Sechs Gliedstaaten sind von dem Tropensturm betroffen, der vergangene Woche in Florida aufs Land traf. Mehrere Gebiete sind überflutet, Hunderte Personen werden vermisst. Präsident Biden will am Mittwoch ins Katastrophengebiet in North Carolina reisen.
In den USA herrscht Hurrikansaison. Doch das, was «Helene» seit vergangener Woche in mehreren Gliedstaaten des Landes anrichtet, übersteigt das Gewohnte.
«Helene» war am Donnerstag als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie im Gliedstaat Florida auf Land getroffen. Der Sturm hatte Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 Kilometern pro Stunde. Zu einem Tropensturm abgeschwächt zog «Helene» weiter Richtung Norden und sorgte für heftige Regenfälle, Überschwemmungen, Erdrutsche, zerstörte Strassen und Häuser. Sechs Gliedstaaten sind vom Sturm betroffen.
Bisher wurden mehr als 130 Tote gemeldet. Hunderte Personen werden vermisst oder konnten noch nicht von den Rettungskräften geborgen werden. Mehr als 1,5 Millionen Menschen sind ohne Strom. Zudem ist in mehreren Gebieten das Telefonnetz zusammengebrochen, Helferteams können nicht miteinander kommunizieren, es können keine Notrufe getätigt werden.
Kommunikation unterbrochen
Der Gliedstaat North Carolina wurde von dem Sturm am heftigsten getroffen. Dieser traf dort auf die kühle Luft des Appalachen-Gebirges, was die Regenfälle verstärkte. Der Gouverneur von North Carolina sprach in amerikanischen Medien von einem für die Region «historischen» Unwetter. Flüsse traten über die Ufer und fluteten ganze Stadtteile. Laut Berichten waren Menschen auf die Dächer ihrer Häuser geflüchtet, ehe diese kollabierten und von den Fluten mitgerissen wurden.
In North Carolina ist mit mehr als 50 bestätigten Opfern die Zahl der Toten am höchsten. Und es werden wohl noch mehr.
Mehrere Ortschaften können wegen zerstörter und gefluteter Strassen nur auf dem Luftweg erreicht werden. Es gibt mancherorts seit Tagen kein fliessendes Wasser, Hilfsgüter erreichen die Menschen nur langsam. Die Behörden im Buncombe County in den Appalachen haben bisher keine Informationen zu den Opfern herausgegeben, weil sie die Angehörigen noch nicht benachrichtigen konnten.
Präsident Joe Biden will am Mittwoch in das Katastrophengebiet in North Carolina reisen und sich aus der Luft einen Überblick über die geflutete Stadt Ashville verschaffen. Laut Biden werden in dem Gliedstaat noch immer 600 Personen vermisst, und es gäbe keine Möglichkeit, sie zu kontaktieren.
Trump besuchte Georgia
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Unwetterkatastrophe derweil für seinen Wahlkampf genutzt. Er besuchte zusammen mit dem Präsidenten einer evangelikalen Vereinigung den Ort Valdosta im Gliedstaat Georgia. Die beiden brachten Hilfsgüter wie Benzin und Wasser. Trump sagte zudem, der Gouverneur von Georgia habe vergeblich versucht, Präsident Biden zu erreichen. Zudem würde der demokratische Gliedstaat absichtlich jene Gebiete vernachlässigen, in denen mehrheitlich republikanische Wähler wohnten. Sowohl der Gouverneur als auch Joe Biden haben die Behauptungen dementiert.
Die Vizepräsidentin und demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris teilte mit, sie werde ebenfalls ins Katastrophengebiet reisen. Sie werde dies jedoch erst tun, wenn ihre Anwesenheit die Einsatzkräfte vor Ort nicht mehr störe.
Neben North Carolina, Florida und Georgia verursachte «Helene» auch Verwüstungen in South Carolina, Tennessee und Virginia. Dort sind ebenfalls mehrere Personen ums Leben gekommen. Die wirtschaftlichen und materiellen Schäden belaufen sich laut Schätzungen landesweit auf 95 bis 110 Milliarden Dollar. Präsident Biden hat für die betroffenen Gliedstaaten den Notstand ausgerufen. Dadurch werden nationale Mittel für den Wiederaufbau und die Hilfsmassnahmen frei.
Die Zeit zwischen Juni und November gilt im Südosten der USA als Hurrikansaison. Die Stürme entstehen über dem in dieser Zeit wärmeren Wasser im Atlantik. Mit der Erderwärmung steigt zudem die Wassertemperatur und damit auch die Wahrscheinlichkeit für starke Stürme. Die Meteorologen des nationalen Wetterdienstes sagten bereits im Mai eine überdurchschnittliche Hurrikan-Aktivität voraus. Dies liege unter anderem an den derzeit rekordverdächtig warmen Meerestemperaturen im Atlantik.