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Startseite » Tausende von Sklaven starben am Kreuz: Der Aufstand von Spartacus brachte Rom an den Rand des Abgrunds und endete in einem Massaker
Feuilleton

Tausende von Sklaven starben am Kreuz: Der Aufstand von Spartacus brachte Rom an den Rand des Abgrunds und endete in einem Massaker

MitarbeiterVon MitarbeiterJuli 13, 2025
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73 v. Chr. brachen Sklaven einer Gladiatorenschule bei Capua aus. Sie hatten nichts zu verlieren und wagten alles. Fast drei Jahre lang hielten sie die römischen Truppen in Atem.

Es begann harmlos. Im Sommer 73 v. Chr. planten Sklaven einer Gladiatorenschule bei Capua in Unteritalien die Flucht. Das kam immer wieder vor. Verständlicherweise. Gladiatoren lebten gefährlich, das Dasein in den Schulen war kaum zu ertragen. Die Männer wurden gehalten wie Tiere. Von Gladiatorenmeistern, die für ihre Bedürfnisse Sklaven zusammenkauften: Kriegsgefangene, Verbrecher, mittellose Landarbeiter.

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Die Sklaven wurden in den einschlägigen Kampftechniken ausgebildet und mussten in Arenen auftreten. Als Kämpfer mit Speeren, Schwertern, Knüppeln, Dolchen. Mit Rüstung und ohne. In mehr oder weniger originellen Verkleidungen. Als den Meergott Neptun zum Beispiel. Nackt, nur mit einem Dreizack und einem Fischernetz bewaffnet. Manchmal auch mit den blossen Fäusten. Die Kämpfe verliefen nach klaren Regeln. Aber sie waren blutig. Verletzte waren an der Tagesordnung, manchmal gab es auch Tote.

Die Unternehmer, in deren Dienst die Kämpfer standen, verdienten gutes Geld. Gladiatorenspiele waren beliebt. Allein in Rom gab es jedes Jahr über ein Dutzend davon, eine Arena gehörte zur Grundausstattung jeder römischen Stadt, die etwas auf sich hielt. Als Gladiator konnte man sich einen Namen machen. Doch der Preis war hoch, der Lohn mager. Selbst erfahrene Kämpfer blieben lange Sklaven, Eigentum eines Gladiatorenmeisters, der sie zur Schau stellte, wie es ihm beliebte.

Um sich der unwürdigen Existenz zu entziehen, wählten viele Gladiatoren den Freitod. Seneca erzählt von einem Germanen in einer Gladiatorenschule, der sich aus Verzweiflung den mit einem Schwamm versehenen Stab in die Kehle stiess, der auf der Latrine hing und zum Reinigen des Afters diente. Ein anderer soll sich beim Transport in die Arena bewusst so weit zum Wagen hinausgelehnt haben, dass sein Kopf in die Speichen des Rads geriet und ihm das Genick brach. Mehrmals ist vom Massenselbstmord von Gladiatoren die Rede.

Messer und Bratspiesse

Manche versuchten zu fliehen. Doch das war nicht einfach. Gladiatorenschulen wurden so streng bewacht wie Kasernen. Die Kämpfer waren das Kapital der Schulmeister. Ausgebildete Männer fand man nicht auf der Strasse, und die Investition in die Ausbildung sollte sich lohnen. Wer floh, musste mit dem Schlimmsten rechnen. Harte Strafen, Folter. Aber am Ende war es vielleicht noch immer besser, den Versuch gemacht zu haben, sich zu befreien, als sich dem Schicksal widerstandslos zu ergeben.

Die Sklaven aus der Gladiatorenschule in Capua wagten es. Und hatten Erfolg. Zweihundert sollen es gewesen sein, die den Ausbruch planten. In letzter Minute drohte das Unternehmen zu scheitern. Die Verschwörung wurde verraten. Rund achtzig Männer schafften es trotzdem, zu entkommen. Sie überwältigten die Wachen, nahmen ihnen die Waffen ab und flüchteten. Vorher hätten sie sich in der Küche mit Messern und Bratspiessen ausgerüstet, schreibt Plutarch. An die Waffen, mit denen sie übten und auftraten, kamen sie nicht heran. Die wurden unter Verschluss gehalten. Wohlweislich.

Kurz nach dem Ausbruch lauerten die Flüchtenden auf der Strasse einem Wagen auf, der Fechtwaffen transportierte, und überfielen ihn. Dann wählten sie Anführer. Crixus hiess einer, Oenomaos der zweite. Beides Gallier. Zum Oberbefehlshaber wurde Spartacus ernannt. Ein Hüne von einem Mann, aus Thrakien, dem heutigen Bulgarien. In der Arena war er als «Murmillo» aufgetreten. Das waren Elitegladiatoren. Die härtesten Burschen. Sie kämpften mit einem grossen, rechteckigen Schild und dem schweren Schwert der Legionäre. Ihre Waffen und ihre Rüstung wogen fast zwanzig Kilogramm.

Spartacus war nicht nur stark. Er soll sich auch durch scharfen Verstand und einen guten Charakter ausgezeichnet haben. Früher habe er in der römischen Armee gedient, schreibt der antike Historiker Appian. Dann sei er desertiert, sei gefangen und versklavt worden und habe als Fechtlehrer gearbeitet. Ob das stimmt, lässt sich nicht sagen. Dass der Aufstand über lange Zeit erfolgreich war, scheint es zu bestätigen: Spartacus wusste offensichtlich, wie eine Legion funktioniert. Und was von den Befehlshabern zu erwarten war.

Schlacht am Vesuv

Als der Besitzer der Gladiatorenschule vom Ausbruch erfuhr, versammelte er eine Truppe von Freiwilligen und schickte sie den Sklaven nach. Erfolglos. Die Männer wurden überwältigt. Unterdessen hatte sich die Nachricht von der Flucht der Gladiatoren wie ein Lauffeuer verbreitet. Von überall her kamen Sklaven, Hirten und entlaufene Kriegsgefangene und schlossen sich dem Trupp um Spartacus an. Die meisten waren Gallier, Thraker, Germanen. Aber auch Römer machten mit. Verarmte Bauern, Taglöhner.

Gemeinsam zogen sie durch Kampanien und Lukanien und verschafften sich durch Plünderungen, was sie zum Leben brauchten. Schon bald, sagt Appian, seien es zehntausend gewesen. Die Zahl ist kaum übertrieben. Die lokalen Ordnungskräfte konnten den Aufstand jedenfalls nicht niederschlagen. Die Sklaven überwältigten die viel zu kleinen, schlecht organisierten Truppen problemlos.

Auch in Rom hatte man von der Erhebung gehört. Und reagierte. Aber halbherzig. Ganz ernst nahm man die Angelegenheit nicht. Sklavenaufstände hatte es immer wieder gegeben. Doch nach ein paar Wochen waren sie jeweils in sich zusammengefallen. Kein Grund zur Aufregung also. Der Senat sandte einen Prätor aus. Keinen Konsul, sondern nur den zweithöchsten Beamten. Und eine reguläre Truppe gab man ihm nicht mit. Er musste sie selbst rekrutieren. Der Beauftragte Gaius Claudius Glaber brachte dreitausend Mann zusammen. Mehr schlecht als recht ausgebildet und mässig motiviert, denn gute Beute war in diesem Kampf nicht zu machen.

Die Sklaven hatten mittlerweile ein Lager eingerichtet. Auf einem Seitenplateau des Vesuvs, der damals bis zuoberst mit Bäumen und Sträuchern bewachsen war. Und mit wilden Reben. Dass der Vesuv ein Vulkan ist, war niemandem bewusst. Der letzte Ausbruch lag so lange zurück, dass sich niemand erinnerte. Den Stützpunkt hatte Spartacus geschickt gewählt. Die kleine Ebene, auf der sich die Sklaven eingerichtet hatten, war auf drei Seiten von Felsen eingeschlossen und hatte nur wenige Zugänge, die gut zu kontrollieren waren. Sie liess Glaber besetzen und befahl den Soldaten zu warten. So lange, bis den Aufständischen Wasser und Nahrung ausgehen würden.

Das Pferd des Prätors

Damit scheint Spartacus gerechnet zu haben. Er hatte einen Notausgang gesichert. Und Vorbereitungen getroffen: Aus den Ranken der wilden Reben flochten die Aufständischen Leitern, an denen sie über die Felsen klettern konnten, ohne dass die Römer etwas merkten. Sie zogen um den Berg herum, griffen Glabers Männer von hinten an und schlugen sie in die Flucht. Die Soldaten flüchteten überstürzt.

Nun gab es kein Halten mehr. Vom Erfolg ermutigt, begannen die Truppen von Spartacus Landgüter und Dörfer anzugreifen. Und zu zerstören. Ganze Städte wie Nola, Nuceria, Thurii und Metapont sollen sie verwüstet haben. Fast von Tag zu Tag waren es mehr Unzufriedene, die sich anschlossen. Bald sollen es siebzigtausend gewesen sein, schreibt Appian. Genau nehmen darf man diese Zahl nicht. Aber der Aufstand hatte ein Ausmass erreicht, das die Römer in Bedrängnis brachte. Ein zweites römisches Heer wurde ausgesandt. Und aufgerieben. Laut Plutarch soll einer der Befehlshaber von den Sklaven überwältigt worden sein, als er sich in der Nähe von Pompeji ein Bad genehmigte.

Monatelang führte Spartacus mit seinen Männern die römischen Truppen vor. Immer wieder kam es zu kleineren Schlachten. Die Aufständischen entschieden alle für sich. Römische Offiziere versuchten sich zu profilieren, wagten kühne Vorstösse. Ohne Erfolg. Einer nach dem anderen blamierte sich. Die Sklaven machten prestigeträchtige Beute: das Pferd des Prätors, die Feldzeichen mehrerer Kohorten und Rutenbündel, wie die Begleiter der Beamten sie als Zeichen der Amtsgewalt mit sich führten.

Der Wucht der Sklaven hatten die römischen Soldaten nichts entgegenzusetzen. Der Kern der Spartacus-Truppen bestand aus Gladiatoren. Kampfmaschinen. Sie waren oft besser ausgebildet als die Legionäre. Im Lauf der Monate hatten sie sich ein beträchtliches Waffenarsenal zugelegt. Und sie kämpften mit dem Mut der Verzweiflung. Wenn sie gefangen wurden, erwartete sie ein qualvoller Tod. Das wussten alle.

Jeder Zehnte wird getötet

Anfang des Jahres 72 v. Chr. begannen sich die Sklaven nach Norden zu bewegen. Also möglicherweise auch nach Rom. Erst da gestand sich der Senat den Ernst der Lage ein und entsandte reguläre Truppen unter dem Befehl eines Konsuls. Ganz einfach war das nicht. Die Truppen waren gebunden. In Spanien, auf dem Balkan, in Kleinasien. Dort, wo sie gebraucht wurden. Die römische Armee war im Verhältnis zur Grösse des Reichs relativ klein. Anfang des 1. Jahrhunderts v. Chr. hielt man fünfundzwanzig bis dreissig Legionen. Mitsamt Hilfstruppen rund hundertfünfzigtausend Mann. Das reichte, um die Brandherde an den Grenzen zu sichern. Für viel mehr nicht.

Die Spartacus-Armee verstand es geschickt, das Kampfgebiet auszuweiten. In ganz Unteritalien und auf dem Apennin wurde gekämpft. Ein Teil der Aufständischen drang bis nach Oberitalien vor. In der Nähe von Mutina, dem heutigen Modena, schlugen sie eine Abteilung, die unter dem Befehl des Statthalters von Gallien stand. In Rom sprach man mittlerweile offen von einem Krieg. Der Krieg ging bald ins dritte Jahr, ohne dass Rom der Sache Herr wurde. Hundertzwanzigtausend Männer soll Spartacus am Ende um sich versammelt haben, wenn man Appian glauben will.

Der Senat entschloss sich, alle Kräfte zu mobilisieren. Marcus Licinius Crassus, ein Mann von unermesslichem Reichtum und beträchtlichem militärischem Geschick, übernahm den Oberbefehl. Mit sechs zum Teil neu rekrutierten Legionen zog er gegen Spartacus ins Feld, vereinigte die Mannschaft in Mittelitalien mit dem, was von den konsularischen Truppen übrig war, und ging aufs Ganze. Um den Soldaten den Ernst der Lage klarzumachen, soll er einen Teil der Truppen dezimiert haben. Nach gut altrömischem Brauch. Das heisst: Jeder zehnte Soldat wurde getötet. Wer sterben musste, bestimmte das Los. Eine Disziplinierungsmassnahme, die dafür sorgen sollte, dass die verbleibenden Soldaten umso entschlossener zur Sache gingen.

Auch Crassus wurde zunächst übertölpelt. Statt in Mittelitalien den Kampf zu suchen oder auf Rom zu marschieren, zog Spartacus die Truppen im Süden Italiens zusammen, an der Spitze des Stiefels. Sein Ziel war es, mit seinen Leuten nach Sizilien überzusetzen. Eine gewaltige Aufgabe. Und sie scheiterte. Die Piraten, die Spartacus beauftragt hatte, den Transport zu übernehmen, liessen ihn im Stich. Crassus war mittlerweile nachgerückt, die Legionen aus Thrakien und Spanien zogen sich in Kalabrien und Apulien zusammen. Die Römer bauten grosse Befestigungsanlagen zwischen dem Ionischen und dem Tyrrhenischen Meer und versperrten den Sklaven den Fluchtweg.

Sieg für Rom

Nach einer Reihe von Scharmützeln kam es am Fluss Silarus, an der Grenze von Kampanien und Lukanien, zur entscheidenden Schlacht. Die Truppen von Spartacus waren massiv geschrumpft. Rund dreissigtausend Mann dürfte er noch gehabt haben. Ihnen gegenüber stand ein römisches Heer von sechzig- bis siebzigtausend Soldaten – etwa so gross war wie jenes, mit dem Cäsar ein Jahrzehnt später Gallien unterwerfen sollte. Der Kampf soll lange gedauert haben, aber das Resultat war eindeutig. Rom unterwarf die Aufständischen. Spartacus wurde verwundet, soll trotzdem tapfer weitergekämpft haben, aber erlag schliesslich seinen Verletzungen. Seine Leiche wurde nie gefunden.

Nach Spartacus’ Tod waren die Aufständischen orientierungslos, entmutigt. Der Kampfgeist erlosch, der Widerstand fiel in sich zusammen. Das Ganze endete in einem Massaker. Mehr als zehntausend Sklaven sollen gefallen sein. Einige tausend flüchteten, aber kamen nicht weit. Sie liefen einer Legion entgegen, die von Oberitalien her im Anmarsch war. Sechstausend Aufständische wurden gefangen genommen und bestraft. Auf grausame Weise. Jeden einzelnen, schreibt Appian, habe Crassus an ein Kreuz schlagen lassen. An der Via Appia, zwischen Capua und Rom. Entlang der wichtigsten Verkehrsverbindung Italiens sollten die Toten davon zeugen, was die zu erwarten hatten, die es wagten, sich mit dem römischen Staat anzulegen.

Ein Sieg für Rom. Aber ein teuer erkaufter. Der Spartacus-Krieg sei eine Schande, urteilte der Historiker Florus rund zweihundert Jahre später. Sklaven, die die Waffen gegen den römischen Staat erheben! Das durfte es nicht geben. Menschen ohne jedes gesellschaftliche Ansehen brachten die Res publica so in die Bredouille, dass sie sich nur retten konnte, indem sie die letzten Reserven mobilisierte. Einem Deserteur war es gelungen, römische Legionen mit einer geschickten Guerillataktik auszutricksen. Das konnte man nicht schönreden, fand Florus. Ein Totalversagen der Institutionen.

Bei Appian, der ebenfalls in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. schrieb, erscheint das Ganze in milderem Licht. Vor allem Spartacus beurteilt er positiver: ein rücksichtsloser Feldherr, der alles tat, um Rom zu schaden, selbstverständlich. Als Totenopfer für einen gefallenen Gefährten soll er dreihundert römische Kriegsgefangene rituell geopfert haben. Zugleich zeichnet ihn Appian aber als Menschen, der von der Sehnsucht nach Freiheit getrieben war. Er habe seine Mitsklaven zur Flucht überredet: Sie sollten lieber für ihre Freiheit kämpfen, als sich für ein billiges Spektakel missbrauchen zu lassen.

Appian überliefert auch, Spartacus habe streng darauf geachtet, dass die Beute aus den Raubzügen gleichmässig unter den Aufständischen verteilt werde. Den Besitz von Gold und Silber habe er verboten. Für sich selbst beanspruchte er anscheinend keine Sonderstellung. Was militärische Fragen betraf, hatte er das Kommando. So weit war die Hierarchie klar. Im Übrigen waren alle einander gleichgestellt. Plutarch stilisiert Spartacus schon fast zum edlen Wilden. Stolz, klug und von mildem Charakter sei er gewesen, schreibt er: «besser als sein Stand und sein Schicksal – und griechischer als seine Geburt».

«Der famoseste Kerl der ganzen Antike»

Von da führt die Linie fast nahtlos zu Karl Marx. In einem Brief an Friedrich Engels rapportiert er im Februar 1861, er lese abends Appian. Um sich zu erholen. Spartacus begeistert ihn restlos: «. . . der famoseste Kerl, den die ganze antike Geschichte aufzuweisen hat. Grosser General (kein Garibaldi), nobler Charakter, real representative des antiken Proletariats.» Ein klares Urteil, und Marx war nicht der Einzige, der Spartacus derart verherrlichte. Schon vor der Französischen Revolution war er zum Inbegriff des Freiheitshelden geworden. Lessing plante ein Drama über ihn, Grillparzer auch. Vollendet wurde keins von beiden.

Die Kommunisten machten Spartacus zur Ikone. «Spartakusbund» nannten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht die Vereinigung sozialistischer Marxisten, die im Ersten Weltkrieg die Revolution des Proletariats plante. Auch der «Spartakiade» lieh der Sklavenanführer seinen Namen, dem sowjetischen Pendant zu den Olympischen Spielen. Stanley Kubrick inszenierte den thrakischen Sklaven in seinem Monumentalfilm von 1960 mit Kirk Douglas als unbeugsamen Freiheitshelden. Eine Fernsehserie stilisierte ihn 2013 zum apokalyptischen Rächer der Entrechteten.

Bis heute ist Spartacus lebendig, wo es um Freiheit und Rebellion geht. Welche Absichten der historische Spartacus tatsächlich verfolgte, ist allerdings schwer zu sagen. Und was seine Mitverschworenen wollten, lässt sich erst recht nicht entscheiden. Ihre Lebenssituationen waren viel zu verschieden, als dass sie sich auf ein gemeinsames Ziel hätten verpflichten können. Einem klaren Plan folgte der Aufstand nicht. Er scheint von kurzfristigen Überlegungen bestimmt gewesen zu sein. Der Tross bewegte sich dahin, wo er Beute machen oder römische Truppen bedrängen konnte. So lange, bis er selbst bedrängt wurde.

Ein grosser General

Die Spartacus-Truppe war mehr als eine Räuberbande. Aber politische Motive lagen ihnen fern. Eine Neuordnung des Staates planten sie nicht. Das zeigt sich schon daran, dass sie es vermieden, in Rom einzufallen. Für vierzig-, fünfzigtausend Bewaffnete wäre es ein Leichtes gewesen, die Res publica im Zentrum der Macht anzugreifen. Sie taten es nicht, obwohl sie mehrmals in die Nähe der Hauptstadt kamen. Kaum deshalb, weil sie sich nicht stark genug gefühlt hätten. Sie wollten sich aus den bedrückenden Verhältnissen befreien, in denen sie gefangen gewesen waren. Mehr nicht. Und konnten sich wohl irgendwann nicht mehr aus dem Rausch des Plünderns befreien.

Vielleicht wurde Spartacus zum Opfer seines anfänglichen Erfolgs. Und der diffusen Hoffnungen, die seine Getreuen in ihn setzten. Nach dem Sieg bei Mutina wäre der Weg frei gewesen, Italien zu verlassen. Nach Gallien, Germanien oder Thrakien. Vielleicht wäre Spartacus in seine Heimat gezogen, wenn ihn seine Anhänger nicht gedrängt hätten, sie wieder nach Mittel- und Süditalien zu führen. Dass die scheinbar Unbesiegbaren von da an mehr und mehr in Bedrängnis kamen, hing nicht nur damit zusammen, dass Rom seine Kräfte konzentrierte. Sondern auch damit, dass ihre innere Einheit zu zerbrechen begann.

Wer Spartacus war, wird immer ein Rätsel bleiben. Der «famoseste Kerl, den die ganze antike Geschichte aufzuweisen hat», wie Marx meinte? Angesichts seines Hangs zur Grausamkeit sind Zweifel erlaubt. Der real representative des antiken Proletariats war er erst recht nicht, trotz dem «Kommunismus», den er in seiner Armee etablierte. Eine politische Perspektive hatte er ebenso wenig wie eine Vorstellung davon, wie ein gerechter Staat wirtschaftlich funktionieren könnte. Eines allerdings war Spartacus zweifellos: ein grosser General. Immerhin schaffte er es, eine Truppe von zusammengewürfelten Desperados zu einer Armee zu formen, die den römischen Staat fast drei Jahre lang in Atem hielt und zwischendurch an den Rand des Abgrunds brachte.

Grosse Revolutionen

rib. Revolutionen prägen die Geschichte und verändern die Welt. Aber wie laufen sie ab? Was braucht es, damit sie ausbrechen? Was macht sie erfolgreich, was bringt sie zum Scheitern? Und welche Nebenwirkungen haben sie? In einer Reihe von Artikeln werden in den kommenden Wochen ausgewählte Revolutionen erzählt und die Frage gestellt, welche Folgen sie hatten. Am 19. Juli schreibt der Historiker André Holenstein über den Schweizer Bauernkrieg von 1653.

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