Im Südosten der Halbinsel wüten verheerende Brände. Die Flammen zerstörten bereits über 200 Gebäude, darunter auch einen historischen Tempel. Der südkoreanische Ministerpräsident spricht von einer Katastrophe.
In Südkorea weitet sich einer der schlimmsten Waldbrände in der Geschichte des Landes aus. 5000 Einsatzkräfte und über 140 Helikopter kämpfen laut der amtlichen Nachrichtenagentur Yonhap im Südosten der koreanischen Halbinsel gegen die Flammen. Mindestens vier Landkreise gelten inzwischen als Katastrophengebiete. Über 40 000 Hektaren Land sind bereits verbrannt, und die Feuer breiten sich weiter aus.
Allein seit Dienstagnachmittag seien wegen der unkontrollierten Brände 16 Personen ums Leben gekommen, berichtete Yonhap. Ein Pilot starb, als sein Helikopter bei Löscharbeiten abstürzte. Laut dem koreanischen Forstdienst befand er sich allein an Bord. Die Gründe für den Absturz sind bis jetzt unklar. In der Folge haben die Behörden alle Löschflüge in den betroffenen Gebieten gestoppt.
Zuvor starben bereits am Wochenende vier Feuerwehrleute im Kampf gegen die Flammen. Die Behörden rechnen damit, dass in den nächsten Tagen weitere Todesopfer hinzukommen.
Feuer zerstört historischen Tempel
In den betroffenen Regionen sind laut der koreanischen Regierung über 27 000 Personen evakuiert worden, unter ihnen rund 500 Gefängnisinsassen. Die Flammen haben mehr als 200 Gebäude zerstört und mehrere historische Stätten zerstört.
Der über tausend Jahre alte Gounsa-Tempel in Uiseong ist am Dienstag den Flammen zum Opfer gefallen. Er war ein bedeutendes buddhistisches Wahrzeichen und wurde im Jahr 681 erbaut. Nun brannte er bis auf die Grundmauern nieder, einzig die Zeremonienglocke blieb vom Feuer verschont, wie Fotos zeigen. Der koreanische Denkmalschutz meldete am Mittwoch, dass Helfer einige Kulturschätze aus dem Tempel in Sicherheit bringen konnten, bevor das Feuer das Gelände erreichte. Darunter eine Steinbuddha-Statue, die vom Staat als Heiligtum eingestuft wurde.
Auch das historische Hahoe-Dorf, welches von der Unesco 2010 zum Weltkulturerbe erklärt wurde, ist von den Flammen bedroht. Die Bewohner berichten in sozialen Netzwerken von einem «Teufel aus Feuer» und kritisieren mangelnde Löscharbeiten.
Der Ministerpräsident Han Duck-soo, der zurzeit die Amtsgeschäfte des suspendierten Präsidenten Yoon Suk Yeol übernimmt, sprach im Fernsehen von einer Katastrophe. Die Brände seien die schlimmsten, die das Land in den vergangenen Jahren erlebt habe. Er sprach von «beispiellosen Schäden». Noch nie zuvor hätten Waldbrände das Land so stark bedroht. Laut lokalen Medien gehören die Brände zu den drei grössten in der Geschichte Südkoreas.
Dürre begünstigt die Feuer
Die Brände sind am vergangenen Freitag im Landkreis Sancheong ausgebrochen. Das liegt 250 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Seoul. Laut Angaben der Behörden haben trockene Winde und eine anhaltende Dürre die Waldbrände begünstigt.
Waldbrände treten in Südkorea während langer Trockenperioden häufig auf. In den vergangenen Jahren haben sowohl die Durchschnittstemperaturen als auch Extremwetter im Land zugenommen, was die Gefahr für Brände und deren Ausmasse deutlich erhöht hat.
Der Forstdienst erhöhte am Dienstag die Waldbrandwarnung landesweit auf die höchste Stufe. Die Lage bleibt weiter angespannt. Zwar sind für Donnerstag leichte Regenschauer für den Südosten des Landes vorhergesagt, doch dürften diese kaum ausreichen, um bei den Löscharbeiten eine bedeutsame Auswirkung zu haben.