmt in Trumps Universum eine Sonderstellung ein.
Sein erster Gast aus einem grossen Industrieland war Japans Premierminister Shigeru Ishiba. Trump empfing ihn nicht nur mit warmen Worten, sondern auch mit dem Versprechen, die Sicherheitsallianz zu stärken – ein Versprechen, von dem Europa derzeit nur träumen kann.
Handelspolitisch ist Japan mit seinem hohen Überschuss im bilateralen Handel mit den USA aber auch Ziel von Trumps Importzöllen. Besonders der extrem schwache Yen, der Japans Exporte verbilligt, ist Trump ein Dorn im Auge. Seit dem Ende seiner ersten Amtszeit hat Japans Währung zeitweise mehr als 50 Prozent an Wert verloren.
Warum Trumps verbale Intervention verpuffen könnte
Immer wieder hat er sich für einen schwächeren Dollar ausgesprochen, um die eigene Exportindustrie zu fördern. Für die japanische Regierung ist die Aufwertung des Yen nicht einmal unangenehm. Die historische Abwertung des Yen seit der Coronapandemie ist auch im Inland ein Problem, da höhere Importpreise den Preisauftrieb verstärkt und die internationale Kaufkraft von Bürgern und Unternehmen geschwächt haben.
Fraglich ist, ob verbale Interventionen die Wechselkurse nachhaltig beeinflussen können. Denn die Yen-Schwäche ist zum einen auf die hohe Zinsdifferenz zwischen dem Niedrigzinsland Japan und den USA zurückzuführen, zum anderen auf die extrem starke Position der USA bei digitalen Dienstleistungen und künstlicher Intelligenz.
Auch Japaner kaufen zunehmend digitale Dienstleistungen in den USA – und zwar in Dollar. Zollerhöhungen könnten auch gegenteilige Auswirkungen haben, warnt Maki Ogawa, Chefanalystin des Finanzkonzerns Sony. Wenn die Trump-Regierung die Zölle wegen des schwachen Yen erhöhe, werde dies zu einer Inflation der US-Importe führen, argumentiert sie. «Es besteht die Möglichkeit, dass der Dollar dann wegen der Erwartung höherer US-Zinsen stärker wird.»
Viele Anleger und Analysten bleiben allerdings an der Zollfront mittelfristig optimistisch. «Ich gehe davon aus, dass die Zölle in Kraft treten, aber sie werden nicht in Kraft bleiben», sagt Tim Holland, Chief Investment Officer bei Orion. «Es werden Vereinbarungen über die Grenzsicherheit und einige der anderen von der Trump-Administration aufgeworfenen Fragen getroffen werden.» Bis dahin würden die Anleger mit der Volatilität und Unsicherheit leben müssen, die mit dem politischen Risiko und insbesondere mit dem Handel verbunden seien.