Einer der grössten Medienkonzerne der Welt hat im Streaming-Bereich verlustreiche Jahre hinter sich. Jetzt erfindet er sich neu. Und setzt auf grosse Namen.
Der Disney-Chef verkündete am Mittwoch, eine neue Ära sei angebrochen. Seine neue Strategie beinhaltet denn auch zwei gewichtige Namen: Taylor Swift und «Fortnite».
«Jetzt sind die Voraussetzungen für signifikantes Wachstum und Erfolg gegeben», sagt Iger bei der Präsentation der Quartalszahlen. Er kündigte an, dass Taylor Swift ihren Konzertfilm «Taylor Swift: The Eras Tour» exklusiv auf Disney Plus ausspielen wird. Zudem steigt der Unterhaltungskonzern ins Gaming-Geschäft ein und investiert 1,5 Milliarden Dollar in das Unternehmen Epic Games, das auch das Shooter-Game «Fortnite» entwickelte.
Das Comeback
Disney erreichte im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024 einen Umsatz von 23,5 Milliarden US-Dollar, ähnlich wie im Vorjahresquartal. Der Gewinn betrug 2,15 Milliarden Dollar und fällt somit höher aus als erwartet. Bob Iger überraschte die Anleger zudem mit der Ankündigung, den Gewinn pro Aktie in diesem Jahr 20 Prozent steigern zu wollen. Damit übertraf er die Schätzungen der Wall-Street-Analysten deutlich. Daher legte die Disney-Aktie im nachbörslichen Handel um fast 7 Prozent zu.
Trotz anhaltenden Verlusten in der Streaming-Sparte von 138 Millionen Dollar und offenen Fragen bei der Nachfolgeplanung ist Iger überzeugt, mit Disney wieder auf Kurs zu sein. Zu seinen erklärten Zielen gehört die Stärkung des Sportsenders ESPN, das Streaming zu einem profitablen Wachstumsgeschäft auszubauen, die Filmstudios neu zu beleben und das Wachstum in den Vergnügungsparks und Erlebniswelten anzukurbeln.
Disney auf den Pfaden von Netflix
Einen Grossteil der Gewinne erzielt Disney mit Freizeitparks, Kreuzfahrtschiffen und Fan-Artikeln. Da das Kabelfernsehgeschäft in den USA schrumpfte, war Disney gezwungen, ein Streaming-Angebot aufzubauen. Der Branchenführer Netflix ist Disney allerdings stets einen Schritt voraus.
So ging Netflix bereits im letzten Jahr gegen das Teilen von Accounts vor und gewann damit viele zusätzliche Abonnenten. Derzeit aktualisiert auch Disney seine Nutzervereinbarungen. Ab dem Sommer 2024 ist das Teilen von Accounts auch bei Disney Plus nicht mehr möglich. Und auch im Bereich Videospiele ist Netflix weiter als Disney. Vergangenen Dezember brachte Netflix drei Handyspiele von «Grand Theft Auto» (GTA) heraus. GTA gehört zu den meistverkauften Computerspiel-Serien.
Nun steigt auch Disney ins Geschäft mit Videospielen ein. Die Investitionen in Epic Games begründet Bob Iger gegenüber CNBC wie folgt: «Ich denke, das ist nicht nur zeitgemäss, sondern auch ein wichtiger Schritt, wenn man sich die demografischen Trends ansieht und sich anschaut, wie die Generationen Alpha, Z und auch die Millennials ihre Zeit mit Medien verbringen.»
Das beliebte Shooter-Game «Fortnite» wird zudem als Produkt von Epic Games in die Merchandise-Produktion von Disney einfliessen. Ein Spiel- und Unterhaltungsuniversum soll entstehen, das die Figuren und Legenden von Disney nutzt.
Sport und Pop
Auch im Bereich Sport hat Disneys Streaming-Angebot noch einiges aufzuholen. Laut der «New York Times» ist der US-Sportsender ESPN seit fast 30 Jahren der finanzielle Motor von Disney. Schliesslich waren es die Sportprogramme, die Disneys Übernahmen von Marvel, Pixar und 21st Century Fox finanzierten.
Nun plant Disney-CEO Bob Iger den Fernsehsender ESPN mit der Fox Corporation und Warner Bros. Discovery anzukurbeln, um eine Streaming-Plattform zu starten, die auf Sport spezialisiert ist.
Spiele der National Football League (NFL), der National Basketball Association (NBA) und der Fussballweltmeisterschaft sollen auf der neuen ESPN-Plattform gestreamt werden.
Zudem erhofft sich Iger, dass sich am 15. März zahlreiche Taylor-Swift-Fans auf Disney Plus tummeln werden. Der Konzertfilm «Taylor Swift: The Eras Tour» wird auf dieser Streamingplattform exklusiv angeboten. Es handelt sich dabei um den umsatzstärksten Konzertfilm, der im vergangenen Oktober in die Kinos kam; er sprudelte Einnahmen in Höhe von 261 Millionen Dollar in die Kinokassen.
Swifts Film auf Disney Plus beinhaltet sogar fünf zusätzliche Lieder. Sie sagte zur Zusammenarbeit mit Disney: «Ich habe ein Streaming-Zuhause gefunden, und dieses Zuhause wird Disney Plus sein.»