Die Nachfrage nach Elektroautos ist zurückgegangen, jetzt braucht es Lagerflächen für das Überangebot. Satellitenbilder zeigen, wo der amerikanische Elektroautohersteller seine unverkauften Autos lagert – und wie viele es geworden sind.
Die Energiewende in der Mobilität ist ins Stocken geraten. Spätestens seit Beginn des Jahres 2024 zeigt sich ein deutlicher Rückgang der steilen Wachstumsraten beim Kauf von Batterieelektroautos.
Zu spüren bekommt das die Autoindustrie, die noch vor fünf Jahren insbesondere in Europa vor dem Problem stand, die strengen CO2-Ziele mit herkömmlichen Autos nicht erreichen zu können. Viele Autokonzerne vollzogen einen Strategiewechsel hin zum lokal emissionsfreien Batterieauto.
Tesla rieb sich als Pionier im Bereich der Elektroautos die Hände. Der Know-how-Vorsprung war gegenüber der Konkurrenz gross. Nur das Problem mit hohen Fahrzeugpreisen und tiefen Produktionszahlen musste der Tesla-Chef Elon Musk lösen. Dies gelang mit neuen Werken in China und Deutschland in letzter Zeit bestens. Allein am Berliner Standort Grünheide rollten nach Angaben von Tesla wöchentlich 5000 Fahrzeuge vom Band, vor allem Modelle des derzeitigen Bestsellers Model Y. Geplant waren sogar einmal 10 000 Teslas pro Woche.
Doch gerade in Deutschland konnte der Aufbau der Ladeinfrastruktur nicht mit dem Wachstum bei der E-Auto-Produktion Schritt halten. Zudem sind viele Kunden nach wie vor besorgt wegen zu kleiner Reichweiten.
Die Fahrzeuge rollen unaufhaltsam vom Band
Die erlahmende Nachfrage nach Batterieautos trifft Tesla nun deutlich. Insgesamt gingen die Verkäufe des Herstellers in Europa im ersten Quartal 2024 um 4,7 Prozent zurück. Es kommt zu Überkapazitäten.
Die Bänder lassen sich aber nicht einfach abstellen, auch wenn Bürgerproteste gegen einen weiteren Ausbau des Werks Grünheide in den vergangenen Tagen dies erreichen wollten. Praktisch jede Minute rollt ein neuer Tesla vom Band. Und die Autotransporter, die die Fahrzeuge direkt an Kunden ausliefern sollen, stehen derzeit nicht am Werkstor Schlange.
Nötig ist also ein Zwischenlager für die Neuwagen. Tesla fand eines westlich von Berlin in der Märkischen Schweiz, am Flugplatz Neuhardenberg. Satellitenbilder zeigen, wie sich die Freifläche in den vergangenen 18 Monaten gefüllt hat.
Wie die Aufnahme vom März 2024 zeigt, dürften sich derzeit mehrere tausend Neufahrzeuge auf dem temporären Parkplatz in Neuhardenberg befinden. Die meisten von ihnen sind vermutlich Teslas Model Y, wie die Form der Sonnendächer der Wagen erkennen lässt.
Auch die Bevölkerung leidet unter den Transporten
Auswirkungen haben die Überproduktion und die Verschiebung der neuen Autos per Transporter von Grünheide Richtung Neuhardenberg auch auf die Anwohner. Wie der TV-Sender RBB berichtet, donnern mehrmals pro Stunde Autotransporterkolonnen über die Strassen des Bezirks Märkisch-Oderland. Die Lkw-Fahrer versorgen sich im lokalen Supermarkt und hinterlassen teilweise erheblichen Müll.
Zudem versagt die Satellitennavigation der Lastwagen regelmässig. Die Transporter fahren infolgedessen regelmässig auf schlecht asphaltierten Nebenstrassen durch umliegende Dörfer. Das ist zwar nicht verboten, wäre jedoch vermeidbar. Mittlerweile haben Tesla und der Flugplatzbetreiber nach Angaben von RBB reagiert und eine Route über Bundesstrassen vereinbart, die 15 Kilometer länger ist.
Wie lange die Situation mit Überproduktion in Grünheide und Zwischenlagerung in Neuhardenberg andauern wird, ist unklar. Noch ist kein erneutes Anziehen der Nachfrage nach Tesla-Fahrzeugen in Europa spürbar, auch wenn der Hersteller immer wieder mit kurzfristigen Preissenkungen reagiert.
Fest steht, dass der Mietvertrag für die Parkflächen am Flugplatz Neuhardenberg im Juni 2024 ausläuft. Ob er verlängert wird, ist offen.