Der Jelmoli geht zu, als Ersatz kommt ein Co-Working-Space. Für Stefan Feldmann ist der Circle eine Erfolgsgeschichte.
Der Circle, das Geschäftszentrum beim Flughafen, wurde einst vollmundig angekündigt. Als Begegnungszone mit vielen kleinen und grossen Geschäften. Als Arbeitsstätte und Erholungsraum. Kurzum: als neuer Stadtteil für den Grossraum von Zürich.
Die Flughafen Zürich AG investierte 1 Milliarde Franken und beauftragte den japanischen Stararchitekten Riken Yamamoto mit dem Neubau.
Doch nach der Eröffnung 2020 konnte sich der Circle kaum als Einkaufszentrum etablieren, auch Kritik wurde laut. Ein Stadtsoziologe monierte, es handle sich beim Circle um das genaue Gegenteil eines lebendigen Stadtquartiers. Und als die NZZ im vergangenen Jahr zu Besuch war, herrschte in den Läden kaum Betrieb.
Nun hat der Circle vier neue Mieter: die Confiserie Bachmann aus Luzern, den Co-Working-Dienstleister Novu Campus, das Softwareunternehmen SAP und den ZRH Innovation Hub. Das entspricht seiner veränderten Ausrichtung, die der Circle am Freitag in einer Mitteilung vorgestellt hat.
Neu wolle man sich vermehrt auf Arbeitsplätze und auf das kulinarische Angebot fokussieren, heisst es in der Mitteilung. Von den Verkaufsflächen ist darin keine Rede mehr. Was es damit auf sich hat, erklärt Stefan Feldmann. Er ist der Chef des Circle bei der Zürcher Flughafen AG.
Herr Feldmann, ist das ursprüngliche Konzept des Circle als Ensemble von Einkaufsmöglichkeiten und Büroflächen gescheitert?
Gar nicht. Der Betrieb läuft nun seit gut drei Jahren, 90 Prozent aller Flächen sind vermietet, bei den Büroflächen haben wir eine sehr gute Auslastung. Die Nachfrage ist gross. Es gibt hier zwei Hotels, ein Kongresszentrum und ein Spital. Insgesamt arbeiten hier über 5000 Personen. Das ist eine Erfolgsgeschichte.
Aber die Läden werden weniger, die Büroflächen mehr. Wird der Circle zur reinen Arbeitsstätte, wenn Jelmoli Ende Jahr auszieht?
Dass Jelmoli seinen Betrieb einstellt, bedauern wir sehr. Aber wir werden weiterhin ein vielfältiges Angebot haben – auch bei Produkten des täglichen Bedarfs. Wir haben zum Beispiel eine Filiale von Avec, eine von Sapori d’Italia, einen Coiffeur und einen Wellness-Anbieter mit Fachhandel für Naturkosmetik. Und 2025 zieht mit Bachmann eine Confiserie ein. Das ist eine weitere Bereicherung.
Trotzdem verschieben Sie Ihren Fokus vom Verkauf weg. Zugunsten von Kulinarik und Büroflächen.
Wir behalten im Circle die Präsenz von Omega und Amag-Showroom. Das sind wichtige Pfeiler in unserem Markenkonzept. Der Verkauf funktioniert im klassischen Airport-Shopping aber besser. Darum investiert die Flughafen Zürich AG dort auch in einen grossen Ausbau.
Werden Sie die Läden im Circle nicht vermissen?
Seit dem Anfang haben wir auf einen guten Mix hingearbeitet. Wenn wir neue Mieter bekommen, so wie jetzt, verändert das natürlich den Mix. Aber das ist für uns nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass die Qualität hoch bleibt: Der Circle soll ein gutes Geschäftszentrum sein.
Ist er das?
Ich bin davon überzeugt, dass er das ist.
Es war zu lesen, dass im Circle Geisterstimmung herrsche. Wie ist Ihr Eindruck?
Die Besucherfrequenzen sind abhängig vom Wochentag und von der Uhrzeit. Wenn Sie am Sonntagabend herkommen, ist es wahrscheinlich ruhig. Das ist aber in allen Geschäftszentren so. Aber kommen Sie einmal an einem Dienstag zum Lunch. Oder am Freitagabend zum Feierabendbier. Da läuft etwas, das versichere ich Ihnen.
Wie sehen das die Angestellten, die ihren Arbeitsplatz im Circle haben?
Es besteht eine lebhafte Community von Leuten, die hier arbeiten. Sie treffen sich über Mittag im Park zum Sport oder nach Feierabend in einem der Restaurants. So entstehen Netzwerke und Ideen. Für mich ist es ein Erfolg, wenn jene Leute den Circle schätzen, die hier so viel ihrer Zeit verbringen. Sie fühlen sich wohl.
Sie sprechen vom Circle, als handelte es sich um eine eigene kleine Stadt.
Das ist vom Architekten, Riken Yamamoto, auch so vorgesehen. Er wollte, dass der Circle Räume bietet, in denen Menschen sich miteinander verbinden können. Ich finde, dass ihm das gelungen ist. Der Circle ist sehr offen. Man findet sich gut in ihm zurecht.
Yamamoto hat vor kurzem den Pritzkerpreis gewonnen.
Die höchste Auszeichnung für Architekten! Das hat uns natürlich gefreut. Wir hoffen, dass Herr Yamamoto bald wieder einmal zu Besuch kommt.
Zurück zur Strategie des Circle. Was bedeutet die Weiterentwicklung für die Kundinnen und Kunden?
Es gibt viele Gründe, in den Circle zu kommen: zum Arbeiten, zum Übernachten, um sich die Haare schneiden zu lassen, um etwas zu essen, für Erlebnisse oder Events oder um bei Bachmann ein Brot zu kaufen. Wenn Sie etwas davon tun oder haben möchten, sind Sie beim Circle noch immer an der richtigen Adresse.
Wie geht es dem Circle wirtschaftlich?
Der Circle ist auch wirtschaftlich erfolgreich. Mit der Gesamtrendite sind wir sehr zufrieden. Genaue Zahlen können wir allerdings nicht nennen.